Innerromanischer Sprachkontakt: Die ecuadorianische Sprechergruppe in Genua
1. Einleitung
Genua ist eine von Multikulturalität und Sprachenvielfalt geprägte Hafenstadt. Viele Menschen mit unterschiedlichen Sprachen und Herkunftsregionen leben dort zusammen und kommunizieren dort tagtäglich miteinander (vgl. Comune di Genova 2017). Seit der Krise in Südamerika in den 90er Jahren leben und bewegen sich auch die Ecuadorianer im urbanen Raum Genuas und gestalten dort die größte ecuadorianische Community außerhalb Ecuadors (vgl. Russo 2018). Seit 1999 ist die ecuadorianische Sprechergruppe außerdem die größte ausländische Community Genuas (vgl. Comune di Genova 2017). Diese Besonderheit schlägt sich natürlich auch im urbanen Raum nieder und beeinflusst neben der kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Situation der Stadt auch das sprachliche Bild Genuas. Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungen und Erlebnissen sowie mit einer anderen kulturellen und sprachlichen Prägung bewegen sich kommunikativ anders und weisen andere sprachliche Besonderheiten im Kontext der Mehrsprachigkeit auf als autochthone Sprecher. Daher erweist es sich als unabdingbar, auch den Sprechern anderer Sprachzugehörigkeitsgruppen Gehör zu schenken und ihre soziale wie sprachliche Entwicklung zu erforschen. Migration bewirkt folglich eine kulturelle und sprachliche Vielfalt, die sich im Phänomen des durch Mehrsprachigkeit evozierten Sprachkontakts widerspiegelt. Denn Migranten sind sprachliche Minderheiten, die eine neue Sprache importieren und sich gleichsam der autochthonen Sprache annähern (vgl. Nelde 2011, 518f). Im urbanen Raum Genuas lässt sich demzufolge eine große Heterogenität an Sprechern feststellen, weshalb auch der innerromanische Sprachkontakt zwischen dem ecuadorianischen Spanisch und der italienischen Varietät Genuas vorliegt.
Dieser Aspekt soll als Ausgangspunkt der vorliegenden Arbeit dienen, da sich aus dieser Sprachkontaktsituation heraus das Forschungsvorhaben der vorliegenden Arbeit ableitet. Das Forschungsinteresse liegt dabei auf der Wahrnehmung der Italiener und Ecuadorianer gegenüber der italienischen bzw. spanischen Varietät der ecuadorianischen Sprecher der 1. und 2. Generation in Genua. Somit liegen Vergleichspunkte zwischen den sprachlichen Realisierungen der beiden Generationen der ecuadorianischen Sprecher sowohl im Spanischen als auch im Italienischen vor. Ziel ist in diesem Falle, mögliche Korrelationen zwischen den Interferenzen der beiden Kontaktvarietäten generationenabhängig aufdecken zu können. Dabei werden die sprachlichen Phänomene in vorliegender Arbeit auf lautlicher Ebene untersucht. Da das Italienische stets diatopisch markiert ist, ist die Ausgangshypothese der Arbeit, dass die Sprecher der 2. Generation die italienische Varietät Genuas verwenden und somit von den Italienern nach Norditalien verortet werden, während die Sprecher der 1. Generation spanische Interferenzen im Italienischen aufweisen. Ferner kann davon ausgegangen werden, dass bei der Analyse der spanischen Stimuli die Sprecher der 1. Generation als spanische L1 Sprecher wahrgenommen und nach Ecuador verortet werden. Bei der Analyse der 2. Generation muss erörtert werden, ob die Sprecher der 2. Generation italienische Interferenzen aufweisen oder aber lautlich ausgeglichen bilingual sind und folglich von den Ecuadorianern ebenfalls als spanische L1 Sprecher wahrgenommen werden. Dabei wird ein Augenmerk sowohl auf das Sprecherwissen der Italiener gegenüber den italienischen sprachlichen Realisierungen der in Genua lebenden Ecuadorianer als auch auf das Sprecherwissen der Ecuadorianer gegenüber einer im Migrationskontext gesprochenen spanischen Varietät gelegt.
Daraus ergeben sich folgende Forschungsfragen, die sich als roter Faden durch die vorliegende Arbeit ziehen werden, um sie einer Analyse zu unterziehen:
- Werden die in Genua lebenden ecuadorianischen Sprecher der 1. Generation als spanische L1 Sprecher identifiziert?
- Werden im Gegensatz dazu die in Genua lebenden ecuadorianischen Sprecher der 2. Generation als italienische L1 Sprecher wahrgenommen und erfolgt darüber hinaus die Verortung nach Norditalien?
- Welche lautlichen Interferenzen weisen die Sprecher auf und sind für die Informanten als ausschlaggebend für die Wahl der L1 und der Verortung?
- Sind die lautlichen Interferenzen im Italienischen individuell oder konventionalisiert?
- Wie werden die Sprecher im Spanischen von ecuadorianischen Informanten wahrgenommen und verortet? Gibt es auch dabei generationenunterscheidende sprachliche Merkmale?
- Liegen je nach Generation unterschiedliche Einstellungen gegenüber der italienischen und spanischen sprachlichen Realisierungen der ecuadorianischen Sprecher vor?
In diesem Kontext erfolgt erstmals die Analyse des kommunikativen Raums der in Genua lebenden Ecuadorianer, wobei beide im Sprachkontakt involvierten Varietäten in die Analyse einbezogen werden. Somit besteht ein Interesse der Romanistik für eine innerromanische Sprachkontaktsituation, in der Korrelationen zwischen Generationen und Interferenzen beider Sprachen gleichsam untersucht werden. Das Forschungsvorhaben positioniert sich folglich im Bereich der interlingualen Geolinguistik, da eine „räumliche Sprachvariation über Sprachgrenzen […] hinweg erfasst“ wird (Krefeld 2018a, 2).
Darüber hinaus befindet sich vorliegende Arbeit im Bereich der perzeptiven Linguistik. Damit soll den Sprechern, die gleichzeitig Hörer sind, mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Die Perzeptionsanalyse gestaltet sich als höchst relevant und innovativ, da sie auf der Einbeziehung der Wahrnehmung von Laien basiert (vgl. Krefeld 2005, 162). Ein Linguist wird, im Bezug auf Varietäten, hauptsächlich mit der Sprachproduktion konfrontiert, es gilt jedoch die Perzeption, die Art wie Sprache vom Sprecher bzw. Hörer wahrgenommen wird, in gleichem Maße zu beachten, denn meist ist ein Sprecher in erster Linie ein Hörer (vgl. Krefeld/Pustka 2014, 12). Die Perzeption wurde in der Linguistik lange Zeit vernachlässigt (vgl. Krefeld/Pustka 2010, 9). Diesem Phänomen soll mit dieser lautlich-perzeptiven und deshalb stimulusbasierten Studie entgegengewirkt werden. Zudem erfolgt der Vergleich mit der Analyse der Produktionsdaten, um die Perzeption der italienischen und spanischen Informanten linguistisch erörtern zu können. Die Forschung stützt sich auf die Methoden der teilnehmenden Beobachtung, Interviews mit soziolinguistischen Fragen sowie perzeptiven Tests, die auf Grundlage von zwölf unmittelbar perzeptiv basierten lautlichen Stimuli in Form von Wörtern, welche besondere lautliche Charakteristika aufweisen, durchgeführt werden.
Mit diesem Ansatz und dem Forschungsgegenstand soll eine Forschungslücke gefüllt werden, die sich auf die ecuadorianische Varietät des Spanischen im Migrationskontext sowie auf das Italienische einer sich im Migrationskontext befindenden anderen romanischen Sprechergruppe bezieht. Ferner soll das Augenmerk auf die Wichtigkeit gelegt werden sich mit sprachlichen Minderheitengruppen im Migrationskontext zu beschäftigen, die den geographischen und kommunikativen Raum mitgestalten und in dieser besonderen gesellschaftlichen Situation sprachliche Phänomene aufweisen, die es zu untersuchen gilt.
Nach einem kurzen Abriss über den aktuellen Forschungsstand im zweiten Kapitel (vgl. Kapitel ), erfolgt im dritten Kapitel (vgl. Kapitel ) eine sozio-kulturelle Einführung, in der die Gründe der Migrationsbewegung sowie die aktuelle Situation der ecuadorianischen Community unter sozialen Aspekten aufgezeigt werden. Darüber hinaus wird das mehrsprachige Sprachrepertoire mit dem dazugehörigen Spracherwerbsprozess der ecuadorianischen Sprechergruppe in Genua erörtert, um so auf die Sprachkontaktsituation hinzuführen und diese in einen soziolinguistischen Rahmen zu betten. Im vierten Kapitel (vgl. Kapitel ) schließlich werden die lautlichen Charakteristika der beiden im Kontakt stehenden Sprachen beleuchtet sowie auf sprachliche Phänomene eingegangen, die aus einer Sprachkontaktsituation heraus resultieren. Das fünfte Kapitel (vgl. Kapitel ) beschäftigt sich mit der methodischen Herangehensweise der Forschung sowie mit der theoretischen Einbettung der Modelle, aus welchen sich die Methodik speist. Folgend wird im sechsten Kapitel (vgl. Kapitel ) die Durchführung der Studie beleuchtet, wobei auf die Kontaktaufnahme, die Datenerhebung sowie einige im Rahmen der Durchführung entstandenen Komplikationen eingegangen wird. Im siebten Kapitel (vgl. Kapitel ) erfolgt nun die eigentliche Auswertung und Analyse der Perzeptions- und Produktionsdaten, wobei zunächst der soziolinguistische Rahmen der ecuadorianischen Sprecher erörtert wird, um dann in einem zweiten Schritt die Perzeptions- und Produktionsdaten quantitativ auszuwerten und einzelne qualitative Aspekte unter die Lupe nehmen zu können, die dank der soziolinguistischen Analyse transparent werden. Im Rahmen der Synthese (vgl. Kapitel ) werden die wichtigsten Ergebnisse der Analyse zusammengefasst, womit sie durch den Vergleich der Einzelanalysen der Generationen und Sprachen der Beantwortung der Forschungsfragen dient. Im letzten Kapitel (vgl. Kapitel ) werden schlussendlich ein Fazit sowie ein Ausblick auf weitere mögliche Forschungen, die auf vorliegender Studie basieren können, aufgezeigt.
Im Folgenden soll nun im Rahmen eines sprecherbasierten Forschungsansatzes der ecuadorianischen Sperchergruppe in Genua die Aufmerksamkeit geschenkt werden und ihre im mehrsprachigen Sprachrepertoire vorhandenen Varietäten im Spiegel der Perzeption analysiert werden.
2. Forschungsstand
Zu Beginn soll die Arbeit in ihrer wissenschaftlichen Ausrichtung im Forschungskontext positioniert werden. Nach der Einleitung wird deutlich, dass sich die Studie im Bereich der Kontakt- und Migrationslinguistik befindet, da zwei Sprachen in Kontakt treten, indem sich die Sprecher einer L1 im Migrationskontext mit einer anderen Sprache befinden. Davon ausgehend wird das Modell des kommuniktativen Raums (vgl. Krefeld 2004) zur Beschreibung der sprachlichen Migrationssituation im Rahmen eines sprecherfokussierten Ansatzes, in welchem das mehrsprachige Repertoire von großer Bedeutung ist, herangezogen. Im Spiegel des Sprachkontakts im Migrationskontext werden die Interferenzen auf lautlicher Ebene untersucht, die Gegenstand der Sprachkontakt- und Mehrsprachigkeitsforschung sind (vgl. Schjerve 2011, Riehl 2014a). Letztlich spielt für die methodische Ausrichtung und die Herangehensweise an den Untersuchungsgegenstand die perzeptive Linguistik von Krefeld/Pustka 2010 und Krefeld/Pustka 2014 eine große Rolle, da somit das Sprecherwissen der Italiener und Ecuadorianer gegenüber der italienischen bzw. spanischen Varietät der ecuadorianischen Sprechergruppe der 1. und 2. Generation analysiert wird. Die Perzeption der Sprachdaten liegt somit im Mittelpunkt und gilt ganz im Sinne der perzeptiven Linguistik (vgl. Krefeld/Pustka 2010, Krefeld/Pustka 2014) als Ausgangspunkt für die Annahme von Varietätengrenzen und sprachlichen Unterschieden. Zu sprachlichen Kontaktphänomenen und der Substrattheorie, die von Weinreich (1953) geprägt wurde, gibt es tatsächlich bereits schon zahlreiche Forschungen. Jedoch wurde der Aspekt der ethnolinguistischen Differenz oder der regionalen Idiomen lange Zeit vernachlässigt, da politisch eine Einheitsstaatlichkeit und ein Sprachzentralismus auf Grund der ideologischen Idee einer Nationalsprachigkeit vertreten wurde. Nach einer langen Phase, in welcher der Wunsch nach einer nationalen Einheitssprache dominierte, fand erst ab den 70er Jahren dank eines gesellschaftspolitischen Drucks auf die italienische Zentralregierung ausgehend von Regionalismusbewegungen ein Umdenken statt. Dies bedingte eine Auseinandersetzung mit Autonomiebewegungen und ethnischen Minderheiten, was letztlich auch Konsequenzen für die sprachwissenschftliche Forschung mit sich brachte. So wurden in der Linguistik variationslinguistische Konzepte entwickelt und die plurilinguale Variabilität in die Forschung integriert (vgl. Schjerve 2011, 15). Diese Bewegung mündete schließlich in einer neuen Forschungsdisziplin: der Migrationslinguistik von Krefeld (vgl. Krefeld 2004). Inzwischen sind zahlreiche Studien im Rahmen der Migrations- und Varietätenlinguistik entstanden, die regionale und lokale Idiome wie auch Sprachen und Varietäten der Immigranten erforschen. So zum Beipiel folgende Studien: Melchior 2009, Postlep 2010, Pustka 2010, Piredda 2013, Prifti 2014, Barbarić 2015, Monachesi Gaio 2018. Auch im Rahmen perzeptiver Ansätze liegen bereits Studien vor, welche die Sprecher der Migrationsvarietäten in ihrem Sprecherbewusstsein untersuchen und die mehrdimensionalen kommunikativen Räume miteinbeziehen. So liegt beispielsweise der Band „Percezione dello spazio, spazio della percezione la variazione linguistica fra nuovi e vecchi strumenti di analisi“ von Mari d’Agostino (vgl. D'Agostino 2002) vor, der zahlreiche Artikel zum Thema der perzeptiven Varietätenlinguistik beinhaltet und auch Sprechern extraterritorialer Varietäten Gehör schenkt, wie die Beiträge „La comunità ivoriana a Palermo. Frammenti stranieri di una immagine urbana“ von Chiara Amoruso (vgl. Amoruso 2002) und „Spaziando per l’Etiopia: inofmratori, percezione e coscienza della varietà in area „ometo““ von Roberto Sottile (vgl. Sottile 2002) zeigen.
Im Rahmen der Dialektologie und einiger regionalitalienischer Studien wurden inzwischen zahlreiche Studien realisiert, die sich mit den regionalen und lokalen Varietäten sowie auch mit den Minderheitensprachen Italiens beschäftigen. Hier sind beispielhaft folgende wichtige Studien zu nenne: Canepari 1980, Telmon 1993, Coveri u.a. 1998, Piredda 2013, Canepari 2018, Melchior 2018, Rabanus 2018, Binazzi 2019, Krefeld/Bauer 2019. In diesem Zusammenhang wurden auch Forschungen durchgeführt, die das für vorliegende Studie relevante italiano regionale aus Genua auf lautlicher Ebene untersuchen wie die Werke von Tullio Telmon (1993), Canepari (Canepari 1980, 2007, 2018) und Coveri (1998) zeigen. Das ecuadorianische Spanisch ist bis heute allerdings noch recht unerforscht. Ein paar wenige Studien beschäftigen sich mit der spanischen Varietät Ecuadors. Diese müssten jedoch durch größer ausgelegte, aktuelle Studien ergänzt werden. Die von Palacios Alcaine (2011) durchgeführte, aktuelle Studie beschäftigt sich mit dem Sprachkontakt zwischen der Minderheitensprache Quechua und dem Spanischen Ecuadors.
Somit ist vorliegende Studie als Schnittpunkt zwischen der perzeptiven Linguistik, der Migrationslinguistik und der Sprachkontaktforschung zu sehen, wobei soziolinguistische Aspekte stets mit berücksichtigt werden.
3. Die ecuadorianische Sprechergruppe Genuas unter sozio-kultureller Perspektive
3.1. Push- und Pullfaktoren
Genua ist seit jeher ein „punto di arrivi e partenze“ (Russo 2018) und so ist es auch nicht verwunderlich, dass es eine südamerikanische Community in der Hauptstadt Liguriens gibt. Jedoch ist Genua gleichzeitig „la più grande comunità ecuadoriana all’estero“ (Russo 2018). Dies lässt sich unter anderem auf die wirtschaftliche und soziale Situation in Ecuador zurückführen: Seit den 90er Jahren ist eine in Südamerika anhaltende Krise vorzufinden, die eine hohe Anzahl an Auswanderungen evozierte. So erreichten besonders in den Jahren 1998 und 1999 viele Ecuadorianer die Hafenstadt Genua und hofften dort eine bessere Zukunft zu finden (vgl. Russo 2018). Dementsprechend zählen das mangelhafte Angebot an Arbeitsplätzen, Studiengründe, religiöse Gründe sowie die medizinische Versorgung zu den Faktoren, die zur Emigration beitrugen (vgl. Ministero del lavoro e delle politiche sociali 2017, 26).
In den ersten Jahren sind hauptsächlich Frauen nach Genua emigriert, da sie sich in Ecuador ihrer Autonomie beraubt fühlten und in Europa eine neue Eigenständigkeit erstrebten. Genua gestaltete sich bei dieser Suche als besonders attraktiv, da es in jenen Jahren der Migrationswelle Bedarf an Arbeitskräften im Pflegebereich gab. Somit besaßen viele Ecuadorianerinnen im Alter zwischen 30 und 40 Jahren die Hoffnung eine Arbeit als Pflegerin zu bekommen (vgl. Bompani 2006, Russo 2018).
Daraufhin folgten die Familien und Freunde, die von den positiven Berichten erfuhren (vgl. Russo 2018). Dies führte schließlich bis zum Jahre 2010 zu einem regelrechten Boom, der jedoch nach der Wirtschaftskrise abnahm und auf Grund der Arbeitssituation in Italien in einer abnehmenden Zahl an ecuadorianischen Einwanderern mündete (vgl. Bompani 2006). Sehr viele Ecuadorianer stammen ursprünglich aus der Hafenstadt Guayaquil, welches die größte Stadt Ecuadors ist (vgl. Russo 2018). Auch wenn die Ecuadorianer inzwischen fest im urbanen Geschehen Genuas verankert sind (vgl. tigullionews 2017) und mit 24% die größte ausländische Community darstellen (vgl. Comune di Genova 2017), so besteht bei den meisten Ecuadorianern der Wunsch in Genua genügend Geld zu sparen, um später nach Ecuador zurückkehren zu können und um dort eine bessere Zukunft zu haben (vgl. Bompani 2006). Dieser Aspekt spielt eine wichtige Rolle bei der Identitätsfindung und somit auch bei dem Vermögen, die spanische Sprache mit den lautlichen ecuadorianischen Charakteristika beizubehalten und diese auch an die Kinder, sprich an die 2. Generation weiterzugeben. Aus diesem Grund wird im Analysekapitel erörtert, ob die ecuadorianische Community, wenn sie Spanisch spricht, in der Perzeption der in Ecuador lebenden Ecuadorianer als Spanischsprecher wahrgenommen und auch nach Ecuador verortet werden. Parallel dazu kann diese identitätsstiftende Komponente auch einen Einfluss auf die Italienischkenntnisse ausüben. Auch dieser Aspekt wird im Analysekapitel erörtert.
3.2. Die ecuadorianische Community in Genua
Inzwischen sind es ein paar Jahrzehnte, dass die Ecuadorianer in Genua leben. Aktuell sind dort laut tuttitalia.it (2019) 15.613 Ecuadorianer ansässig (vgl. tuttitalia.it 2019). Es handelt sich hierbei dank sehr engagierter Frauen um eine aktive Gruppe, die sich in diversen Instituten organisieren und vernetzen. So bietet beispielsweise die Organisation Coordinamento Ligure Donne Latinoamericane kulturelle Veranstaltungen zu lateinamerikanischen Themengebieten an und ermöglicht lateinamerikanischen Frauen eine Vernetzung untereinander sowie erste Hilfestellungen bei der kulturellen und sozialen Integration bei gleichzeitiger Wahrung und Pflege der Herkunftskultur. Des Weiteren findet man im westlichen Teil Genuas – dem Ponente genovese, in welchem die meisten Ecuadorianer leben (vgl. Russo 2018) – die bilinguale Schule „Fe y Alegría“, die Abendkurse für schulische Bildung und Integration anbietet und somit die hispanoamerikanischen Schüler unterstützt, die ihr Abitur nachholen möchten oder in den staatlichen Schulen nicht mitkommen. Darüber hinaus verfügt die Schule über eine Bibliothek , in welcher die Schüler lernen können. Ferner bietet die Schule Ausbildungen diverser Art an, um den jungen Leuten eine berufliche Zukunftsperspektive ermöglichen zu können.
Neben diesen sozialen und kulturellen Einrichtungen hat die ecuadorianische Community ebenfalls die Möglichkeit, sich in spanischer Sprache sowohl über italienische als auch über lateinamerikanische Themen zu informieren. Die italienische Zeitung „Il secolo XIX“ bietet einen Abschnitt „Semanal“ mit spanischen Informationen, während die monatlich erscheinende Zeitung „Visión latina“ von Monica Calvache bilingual ist, eine cronaca cittadina enthält und über kulturelle Veranstaltungen der lateinamerikanischen Community in Genua informiert. Auch das ecuadorianische Konsulat in Genua hilft den Ecuadorianern bei Notfällen, Fragen und der Integration, weshalb sich täglich circa 100 Personen an das ecuadorianische Konsulat in Genua wenden. Denn auch in Genua gilt es, Probleme zu meistern: Dies beginnt bei der Wohnungssuche und führt bis hin zum Arbeitsplatz. So berichtet 2006 der ecuadorianische Konsul in einem Gespräch mit der „Repubblica„, dass viele Eigentümer ihre Wohnungen nicht an Ecuadorianer vermieten möchten. Auch bei der Arbeitssuche haben es Ecuadorianer nicht immer leicht, da im Allgemeinen die Arbeitssituation kompliziert ist und zudem einige Arbeitgeber italienische Arbeitskräfte bevorzugen (vgl. Bompani 2006). Trotz alledem ist die ecuadorianische Community jene ausländische Gruppe, die am besten im Arbeitssektor verankert ist. 64,2% aller 15-64 jährigen Ecuadorianer arbeiten, wobei bei den Frauen ein gewisser Vorsprung zu konstatieren ist.1 49% arbeiten dabei in den „servizi pubblici, sociali e alle persone“, 19% sind in der „Industria“ tätig und 18% arbeiten im Bereich der „trasporti e servizi alle imprese“ (Ministero del lavoro e delle politiche sociali 2017, 39).
Die Hälfte der in Italien lebenden Ecuadorianer weisen einen Bildungshintergrund mit dem Abschluss der „licenza media“ auf, während lediglich 2% einen Universitätsabschluss haben (vgl. Ministero del lavoro e delle politiche sociali 2017, 39).
Dank der zahlreichen kulturellen Angebote, der Informationsbeschaffung in italienischer und in spanischer Sprache sowie dank der Unterstützung schulischer Angebote ist die Möglichkeit gegeben, beide Sprachen weiterhin aktiv zu verwenden. Dies stellt einen wesentlichen Aspekt bei der Mehrsprachigkeit dar, weshalb es interessant sein wird zu untersuchen, ob die Sprecher der 2. Generation von den italienischen Informanten als Italienischsprecher und von den ecuadorianischen Informanten als Spanischsprecher wahrgenommen werden. Des Weiteren wird analysiert werden, ob die Sprecher der 1. Generation gemeinsame Interferenzen aufweisen, die sie durch gemeinsame schulische oder kulturelle Angebote verbreiten konnten.
3.3. Das mehrsprachige Sprachrepertiore der ecuadorianischen Sprecherguppe Genuas
Da sowohl das italienische als auch das spanische Sprachverhalten der in Genua lebenden Ecuadorianer auf lautlicher Ebene untersucht werden soll, werden im vorliegenden Kapitel relevante Aspekte des mehrsprachigen Sprachrepertoirs und des damit verbundenen Spracherwerbs in der Migration erörtert.
„Mehrsprachigkeit ist insgesamt eine besondere Chance, den eigenen Horizont zu erweitern und die bisherige sprachliche Prägung zu reflektieren.“ (Bickes/Pauli 2009, 81). Diese Äußerung kann man auch auf das mehrsprachige Sprachrepertoire der in Genua lebenden Ecuadorianer beziehen, die als Sprechergemeinschaft die spanische Varietät Ecuadors2 sowie das Italienische besitzen. Riehl (Riehl 2014b, 9) definiert den Begriff der Mehrsprachigkeit dabei folgendermaßen:
Der Begriff ‚Mehrsprachigkeit‘ bezeichnet verschiedene Formen von gesellschaftlich und institutionell bedingtem und individuellem Gebrauch von mehr als einer Sprache. Er beschreibt Sprachkompetenzen von Einzelnen wie Gruppen und verschiedenen Situationen, in denen mehrere Sprachen in Kontakt miteinander kommen oder in einer Konversation beteiligt sind.
In diesem Fall sind die beiden im Kontakt stehenden Sprachen das Italienische und das Spanische, weshalb die ecuadorianischen Sprecher in Genua einen individuellen Gebrauch der beiden Sprachen aufweisen und die Sprachkompetenz in beiden Sprachen der ecuadorianischen Sprechergruppe in ihrem mehrsprachigen Repertoire zum Ausdruck kommt. Nachdem der Spracherwerb vom sprachlichen Input abhängig ist, welches in Genua diatopisch markiert ist, ist davon auszugehen, dass die dort lebenden Ecuadorianer je nach Sprachkompetenz ein Italienisch mit spanischem Akzent oder aber das italiano regionale Genuas beherrschen (vgl. Canepari 2007, 150f). Das Sprachrepertoire ist dabei die mögliche menschliche Kommunikationsfähigkeit, sprich es umfasst alle sprachlichen Möglichkeiten eines Sprechers, sich in bestimmten Situationskontexten auszudrücken. Aus diesem Grund ermöglicht die Analyse eines Sprachrepertoirs Erklärungen für den Sprachgebrauch und für sprachliche Variationsmöglichkeiten eines Individuums und auch einer Gruppe (vgl. Pütz 2004, 226f). Diese Individuen lassen sich folglich zu Sprechergemeinschaften zusammenfügen, indem eine Sprechergemeinschaft aus Sprechern besteht, die eine gemeinsame L1 haben oder eine gemeinsame Sprachvarietät mit deren Norm teilen (vgl. Berruto 1995, 67 - 70). Auch wenn sie über das Wissen der Regeln einer Varietät verfügen, so ist es unmöglich, dass alle Sprecher innerhalb der Sprechergemeinschaft das gesamte Sprachrepertoire in gleichem Maße beherrschen. So kann es vorkommen, dass gewisse Sprecher im Vergleich zu anderen Sprechern eine andere Sprachkompetenz einer Varietät besitzen (vgl. Berruto 1995, 73f). Das sprachliche Repertoire plurilingualer Sprecher ergibt sich aus „der dynamischen Beherrschung verschiedener Varietäten einer oder mehrerer Sprachen“ (Bickes/Pauli 2009, 102). Die sprachliche Dominanz variiert dabei in bestimmten Lebenssituationen und ist vom Kommunikationsbedarf, der politischen und sozialen Umgebung sowie von psychologischen Faktoren abhängig (vgl. Bickes/Pauli 2009, 102). Auch die Eltern, die Lernumgebung sowie das Verhältnis zu Verwandten und Freunden der jeweiligen Sprechergemeinschaft ist für die Dominanz einer Sprache entscheidend (vgl. Bickes/Pauli 2009, 83).
Um das Sprachrepertoire der ecuadorianischen Sprechergruppe auf die Sprachkompetenz hin analysieren zu können, bedarf es zunächst einer Unterteilung in eine 1. und in eine 2. Generation, um von dort ausgehend auf die verschiedenen von der Generation abhängigen Spracherwerbsszenarien einzugehen. Mit einer derartigen Untersuchung kann schließlich explizit auf das mehrsprachige Sprachrepertoire der ecuadorianischen Sprechergruppe Genuas eingegangen werden, was wiederum Forschungsgegenstand vorliegender Arbeit ist und im siebten Kapitel (vgl. Kapitel ) genau analysiert wird.
Zunächst sei eine Einteilung in Generationen vorzunehmen, um auf dieser Grundlage den Spracherwerbsprozess und später auch das Sprachverhalten darstellen zu können. Prifti (2014, 31) geht davon aus, dass Sprecher, die nach dem 13./14. Lebensjahr in das Zielland gekommen sind, der 1. Generation angehören. Die Kinder der 1. Generation würden folglich die 2. Generation ausmachen. Dabei handelt es sich laut Prifti (2014, 33) um Sprecher, die entweder noch im Herkunftsland geboren wurden und bis zum 14. Lebensjahr ins Zielland kamen oder aber um Sprecher, die direkt im Zielland auf die Welt gekommen sind. Nun besteht die Aufgabe im Migrationskontext darin, diejenigen Sprachen, die miteinander im Kontakt stehen, zu indentifizieren, um das Sprachverhalten der ecuadorianischen Sprecher in Genua in den beiden Kontaktvarietäten überprüfen zu können. In einer Kontaktsituation im Migrationskontext stehen eine historische und eine funktionelle Sprache im Kontakt. Die historische Sprache – im vorliegenden Fall wäre dies das Italienische Genuas – ist nicht homogen, sondern ein Diasystem, in welchem mehrere Sprachsysteme historisch und hierarchisch korrelieren. Die funktionelle Sprache wiederum ist die „proiezione della lingua storica nella sincronia“ (Prifti 2014, 39). Im Falle der ecuadorianischen Sprechergruppe in Genua nimmt die spanische Varietät Ecuadors diese Rolle ein.
Sowohl die 1. als auch die 2. Generation der in der Migration lebenden Ecuadorianer erwerben nun im Kontext des Italienischen Genuas diese Varietät. Je nach Generation und Erwerbsalter können verschiedene Formen von Mehrsprachigkeit rekonstruiert werden, was wiederum Aufschlüsse über spezifische Sprachverhaltensmuster – auch auf lautlicher Ebene – zulässt.
Der Erwerbsprozess einer zweiten Sprache auf dem Weg hin zur Mehrsprachigkeit kann auf unterschiedliche Art und Weise ablaufen (Bickes/Pauli 2009, 81). Sprecher, die von Geburt an ungesteuert und in einem natürlichen Erwerb zwei Sprachen erwerben, besitzen zwei Erstsprachen (2L1) (vgl. Kniffka/Siebert-Ott 2007, 30).3 Über das Alter, welches ausschlaggebend für den Erwerb zweier L1 ist, herrscht in der Wissenschaft noch Uneinigkeit. Matras (vgl. Matras 2009, 68) geht davon aus, dass der Erwerb von 2L1 nur bis zum Alter von drei bis vier Jahren möglich ist, während Edmondson/House (vgl. Edmondson/House 2000, 178) bekräftigen, dass man bis zum sechsten Lebensjahr 2L1 erwerben kann. Erwirbt man eine Sprache nach diesem Alter spricht man vom Zweitspracherwerb wobei hier eine deutliche zeitliche Verzögerung zwischen den zwei erworbenen Sprachen vorhanden ist. Die Zweitsprache wird dabei innerhalb der Zielkultur ungesteuert erworben. Folglich spielt sich der Zweitspracherwerb im Migrationskontext ab (vgl. Bickes/Pauli 2009, 92). Auch der L2 kommt eine wichtige Rolle bei der Erlangung, Aufrechterhaltung oder Veränderung der Identität zu. Darüber hinaus ist sie im kommunikativen Alltag unmittelbar relevant (vgl. Rösler 1994, 8). Da in vorliegender Arbeit die lautliche Ebene des Italienischen und des Spanischen der Ecuadorianer im genuesischen Migrationskontext analysiert wird, sei hier noch anzumerken, dass laut Keim (Keim 2012, 181f) der phonologische und prosodische Bereich am besten in einem frühen Alter (< 3 Jahre) erworben wird. Später könnten Fossilisierungen4 auftreten.
Um das Sprachverhalten einer in der Migration lebenden Sprechergruppe analysieren zu können, sollte das Sprachverhalten sowohl auf individueller als auch auf kollektiver Ebene betrachtet werden. Auf individueller Ebene kann die kommunikative Bedeutung der einzelnen Kontaktvarietäten sowie die Wahl dieser Varietäten überprüft werden. Diese individuelle Analyse sollte schließlich durch eine kollektive Analyse ergänzt werden, um so einen möglichen Wandel des Sprachverhaltens innerhalb der Sprechergruppe untersuchen zu können. Dies muss für jede der beiden Generationen einzeln durchgeführt werden, um generationenspezifische Phänomene untersuchen zu können (vgl. Prifti 2014, 69). Dank eines derartigen Analysevorgehens können sprachliche Phänomene – in vorliegender Arbeit auf lautlicher Ebene – wie Interferenzen5 oder Erosion6 erörtert werden (vgl. Prifti 2014, 56).
Im folgenden Kapitel werden nun die lautlichen Charakteristika der beiden Kontaktvarietäten skizziert, um im Analysekapitel überprüfen zu können, welche dieser lautlichen Phänomene auftreten und welche Laute dabei eine Rolle im Sprachverhalten und in der Perzeption spielen.
4. Der innerromanische Sprachkontakt zwischen Italienisch und Spanisch
Die beiden Sprachen, die in vorliegender Studie miteinander in Kontakt treten und somit Untersuchungsgegenstand sind, sind das Italienische und das Spanische, wobei ergänzt werden muss, dass es sich in vorliegender Arbeit um zwei spezifische Varietäten der beiden Sprachen handelt, die im geographisch urbanen Raum Genuas in Kontakt treten: die spanische Varietät Ecuadors7 und das italiano regionale Genuas. Da es sich bei den italiani regionali stets um diejenige Varietät handelt, die aus dem Kontakt zwischen dem Dialekt, der vor Ort gesprochen wird, und dem Standard, der von oben institutionell und administrativ auferlegt wurde, hervorgeht (vgl. de Mauro 1970, 142), kann davon ausgegangen werden, dass auch der dialetto genovese zumindest indirekt in den Sprachkontakt miteinwirkt. Ein weiterer, direkter Einfluss ist in dem Fall zu konstatieren, in welchem einzelne Individuen der Untersuchungsgruppe den dialetto genovese aktiv beherrschen oder unter stetigem, passiven Einfluss dessen stehen. In diesem Kapitel sollen nun jedoch vordergründig die sprachlichen Charakteristika des Spanischen aus Ecuador und des italiano regionale aus Genua analysiert werden, da sich diese hauptsächlich im Sprachrepertoire der in Genua lebenden Ecuadorianer befinden und sie mit diesen beiden Varietäten in ihrer alltäglichen Lebenswelt konfrontiert werden (vgl. Kapitel ). Abschließend erfolgt eine Erörterung der Rolle der Interferenz, die durch den Sprachkontakt im Migrationskontext bedingt ist.
4.1. Lautliche Charakteristika des italiano regionale in Genua
Die italiani regionali Italiens weisen tiefgreifende Unterscheidungen im sprachlichen System der einzelnen Sprecher auf. Auch wenn es geographische Einteilungen mit der Zuweisung allgemeiner sprachlicher Charakteristika gibt, so beziehen sich die italiani regionali nicht auf einheitliche geographische oder politische Regionen, sondern weisen auch innerhalb dieser z. T. tiefgreifende Unterschiede auf (vgl. Maturi 2014, 103). Gleichzeitig wird die jeweilige Variante der italiani regionali von 80% der Sprecher verwendet, die somit den typischen Akzent eines spezifischen geographischen Raums aufweisen, welcher sich in einem Kontinuum abbildet. Die anderen 20% sprechen ein italiano semiregionale, während das italiano standard noch heute eine Utopie in der alltäglichen Verwendung der Sprecher Italiens darstellt. Laut Coveri, Benucci und Diadori (1998, 42) spricht realistisch gesehen wohl nur 1% der Bevölkerung das italiano standard. Somit betrifft das italiano regionale alle Kontexte der sprachlichen Interaktion, vom Privaten bis hin zum Öfffentlichen. Dabei ist festzuhalten, dass sich diese hauptsächlich in der Aussprache sowie der Intonation der Sprecher widerspiegeln, wobei sie auf lexikalischer und morphosyntaktischer Ebene auf zweitrangiger Ebene eine Rolle spielen (vgl. Coveri u.a. 1998, 42f). Somit kann folgende Feststellung über die italiani regionali aufgeührt werden:
Le varietà regionali di italiano costituiscono la realtà linguistica più evidente e più radicata nella coscienza dei parlanti, e anche quella quantitativamente più consistente nel panorama linguistico italiano, essendo il tipo di lingua che la maggioranza degli italiani impiega quotidianamente.“ (vgl. Coveri u.a. 1998, 42)
Besonders die Phonetik hat einen ausschlaggebenden Charakter für die Unterscheidung und Identifikation der einzelnen italiani regionali (vgl. Telmon 1993, 104f).
Da der alltägliche Gebrauch des italiano regionale in jedem geographischen Raum Italiens stark vertreten ist und auch die Sprecher diese sprachlichen Unterscheidungen wahrnehmen (vgl. Maturi 2014, 103), spielt das jeweilige italiano regionale eine wesentliche Rolle für den L2-Erwerb der Immigranten. All jene, die Italienisch als L2 oder 2L1 in einem italophonem Kontext erwerben, sind hauptsächlich mit den regionalen Varietäten konfrontiert, weshalb man in einer solchen Situation vom Erwerb des italiano regionale oder des Dialekts anstelle des Erwerbs des Standarditalienischen sprechen muss8 (vgl. Coveri u.a. 1998, 17). Aus diesem Grund werden im Folgenden die lautlichen Besonderheiten des italiano regionale Genuas herausgearbeitet, um zu veranschaulichen, mit welcher regionalen Varietät die ecuadorianischen Sprecher in Genua konfrontiert sind. Zuerst sei anzumerken, dass die regionale Varietät Genuas zu den norditalienischen Varietäten zählt und hier wiederum den galloitalischen Varietäten zugeordnet werden kann (vgl. Forner 2011, 453).
Vokalismus:
Während das Standarditalienisch sieben Vokalphoneme besitzt /i, e, ɛ, a, o, ɔ, u/ (vgl. Canepari 2007, 24), wird im italiano regionale Genuas im Regelfall nicht zwischen /e ɛ, o ɔ/ unterschieden, weshalb meist die geschlossene Realisierung von /e/ und /o/ vorliegt: [e, o]. Daher wären beispielsweise die Minimalpaare /pɛsca/ und /pesca/ sowie /bɔtte/ und /botte/ Homophone und weisen somit keine bedeutungsunterscheidenden Phoneme auf (vgl. Tagliavini 1965, 18, 67, Canepari 1980, 100). Wird das /e/ jedoch betont, ist es meist sehr offen mit Außnahme der Betonung auf der letzten Silbe (vgl. Tagliavini 1965, 25). Im Gegensatz dazu weist der dialetto genovese jedoch acht Vokale auf: /i, ü, u, e, ɛ, ö, o, ɔ, a/ (vgl. Forner 2011, 458).
Konsonantismus:
Im Konsonantismus lassen sich zahlreiche Besonderheiten konstatieren.9 Zum einen ist ein Verlust der langen betonten Konsonanten in jeder Wortposition zu bemerken. So wird z.B. aus [bel:o] > [be:lo] (vgl. Telmon 1993, 107). Diese lautlichen Phänome, wie auch das raddoppiamento fonosintattico, ist charakterisch in den meisten Varietäten des Nordens (vgl. Maturi 2014, 116f). Hierbei handelt es sich um eine Charakteristik, die auch im dialetto genovese beobachtbar ist. Konsultiert man den online Sprachatlas NavigAIS10 (vgl. Tisato 2017) und sucht dort nach Wörtern mit langen Konsonanten, fällt sofort auf, dass diese auch im dialetto genovese kurz realisiert werden:
- it. macellaio > [matʃelaio]
- it. cavalla > [kavala]
- it. latte > [late]
Eine weitere lautliche Besonderheit des italiano regionale aus Genua ist die stimmhafte Realisierung des alveolaren Frikativs bei intervokalischem stimmlosen alveolaren Frikativ. [ˈkaːsa] > [ˈkaːza] (vgl. Canepari 1980, 101, Telmon 1993, 106). Auch bei diesem Phänomen handelt es sich um eine lautliche Eigenschaft, die in ganz Norditalien verbreitet ist und sich in Wörtern wie it. casa, cosa, così, naso, riso widerspiegelt (vgl. Tagliavini 1965, 172). Vergleicht man diese Charakteristik des italiano regionale mit dem dialetto genovese, kann auch hier festgestellt werde, dass eine Übereinstimmung vorliegt. So kann als Beispiel das Wort it. asino mit intervokalischem [s] angeführt werden, welches jedoch im Dialekt als stimmloses [z] realisiert wird (vgl. NavigAIS Tisato 2017).
Die Affrikate bilden eine weitere Charakteristika sowohl des italiano regionale aus Genua als auch des dialetto genovese. So werden /tʃ/ und /dʒ/ meist alveopräpatal ausgesprochen (vgl. Canepari 1980, 101) und assibiliert.
- [ˈtʃɛːlo] > [ˈseːlo]
- [dʒeˈlato] > [zeˈlato]
Auch im dialetto genovese werden präpalatale Affrikate assibiliert oder teilweise alveolar realisiert:
- [tʃera] > [sera]
- [tʃento] > [sento]
- [dʒenːaio] > [zenaio]
- [dʒɛlo] > [dzelo]
(vgl. NavigAIS Tisato 2017)
Ein ähnliches Phänomen lässt sich auch bei den alveolaren Affrikaten beobachten, die am Wortanfang stimmhaft ausgesprochen werden: [ˈtsiːo] > [ˈdziːo] (vgl. Canepari 1980, 101, Telmon 1993, 110).
4.2. Lautliche Charakteristika des ecuadorianischen Spanisch
Die zweite Sprache, die in der Kontaktsituation der in Genua lebenden Ecuadorianer involviert ist, ist das ecuadorianische Spanisch.
Ecuador ist durch die Multikulturalität sowie den Multilingualismus gekennzeichnet. Auch wenn dort indigene Sprachen gesprochen werden, so haben diese jedoch keine soziale Anerkennung und werden darüber hinaus stigmatisiert. Daher ist die Sprache, die am dominantesten ist, das Spanische, welches sich allerdings in einer diglossischen Situation befindet, da das Quichua nach wie vor von der indigenen Bevölkerung gesprochen wird. In der ecuadorianischen Gesellschaft befinden sich nun Sprecher, die über einen Bilingualismus verfügen, monolinguale Sprecher, die lediglich das Spanische beherrschen sowie Sprecher, die ausschließlich Quichua sprechen. Da das Quichua die meistgesprochene indigene Sprache ist und darüber hinaus im Kontakt mit dem Spanischen steht, übt es einen Einfluss auf das Spanische Ecuadors aus (vgl. Palacios Alcaine 2011, 37f). Der Einfluss des indigenen Substrats, der Kontakt mit dem Spanischen sowie der Kontakt mit autochthonen Sprachen von heute hat zu einer eigenständigen Phonologie, Morphosyntax, Intonation und Lexik in den einzelnen hispanoamerikanischen Ländern geführt, die sowohl untereinander als auch im Besonderen mit dem Spanischen Spaniens Unterschiede aufweisen. In Lateinamerika gibt es besonders deutliche Differenzen zwischen den „tierras altas“ und den „tierras bajas“, sprich zwischen den Bergen und Hochebenen sowie den Küsten und Inseln (vgl. Bravo 2011, 1). Diese Differenzen sind auf die historische Entwicklung zurückzuführen. So können einige der sprachlichen Phänomene im Küstengebiet Ecuadors auf Einflüsse des andalusischen Spanisch zurückgeführt werden. Tatsächlich kamen rund 60% der Emigranten aus Andalusien und auch die anderen 40% mussten erst nach Sevilla und Cádiz, bevor sie von dort nach Amerika überschiffen konnten (vgl. Plans 2010, 70). Nachdem sich nun im Rahmen der Kolonialisierung die Einwanderer hauptsächlich in den Städten der Küste niedergelassen haben und diese eine große geographische Distanz zu den Anden aufweisen, haben jene Orte in den Bergen während der Kolonialzeit nicht an den verschiedenen Phasen der Entwicklung des andalusischen Spanisch teilgenommen, weshalb auch heute noch v. a. auf lautlicher Ebene Differenzen zwischen der Küstenregion und den Bergen festzustellen sind (vgl. Kubarth 1987, 22f, Canfield 1988, 56).
Im Bereich der Phonologie gibt es jedoch ein Phänomen, das im ganzen spanischsprachigen Amerika gleich ist: der Seseo. Dementsprechend wird keine Unterscheidung zwischen [s], [θ], [z] gemacht, da stets nur [s] realisiert wird. Daher wird die bedeutungsunterscheidende Einheit nur durch den Kontext gegeben (vgl. Kubarth 1987, 32, Bravo 2011, 11).
In Ecuador selbst ist die sprachliche Situation der Frikative auf Grund der Dichotomie zwischen Costa und Sierra auf lautlicher Ebene noch einmal differenzierter (vgl. Canfield 1988, 56). So wird an der Küste11 das /-s/ am Silbenende aspiriert oder verschwindet gänzlich, während es in den Bergen12 erhalten bleibt (vgl. Boyd-Bowman 1953, 226, Kubarth 1987, 137, Canfield 1988, 56, Alvar 2000, 190, Plans 2010, 71) und als alveolarer Frikativ realisiert wird.
Der Verschlusslaut /d/ wird in intervokalischer Position an der Küste geschwächt oder fällt gänzlich aus, wohingegen in der Sierra oft sogar ein überdeutlicher Verschlusslaut zu hören ist (vgl. Kubarth 1987, 137, Canfield 1988, Alvar 2000, 193, Plans 2010, 572). Am Wortende fällt das /d/ im Küstengebiet immer aus, während in den Bergen auch das finale /d/ beibehalten wird (vgl. Boyd-Bowman 1953, 230f).
Ferner ist zu erwähnen, dass der Yeismo hauptsächlich an der Küste Ecuadors realisiert wird, während in den Bergregionen <ll> als /tʃ/ realisiert wird (vgl. Boyd-Bowman 1953, 224). Alvar (2000, 192) fügt ergänzend hinzu, dass in den Anden zudem auch eine stimmhafte palate und laterale Realisierung von <ll> sowie die stimmhafte, palatale Realisierung eines alveolaren Frikativs für <ll> vorzufinden sind.
Auffällig ist darüber hinaus die Neutralisierung der implosiven /r/ und /l/, welche ausschließlich an der Küste Ecuadors auftritt (vgl. Plans 2010, 572), wohingegen in Guayaquil zwischen /r/ und /l/ durchaus differenziert wird (vgl. Boyd-Bowman 1953, 226f).
Im Bereich des Vokalismus sei vermerkt, dass das Spanische im Allgemeinen über fünf Vokale verfügt (vgl. Maturi 2014, 126), wobei sich dieses System in Ecuador teilweise verändert. So ist zwar an der Küste eine Stabilität des Vokalsystems vorhanden, in den Anden jedoch weist dieses z. T. Unterschiede auf, was auf den Einfluss des Quichua zurückzuführen ist (vgl. Kubarth 1987, 136). In den indigenen Sprachen Ecuadors gibt es nämlich ein Vokaldreieck mit nur drei Elementen. Auf Grund dieses Einflusses sind im Spanischen Ecuadors systematische Verwechslungen von /e/ und /i/ sowie von /o/ und /u/ festzustellen (vgl. Plans 2010, 569).
Letztlich kann festgehalten werden, dass die Grenzen Ecuadors rein politische Grenzen sind und keine Grenzen im sprachlich-kulturellen, historischen oder naturbezogenem Sinne aufweisen (vgl. Boyd-Bowman 1953, 233), weshalb sich die hier dargelegten sprachlichen Phänomene nicht nur auf das politische Konstrukt Ecuadors begrenzen.
4.3. Die Rolle der Interferenzen in der Sprachkontaktsituation
Deutlich verweist das mehrsprachige Sprachrepertoire der in Genua lebenden Ecuadorianer auf einen Kontakt zwischen den Sprachrepertoirs. Ein Sprach- und auch Varietätenkontakt im Allgemeinen bringt einige Konsequenzen mit sich, zu denen das Phänomen der Interferenzen zählt. Weinreich (1953, 1) definiert Interferenzen dabei als „the arrangement of patterns that result from the introducation of foreign elements into the more highly structured domains of language“. Bei einem beginnenden Sprachkontakt zwischen zwei Varietäten im Migrationskontext sind Interferenzen noch auf einen individuellen Bilingualismus zurückzuführen. In einer zweiten Phase ist dies nicht mehr unbedingt der Fall, da hier auftretende Interferenzen bereits das Sprachsystem modifiziert haben. Diese Interferenzen können dann auch bei nicht bilingualen Sprechern, die jedoch zur Sprachgemeinschaft dazuzählen und mit diesen somit im stetigen sprachlichen Kontakt stehen, zum Vorschein kommen. Aus diesem Grund können Interferenzen auf zwei verschiedene Situationen hinweisen: Zum einen kann es sich um die individuelle Abweichung von der sprachlichen Norm handeln. Zum anderen können gruppenspezifische Interferenzen auf einen induzierten Kontaktwandel hinweisen. Dabei kann das Sprachsystem auf phonischer, grammatikalischer sowie lexikalischer Ebene beeinflusst werden (vgl. Argente 2011, 5).
Die Varietät der Immigranten ist somit stets einer geographischen Variation unterlegen, die sich zum einen aus der Sprache des Herkunftslandes und zum anderen aus der Sprache des Ziellandes sowie der Dauer und der Art des Aufenthaltes dort herauskristallisiert. Neben dem diatopischen Faktor können auch diastratische Faktoren wie Alter und Bildung eine Rolle spielen, was dann jedoch vornehmlich für eine individuelle Variation, also eine Interlanguage, sprechen würde (vgl. Selinker 2009, 209). Die Interferenzen, die nun im Italienischen der ecuadorianischen Sprecher vorhanden sind, ergeben sich aus den Kontaktphänomenen der beiden Sprachen L1 und L2. Besonders auf lautlicher Ebene neigt ein Sprecher dazu, phonetische Kategorien aus seiner L1 auf ähnliche Töne der L2 zu übertragen. Zudem ist der Sprecher nicht immer dazu in der Lage, alle Töne der L2 zu produzieren, wenn diese in der eigenen L1 nicht vorhanden sind. Ein weiterer Faktor für lautliche Interferenzen ist ferner die Tatsache, dass ein Sprecher nicht immer alle phonologischen Oppositionen erkennen kann. Er nimmt sie somit nicht wahr und hat dadurch auch nicht die Möglichkeit den bestimmten Laut der L2 zu produzieren. Beim spontansprachlichen, ungesteuerten Erwerb sind die Interferenzen folglich sowohl von sprachlichen Charakteristika der eigenen L1 als auch von intrinsischen Charakteristika des Italienischen bzw. der spezifischen italienischen Varietät vor Ort abhängig. Darüber hinaus sind Interferenzen feststellbar, die bei Sprachen auftreten, die sich sehr ähnlich sind (vgl. Coveri u.a. 1998, 64f). Diese Besonderheit tritt beim innerromanischen Sprachkontakt auf, da die einzelnen romanischen Sprachen strukturelle Ähnlichkeiten untereinander aufweisen (vgl. Lorenzetti 2011, 32).
Stehen zwei Sprachen in Kontakt, können diese sowohl systemsprachlich als auch soziolinguistisch analysiert werden. Bei einer systemsprachlichen Untersuchung steht die Analyse der Phänomene, die das Sprachsystem beeinflussen, mit den entsprechenden sprachlichen Interferenzen im Mittelpunkt. Bei einer soziolinguistischen Analyse hingegen wird eine multilinguale Gemeinschaft unter dem Gesichtspunkt des soziokulturellen Systems und des Sprachgebrauchs untersucht (vgl. Argente 2011, 4f). In vorliegender Studie werden diese beiden Komponenten miteinander kombiniert, um die sprachlichen Interferenzen mit dem soziokulturellen Kontext in Zusammenhang zu setzen, denn der soziolinguistische und kulturelle Kontext ist für den Sprachkontakt und die Interferenzen überaus relevant (vgl. Lorenzetti 2011, 33). Auch Weinreich unterstreicht dabei den sozialen Charakter, der jeder Sprachkontakt und Sprachgebrauch mit sich führt.
To predict typical forms of interference from the sociolinguistic description of a bilingual community and a structural description of its language is the ultimate goal of interference studies. (Weinreich 1953, 86)
Eine Kombination der beiden Analyseebenen ist nach Weinreich demzufolge erstrebenswert.
Um also die inidviduelle und gruppenspezifische Mehrsprachigkeit unter soziolinguistischer Perspektive zu beschreiben, bedarf es der Analyse der Domänen anhand derer „die größten institutionellen Rollenkontexte definiert werden“ (Fishman 1964, 42). Die Domänenanalyse ermöglicht die Festsetzung der Sprachverhaltensmuster und des Sprachgebrauchs in den verschiedenen spezifischen Situationskontexten und Kommunikationsgegebenheiten. In den Domänen sind folglich die „komplementären Sprachgebrauchsmuster einer disglossischen13 Gesellschaft lokalisiert“ (Fishman 1964, 42). Die Erfassung der Domänen lässt zum einen auf mikrotheoretischer Ebene Rückschlüsse über das individuelle Sprachverhalten und zum anderen auf makrotheoretischer Ebene Rückschlüsse über die funktionale Verteilung eines Sprachverhaltens und dessen Stabilität innerhalb der Sprechergruppe zu (vgl. Schjerve 2011, 17).
In einer Interferenzforschung, die auf eine wie von Weinreich bekräftigten erstrebenswerten Kombination der beiden Ansätze abzielt, werden dementsprechend sowohl die Interferenzen auf sprachlicher Ebene analysiert als auch die soziolinguistische Domänenuntersuchung miteingebunden. Dadurch wird eine sprachliche Analyse mit Einbettung des sozialen und kulturellen Kontextes ermöglicht.
Das Sprechen im Migrationskontext weist also wie soeben ausgeführt auffällige Varianten auf, die sich in den Interferenzen ausdrücken und durch die Domänenforschung in einen soziokulturellen Kontext gebettet werden können. Für jede Sprechergruppe gibt es dabei spezifische Unterschiede, die es zu analysieren gilt. Bedeutsam ist dabei auch die Frage, ob es sich bei den innerhalb einer Sprechergruppe auftretenden Interferenzen um individuelle, idiosynkratische Besonderheiten handelt oder aber ob Interferenzen bereits gruppenspezifisch sind und auf eine konventionalisierte Migrationsvarietät hinweisen. Dieser Unterschied spiegelt sich in der Unterscheidung zwischen parole und langue nach Saussure wieder (vgl. Krefeld 2019b, 8). Sind die Interferenzen der ecuadorianischen Sprechergruppe Genuas folglich auf Ebene der parole vorzufinden oder haben sie sich bereits in der langue etabliert?
5. Theoretische Modelle und ihre Methodik
5.1. Der kommunikative Raum
5.1.1. Erörterung des Modells
Das Modell des kommunikativen Raums bietet eine Antwort auf die einseitig arbeitende Sprachgeographie, die häufig statisch und einsprachig abläuft. Nachdem nun aber – besonders in Zeiten der Globalisierung und eines stetigen kommunikativen Austausches über enge räumliche Grenzen hinaus – Migrationsbewegungen ebenfalls eine überaus wichtige Rolle im sprachlichen Verhalten eines Sprechers spielen, muss dieser Aspekt der Dynamik mit in die Linguistik eingebunden werden (vgl. Barbarić 2015, 52). Diese potentielle Sprechermobilität ist auch im Falle vorliegender Studie gegeben, da hier das sprachliche Verhalten von nach Genua emigrierten ecuadorianischen Sprechern analysiert wird. Um ihrer Mobilität und ihrem sich daraus resultierenden mehrsprachigem Repertoire Rechnung zu tragen, soll eine Erörterung des kommunikativen Raums mit der entsprechenden Verortung der ecuadorianischen Sprecher erfolgen. So wird ein sprecherbezogener Ansatz vertreten und anhand des Aufbaus des kommunikativen Raums werden Analyseebenen für kontaktinduzierte Interferenzen sowie sprachlichen Wandel und Variation gegeben (vgl. Barbarić 2015, 52f, Krefeld 2019c, 4). Der Fokus liegt beim Sprecher und bei dessen alltagsweltlichem, sprachlichem Handeln. Innerhalb dieser Alltagswelt entstehen individuelle kommunikative Lebenswelten, die sich aus drei Dimensionen konstituieren: dem Sprecher selbst, seines Sprechens und der Sprache (vgl. Barbarić 2015, 53f).
Der kommunikative Raum wird also von drei Dimensionen geprägt: der Sprache, dem Sprechen und dem Sprecher. Die Sprache bezieht sich auf die Arealität und Territorialität, die an einen bestimmten Ort gebunden ist. Es handelt sich folglich um diatopische Daten der Dialekte und Sprachen eines Areals sowie um die Nationalsprache des Territoriums, welche die Dialekte überdacht (vgl. Krefeld 2002, 157f). Zwischen Dialekt und Italienisch gibt es nun einen kontaktinduzierten Wandel, der in beide Richtungen verläuft, wobei in der Phonetik der Einfluss unidirektional abläuft, da der Dialekt das Italienische beeinflusst (vgl. Krefeld 2018b, 6). Jaberg und Jud (1928, 182) sprechen bei dem italiano regionale von der „regionale[n] Form der Gemeinsprache.“ Die Dimension „Sprache“ wird ins Verhältnis mit der Dimension des Sprechers gebracht, welcher über ein Sprachrepertoire verfügt, das sich aus seiner Herkunft und Mobilität entwickelte, und nun den alltäglichen Gebrauch der Varietäten eines Areals und Territoriums repräsentiert (vgl. Krefeld 2002, 158). Hier ist es darüber hinaus interessant, das Verhältnis zwischen allochthonen und autochthonen Sprechern zu beobachten (vgl. Krefeld 2004, 25). Schließlich bezieht sich die dritte Dimension auf das Sprechen, welches räumlich konditioniert ist und sowohl auf die soziale Nähe zwischen den Kommunikationspartnern (Familie, Freunde, Kollegen, etc.) als auch auf die pragmatische Nähe (Mündlichkeit vs. Schriftlichkeit) verweist (vgl. Krefeld 2002, 159, Krefeld 2004, 25). Verknüpft man nun die drei Dimensionen entstehen daraus die Glossotope anhand derer häufig wiederkehrende Konstellationen charakterisiert werden können. Ein Glossotop ist daher die „Gesamtheit der Regularitäten (…), die den lokalen Gebrauch der sprachlichen Varietäten in einer bestimmten lebensweltlichen (…) Gruppe steuern.“ (Krefeld 2004, 25f). Beinhaltet ein Glossotop mehrere Sprachen, verweist dies auf plurilinguale Räume, plurilinguale Gruppen oder auf plurilinguale Individuen (vgl. Krefeld 2002, 159f). Mit der Analyse der Glossotope wird der individuelle kommunikative Raum eines Sprechers konstruiert. Gleichzeitig besteht die Möglichkeit „die Koexistenz und Verflechtung vielfältiger individueller Kommunikationsräume in identischen Gegenden und Staaten“ (vgl. Krefeld 2019c, 16) dank des sprecherorientierten Ansatzes zu modellieren. Der Sprecher ist auch in dieser Verknüpfung Fokus des kommunikativen Raums, da sein (mehrsprachiges) Repertoire und die sprachlichen Verwendungsroutinen grundlegend für die Gestaltung des kommunikativen Raums sind (vgl. Krefeld 2019c, 16).
Die Kommunikation schließlich „vollzieht sich in einer spezifischen räumlichen Konstellation der Kommunikationspartner“ (Krefeld 2004, 21), wobei der Ort zu einem bestimmten Territorium gehört und die Kommunikationspartner aus bestimmten Umgebungen stammen, die eine individuelle und gegebenenfalls auch herkunftstypische Mobilität aufweisen. Die Kommunikation findet in einem bestimmten Idiom statt (vgl. Krefeld 2004, 22), welches die Sprecher aus ihrem individuellen Sprachrepertoire wählen. Damit die Kommunikation vollzogen werden kann, brauchen die Sprecher mindestens einen gemeinsamen Kode, der die offizielle Sprache des Territoriums, eine Varietät des Areals oder aber eine Varietät einer anderen gemeinsamen Herkunftsgegend sein kann. Das individuelle Sprachrepertoire des Sprechers ergibt sich aus seiner sozialen und lokalen Provenienz sowie aus seiner Mobilität. Besitzen nun Sprecher gemeinsame Kodes in ihrem Sprachrepertoire, lässt sich dies entweder auf eine gemeinsame Herkunft oder auf einen längeren Aufenthalt am selben Ort zurückführen. Das größte Sprachrepertoire weisen im Regelfall die Nachfolgegenerationen der Migranten auf, da sie sowohl die Herkunftssprache der Eltern als auch die Umgebungssprache und besonders auch die autochthonen, arealen Varietäten beherrschen (vgl. Krefeld 2019c, 11-15). Daher ist der migratorische, kommunikative Raum besonders dynamisch und weist einige Besonderheiten auf. Da es sich um mehrsprachige Individuen handelt, befinden sie sich in einer Lebenswelt mit einer mehrsprachigen Kompetenz und haben somit die Möglichkeit aus einem breiten Sprachrepertoire den Kode für die Kommunikation mit dem Gesprächspartner zu wählen. Die Kontaktsituation evoziert dynamische Prozesse, da die Sprecher mit einem gleichen oder ähnlichen Sprachrepertoire im spontanen Gespräch nicht immer dieselbe Varietät verwenden (vgl. Krefeld 2002, 162). Die eigene Herkunftssprache bzw. bei Nachfolgegenerationen die Herkunftssprache der Eltern beschränkt sich zumeist auf den pragmatischen Nähebereich. Im öffentlichen Sprachgebrauch sind extraterritoriale Varietäten meist ausgeschlossen. Andererseits werden jedoch häufig Bezeichnungen der Sprache des Ziellandes in die nähesprachlichen Varietäten transferiert. Die extraterritoriale Varietät wurde im Kontext der Migration noch bis vor kurzem so gut wie vollständig isoliert, weshalb die gesprochene Sprache der Migranten von den Sprachentwicklungen im Herkunftsland isoliert wurde. Daraus ergibt sich häufig das Phänomen, dass der ursprünglich überlieferte Sprachgebrauch im migratorischen Kontext konserviert wird. Auf Grund der neuen Medien ergibt sich nun aber eine neue Situation, da Kommunikationsräume auch medial miteinander verknüpft werden können. Dementsprechend werden Varietäten im Zielland heutzutage von sprachlichen Entwicklungen im Herkunftsland nicht mehr in der gesamten Reichweite isoliert (vgl. Krefeld 2004, 39-44). „Die dachlosen Varietäten sind [sozusagen] unter einen medialen Schirm geraten“ (Krefeld 2004, 44). Dies gilt es nun auch bei aktuellen Studien zu beachten, um den Kommunikationsraum der Sprecher im Migrationskontext vollständig abzubilden. Die Koexistenz der Herkunftssprache und der Umgebungssprache sind in den Zusammenhang mit dem individuellen Sprachrepertoire des Sprechers und dem Sprechen zu bringen, um sprachliches Verhalten verstehen und erklären zu können.
5.1.2. Relevanz des Modells des kommunikativen Raums für vorliegende Studie
Nach der theoretischen Erörterung des Modells des kommunikativen Raums, erfolgt nun die Darstellung der methodischen Konzeption. Für die Erstellung der Produktionsdaten wurden Stimuli von Sprechern aufgenommen, die zur ecuadorianischen Sprechergruppe Genuas zählen und somit ihren mehrdimensionalen kommunikativen Raum gestalten. Die Ebene des Sprechens bildet dabei die Kontaktsituation und bietet eine Realanalyse der sprachlichen Realisierungen unter funktionalistischen Aspekten (vgl. Postlep 2010, 53). Durch die Aufnahme der Produktionsdaten und der Analyse der daraus entstehenden Perzeptionsdaten kann der mehrdimensionale kommunikative Raum der in Genua lebenden Ecuadorianer analysiert werden, zumal beide Varietäten, die ihr Sprachrepertoire gestalten und ihren kommunikativen Raum bilden, untersucht werden. Der Vorteil der Einbettung der Sprecher in ihren kommunikativen Raum bezieht sich auf die Sprecherfokussierung. Im Modell des kommunikativen Raums steht der Sprecher mit seinem Sprechen und den Sprachen, die ihn umgeben, im Mittelpunkt (vgl. Barbarić 2015, 53f ). Vorliegende Arbeit setzt sich als Ziel, den kommunikativen Raum der Ecuadorianer im genuesischen Migrationskontext durch die Analyse der Produktionsdaten und Perzeptionsdaten analysieren zu können. Es soll folglich untersucht werden, ob im kommunikativen Raum der Ecuadorianer eine eigenständige italienische Mikrovarietät oder sprecherspezifische Interlanguage-Systeme vorliegen und wie sich in diesem mehrdimensionalen kommunikativen Raum die spanische Varietät verhält.
Der kommunikative Raum bietet für diesen Forschungsansatz entsprechende Analysekriterien, um das mehrsprachige Sprachrepertoire und die Interaktion vom Sprecher mit seinem Sprechen und den ihn umgebenden Sprachen untersuchen zu können. Daher wird im Folgenden die methodische Herangehensweise für die Erhebung der Produktionsdaten, sprich der Stimuli für die Perzeptionstests, die auf der Ebene des Sprechens zu verorten sind, erörtert. Außerdem werden die Kriterien für die Wahl der Sprecher sowie ihre soziodemographischen Daten anonymisiert vorgestellt.
5.1.3. Erstellung der Stimuli
Als Grundlage für die Erstellung der Produktionsdaten und der Analyse des Sprecherwissens der Italiener und der in Ecuador lebenden Ecuadorianer gegenüber der italienischen bzw. spanischen Varietät der in der Migration lebenden Ecuadorianer dienen perzeptiv basierte Stimuli. Die Basis der Perzeptionstests stellen somit zwölf spontan produzierte, phonische Stimuli dar. Da in dieser Forschung die gesprochene Sprache auf lautlicher Ebene untersucht wird, war die einzige Möglichkeit jene eines phonischen Stimulus. Die spontan produzierten, graphisch nicht gelenkten Stimuli besitzen den Vorteil natürlicher zu sein als von Texten vorgelesene sprachliche Realisierungen. Auch laut Krefeld/Pustka (2010, 142) sind mit valideren Ergebnissen auf die Perzeption der Stimuli zu rechnen als bei vorgelesenen Texten. Außerdem kann dadurch die individuelle Variation stärker berücksichtigt werden (vgl. Postlep 2010, 90). Interferenzen mit der spanischen bzw. italienischen Sprache auf lautlicher Ebene kommen eindeutiger zum Vorschein, wenn die Sprecher nicht durch die graphische Verschriftung beeinflusst werden. Darüber hinaus liegt der Fokus auf der Beschreibung dessen, was durch ein Photo repräsentiert wird, weshalb davon ausgegangen werden kann, dass die Sprecher möglichst natürlich und frei die sprachliche Produktion realisieren, da sie mit der Aufmerksamkeit bei der Identifikation und Beschreibung eines Gegenstandes sind. Zwar wird durch einen wenig gesteuerten spontan realisierten Stimulus riskiert, dass nicht alle lautlichen Phänomene, die der Forschende intendiert, tatsächlich lautlich realisiert werden. Doch überwiegen in vorliegender Studie die Vorteile eines soweit wie möglich ungesteuerten, spontan realisierten Stimulus, da die Natürlichkeit der gesprochenen Sprache im Vordergrund steht, um die Forschungsziele zu erreichen. Denn so wird ermöglicht, dass lautliche Interferenzen mit individuellen Unterschieden produziert werden.
Da keine graphisch gelenkten Stimuli erzeugt werden sollten, wurden folglich Photos herangezogen, welche die Repräsentation von Objekten enthalten, die bei der sprachlichen Realisierung für die Forschung interessante lautliche Phänomene aufweisen. Um die Nennung isolierter Wörter zu vermeiden, wurde des Weiteren darum gebeten, in mindestens einem Satz zu beschreiben, was auf dem Photo zu sehen ist. Die Photos anstelle eines graphischen Textes sowie ein vorhergehendes persönliches Gespräch hatten den Zweck alle Hemmungen, frei und natürlich zu sprechen, verschwinden zu lassen und somit die Sprecher anzuregen, sich tatsächlich so auszudrücken, wie sie es in ihrer kommunikativen Lebenswelt gewohnt sind. Durch die Beschreibung des Photos mit mindestens einem Satz wird ebenfals gewährleistet, dass das Wort nicht in einem isolierten Kontext realisiert wird.
Zusammenfassend kann also festgehalten werden, dass die Arbeit mit Photos eine sehr gute Vergleichbarkeit zwischen den Sprechern ermöglicht, da alle auf dieselben Bilder verweisen. Außerdem wird der Einfluss der Graphie vermieden. Schließlich ist ein weiterer Vorteil auch jener, dass sich Photos auch für Personen mit schlechter Lesekompetenz sowie für Analphabethen oder im Migrationskontext für Menschen, die nur die orthographischen Regeln einer der beiden Sprachen beherrschen, sehr gut eignen.
Dabei wurden Bilder herangezogen, die in der Lebenswelt der Sprecher vorhanden sind. Die Photos wurden außerdem auf Grundlage spezifischer Wörter gewählt, welche diejenigen Laute beinhalten, die für die Forschungsfragen aufschlussreich sind und im perzeptiven Test den Informanten relevante Informationen für die Aktivierung des Sprecherwissens liefern. Hierzu wurden die Laute auf Basis vier verschiedener Herangehensweisen gewählt.
- Lautliche Übereinstimmungen zwischen italiano regionale von Genua und Spanisch (aus Ecuador)
- Lautliche Unterschiede zwischen italiano regionale von Genua und Spanisch (aus Ecuador)
- Präsenz lautlicher Besonderheiten des italiano regionale von Genua
- Präsenz lautlicher Besonderheiten des ecuadorianischen Spanisch
Anhand der Aspekte 1) und 3) soll festgestellt werden, ob die ecuadorianischen Sprecher im Italienischen die Varietät Genuas übernehmen und ob dies von den italienischen Informanten zu einer entsprechenden Aktivierung im Sprecherwissen führt. Mit Hilfe der Punkte 2) und 4) wiederum soll analysiert werden, wie die ecuadorianischen Sprecher mit lautlichen Unterschieden umgehen und ob dies zu Interferenzen führt. Durch den Vergleich der Punkte 1) und 2) kann untersucht werden, ob sich die ecuadorianischen Sprecher dem italiano regionale aus Genua anpassen oder aber spanische Interferenzen aufweisen. Dabei kann überprüft werden, ob die entsprechenden Laute zur Aktivierung im Sprecherwissen der Informanten führen, während die unmarkierten Laute keine Konsequenzen für die Wahl der L1 und der Verortungen haben.
Sowohl für die italienischen als auch für die spanischen Stimuli wurden dieselben Phoneme gewählt, um den beidseitigen Einfluss und die Entwicklung der Laute in der Migration und im Generationenvergleich in der Perzeption der Italiener und der Ecuadorianer überprüfen und gegebenenfalls Korrelationen feststellen zu können. Geringfügige Modifikationen bei der Lautliste wurden in jenen Fällen durchgeführt, in denen die entsprechenden Laute kein Bestandteil des Lautinventars des Spanischen darstellen. Folgend ist die Tabelle mit den gewählten italienischen Phonemen und der lautlichen Realisierung im italiano regionale und im Spanischen Ecuadors aufgeführt:
Die Wahl dieser Laute ergibt sich aus folgenden Überlegungen, die sich auf mögliche Interferenzen zwischen dem italiano regionale Genuas und dem Spanischen Ecuadors ergeben.
Vokalismus:
Wenn nun spanische L1-Sprecher das Italienische erwerben, treffen sie auf lautliche Phänomene eines bestimmten geographischen Raums Italiens, in welchem ein bestimmtes italiano regionale gesprochen wird, von dem sie bei ihrem Spracherwerb beeinflusst werden (Canepari 2007, 150f). Im Bereich des Vokalismus kann festgehalten werden, dass bereits bei der Anzahl der Vokale ein Unterschied zwischen Italienisch und Spanisch vorliegt. So weisen viele Spanischsprecher Schwierigkeiten auf, die Öffnungsgrade der Vokale /e, ɛ/ und /o, ɔ/ zu unterscheiden (vgl. Canepari 2007, 152). Nun wird aber auch im italiano regionale nicht konsequent zwischen den Öffnungsgraden der Vokale unterschieden (vgl. Canepari 1980, 100). Daraus kann geschlossen werden, dass die ecuadorianischen Sprecher dazu verleitet werden, auf Grund ihrer L1 und des sprachlichen Inputs des italiano regionale in Genua nicht zwischen den Öffnungsgraden zu unterscheiden.
Konsonantismus:
Da viele Sprecher das Spanische als Referenz für den Italienischerwerb verwenden, werden einige Laute nach dem spanischen Lautsystem realisiert. Dies gilt beispielsweise für die Produktion des stimmhaften labodentialen Frikativs [v], der im Spanischen nicht exisitiert, weshalb viele Spanischsprecher diesen durch ein [b] oder [β] ersetzen. So wird it. vino wie [ˈbiːno] oder [ˈβiːno] realisiert und nicht wie [ˈviːno] (vgl. Canepari 2007, 152, Maturi 2014, 157). Dieses Phänomen bezieht sich auf alle spanischen L1-Sprecher unabhängig ihres Herkunftslandes und auch auf alle italienischen Varietäten im Zielland. Im Folgenden sollen nun Auffälligkeiten besprochen werden, die sich auf das italiano regionale Genuas und/oder auf die spanische Varietät Ecuadors beziehen.
Der stimmhafte alveolare Okklusiv /d/ wird von spanischen Sprechern durch ein /ð/ ersetzt, wenn dieses am Silbenanfang steht (vgl. Canepari 2007, 157, Maturi 2014, 156f). Nun kommt hinzu, dass ecuadorianische Sprecher des Küstengebiets /ð/ häufig nicht lautlich realisieren (vgl. Kubarth 1987, 137). Daher stellt sich die Frage, wie ecuadorianische Sprecher, die in Genua leben, das /d/ im Italienischen realisieren und ob es unterschiedliche Realisierungen je nach Herkunftsregion in Ecuador selbst gibt. Des Weiteren ist daher interessant zu analysieren, ob diese Differenzen – sofern sie auftauchen – von italienischen L1-Sprechern wahrgenommen werden und die Verortung des Stimulus mit beeinflussen.
Die Unterscheidung zwischen dem stimmhaften und dem stimmlosen alveolaren Frikativ des Italiensichen ist im Spanischen nicht gegeben, da die spanische Sprache nur das stimmlose /s/ hat (vgl. Canepari 2007, 160). Nachdem nun aber im italiano regionale Genuas der alveolare Frikativ intervokalisch immer stimmhaft ausgesprochen wird, können hier große Differenzen festgestellt werden (vgl. Canepari 1980, 101, Telmon 1993, 106). Diese Besonderheit ist im sprachlichen Verhalten der ecuadorianischen Sprecher speziell der 2. Generation interessant, um zu erfahren, ob sich diese dem lautlichen System des italiano regionale anpassen oder weiterhin Schwierigkeiten bei der Unterscheidung dieser beiden Phänomene aufweisen. Ferner ist zu analysieren, ob die 1. Generation der ecuadorianischen Einwanderer bei der spanischen Realisierung des /s/ bleibt – eventuell auf Grund der Ähnlichkeit der beiden Sprachen oder aber auch auf Grund der mangelnden Fähigkeit den stimmhaften Laut /z/ wahrzunehmen oder zu produzieren – oder auf Grund des großen lautlichen Inputs des /z/ sich der Realisierung dieses Phonems anpasst. In der Wahrnehmung der italienischen Informanten wiederum muss analysiert werden, ob diese Unterschiede zwischen der 1. Generation und der 2. Generation und die Realisierung des /s/ als typische Charakteristik eines spanischen L1-Sprechers wahrgenommen werden.
Ferner ist ebenfalls die Realisierung der präpalatalen Affrikate interessant, da diese in der Realisierung im italiano regionale Genuas von der italienischen Standardaussprache abweichen14 (vgl. Canepari 1980, 101, Telmon 1993, 114). Des Weiteren existiert der stimmhafte präpalatale Affrikat /dʒ/ im Spanischen nicht, weshalb viele Spanischsprecher diesen durch den stimmlosen präpalatalen Affrikaten /tʃ/ ersetzen, der auch im Spanischen vorkommt (vgl. Maturi 2014, 157). Für die Verortungen, Repräsentationen und Einstellungen der italienischen Informanten ist nun relevant zu analysieren, ob sich die ecuadorianischen Sprecher, besonders der 2. Generation, der italienischen Varietät Genuas anpassen, den Laut möglichst standardnah realisieren oder aber das /dʒ/ durch ein /tʃ/ ersetzen, da sie auf das spanische Lautinventar zurückgreifen.
Letztendlich sei noch auf die langen Phoneme einzugehen. Diese bereiten vielen spanischen L1-Sprechern Schwierigkeiten, da sie nicht im spanischen Lautinventar vorhanden sind. Aber auch in Norditalien und somit auch in Genua (vgl. Telmon 1993, 107) werden die langen Konsonanten häufig nicht artikuliert (vgl. Maturi 2014, 129, 155), weshalb wir in diesem Fall eine Übereinstimmung zwischen dem italiano regionale aus Genua und dem Spanischen vorfinden. Somit sei zu analysieren, ob die ecuadorianischen Sprecher sowohl der 1. als auch der 2. Generation weiterhin die Konsonanten kurz produzieren und ob dies für die Repräsentationen der italienischen Informanten ein Indiz für die Verortung nach Norditalien ist.
Für diese Phoneme wurden nun Wörter gewählt, die eindeutig durch Photos dargestellt werden und in welchen diese Phoneme vorhanden sind. Es wurde darauf geachtet, dieselbe Anzahl aller Laute zu erhalten, um eine Vergleichbarkeit zwischen den Lauten gewährleisten zu können. Gleichsam wurden die Phoneme in verschiedenen Lautpositionen gewählt, damit eine Abhängigkeit von der Lautumgebung ausgeschlossen werden kann. Schließlich soll in vorliegender Studie die eindeutige Identifikation bestimmter Laute für die Perzeption der Stimuli untersucht werden. Auf Grundlage dieser Vorüberlegungen wurden folgende Types herausgearbeitet:
Für die spanischen Types wurden schließlich die Phoneme /ð/ und /θ/ ergänzt, da diese besondere Charakteristika für das ecuadorianische Spanisch aufweisen15 und daher für die Perzeption aufschlussreiche Informationen liefern können. Dafür wurden die Laute /dʒ/ und /z/ sowie die funemi lunghi auf Grund der fehlenden Präsenz dieser Laute im Lautinventar des spanischen Sparche entfernt. Daraus ergibt sich folgende Liste:
Die italienischen und spanischen Laute, die in den oben genannten Wörtern vorhanden sind, gelten nun als Grundlage für die Erstellung der Produktionsdaten und fungieren als Stimuli für den Perzeptionstest.
5.1.4. Sprecher
In diesem Kapitel werden nun die Sprecher, die die Stimuli produziert haben, aufgeführt. Wichtig ist dabei, dass es sich um ecuadorianische Sprecher der 1. und der 2. Generation handelt. Während in diesem Kapitel auf allgemeine soziodemographische Angaben der Sprecher eingegangen wird, soll in Kapitel 7.1 (vgl. DEFAULT) eine Analyse des kommunikativen Raums der Ecuadorianer mit der Einbettung ihrer soziolinguistischen Daten erfolgen. Insgesamt haben zwölf ecuadorianische Sprecher an den Interviews teilgenommen, von denen sechs Sprecher der 1. Generation angehören und sechs Sprecher der 2. Generation. Ziel war es, die gleiche Anzahl an Sprechern beider Generationen zu erhalten, um somit eine Vergleichbarkeit der Daten gewährleisten zu können. Sowohl die Sprecher der 1. Generation als auch die Sprecher der 2. Generation verfügen über italienische und spanische Sprachkenntnisse, auch wenn sich diese in der Einschätzung der Sprachkompetenz geringfügig voneinander unterscheiden.
Grundlage für die Erstellung der Stimuli war aber lediglich, dass die Sprecher über Kenntnisse in beiden Sprachen verfügen, auch wenn diese durchaus unterschiedlich sein können, um so analysieren zu können, ob die Wahrnehmung der italienischen und spanischen Stimuli von Seiten der Informanten im Bezug zu den Sprechern, die unterschieldiche Variablen je nach Aufenthaltsdauer, Sprachrepertoire, Sprachkompetenz und Ankunftsalter in Genua aufweisen, variiert. Des Weiteren wurde der Wohnort Genua als Kriterium gesetzt. Es konnten lediglich Sprecher mit einem Wohnort in Genua teilnehmen, um so den Einfluss des italiano regionale aus Genua in der italienischen Variante der Ecuadorianer überprüfen zu können. Das Interview selbst setzte sich aus zwei Teilen zusammen. Nach einem einleitenden, persönlichen Gespräch, welches von zehn Minuten bis zu einer Stunde variierte, wurden zunächst die soziodemographischen und soziolinguistischen Daten16 abgefragt, die für die erklärende Komponente der Produktions- und Perzeptionsdaten vonnöten sind. Außerdem sollten die Fragen, die vor der Erhebung der Stimuli erfolgten, den Einstieg in das Interview erleichtern, da es sich dabei nicht um Wissensfragen, sondern um die Angabe der eigenen Daten handelt. Ziel dieser offenen Fragen, die in einem freien und offenen Gespräch gestellt wurden, war es, die Sprachkompetenz, den Sprachgebrauch in verschiedenen Situationen, die Identifikation mit einer Sprache und einem Ort sowie die Sprachdominanz aller im Sprachrepertoire vorhandenen Varietäten überprüfen zu können. So werden Erkenntnisse über das Sprechen der Sprecher in der Migration, der in der Migration vorhandenen Sprachen und der Identität sowie der Herkunft und Mobilität der Sprecher selbst gewonnen. Aus diesen Angaben können kommunikative Räume analysiert und generationenabhängig miteinander verglichen werden. Folglich wird dank dieser soziodemographischen und soziolinguistischen Daten der kommunikative Raum für die 1. und für die 2. Generation verallgemeinert extrahiert, um auf diese Weise Erklärungsansätze für die Produktions- und Perzeptionsdaten der ecuadorianischen Sprechergruppe gewinnen zu können.17
Folgend werden Tabellen18 aufgeführt, welche die soziodemographischen Daten der Sprecher darstellen.
Geburtsjahr | Geburtsort | Ort_erste Lebensjahre | |
Sp01_21w1 | 1976 | Manabi-Jipijapa (Ecuador) | Manabi-Jipijapa (Ecuador) |
Sp02_17w1 | 2000 | Tungurahua (Ecuador) | Tungurahua (Ecuador) |
Sp03_24w1 | 1975 | Ambáto (Ecuador) | Ambáto (Ecuador) |
Sp04_38w1 | 1961 | Guayaquil (Ecuador) | Guayaquil (Ecuador) |
Sp05_36w1 | 1968 | Manta (Ecuador) | Manta (Ecuador) |
Sp06_36w1 | 1969 | Manta (Ecuador) | Manta (Ecuador) |
Sp07_10m2 | 1993 | Guayaquil (Ecuador) | Ecuador, Genua |
Sp08_8m2 | 1994 | Esmeraldas (Ecuador) | Esmeraldas, Machala (Ecuador), Genua |
Sp09_0w2 | 2004 | Genua | Genua |
Sp10_4m2 | 1998 | Manta (Ecuador) | Genua, Manta (Ecuador) |
Sp11_9w2 | 1994 | Manta (Ecuador) | Manta (Ecuador), Genua |
Sp12_15w2 | 1991 | Guayaquil (Ecuador) | Guayaquil (Ecuador), Genua |
Wohnort | Andere Orte | Alter beim Umzug | |
Sp01_21w1 | Genua | Guayaquil (2 Jahre) | 21 Jahre |
Sp02_17w1 | Genua | 17 Jahre | |
Sp03_24w1 | Genua, Mailand | 24 Jahre | |
Sp04_38w1 | Genua | 38 Jahre | |
Sp05_36w1 | Genua | 36 Jahre | |
Sp06_36w1 | Genua | 36 Jahre | |
Sp07_10m2 | Genua | Macará Ecuador (3 Jahre), Mailand (3 Monate) | 10 Jahre |
Sp08_8m2 | Genua | 8 Jahre | |
Sp09_0w2 | Genua | Ecaudor (2 Jahre) | |
Sp10_4m2 | Genua | 4 Jahre | |
Sp11_9w2 | Genua | 9 Jahre | |
Sp12_15w2 | Genua | 15 Jahre |
Andere Orte | Ort, an dem die Eltern aufgewachsen sind | |
Sp01_21w1 | Guayaquil (2 Jahre) | Costa (Ecuador) |
Sp02_17w1 | Costa (Ecuador) | |
Sp03_24w1 | Ambáto (Ecuador) | |
Sp04_38w1 | Guaqaquil (Ecuador), Quito (Ecuador) | |
Sp05_36w1 | Manta (Ecuador) | |
Sp06_36w1 | Manta (Ecuador) | |
Sp07_10m2 | Macará Ecuador (3 Jahre), Mailand (3 Monate) | Guayaquil (Ecuador), Marcará (Ecuador) |
Sp08_8m2 | Esmeraldas (Ecuador) | |
Sp09_0w2 | Ecaudor (2 Jahre) | Guayaquil (Ecuador), Machada (Ecuador) |
Sp10_4m2 | Manta (Ecuador) | |
Sp11_9w2 | Manta (Ecuador) | |
Sp12_15w2 | Guayuquil (Ecuador) |
In folgender Tabelle wird der Bildungshintergrund und der Beruf der Sprecher dargestellt:
Bildungshintergrund | Arbeit | |
Sp01_21w1 | Universität (Ecuador und Italien) | Journalismus |
Sp02_17w1 | Colegio (Ecuador), Escuela „Fe y Alegría“ (Genua) | Schule |
Sp03_24w1 | Universität (Ecuador) | Leiterin einer bilingualen Zeitung |
Sp04_38w1 | Universität (Ecuador und Italien) | Pflege |
Sp05_36w1 | Universität (Ecuador) | Reinigungsfirma |
Sp06_36w1 | Universität (Ecuador) | Reinigungsfirma |
Sp07_10m2 | Universität (Italien) | Student, Lehrer |
Sp08_8m2 | Universität (Italien) | Student |
Sp09_0w2 | Superiori (Italien) | Schülerin |
Sp10_4m2 | Superiori (Italien) | Elektriker |
Sp11_9w2 | Superiori (Italien) | Kellnerin, Barrista |
Sp12_15w2 | Universität (Italien) | Krankenschwester |
Zuletzt sei hier noch eine Tabelle angeführt, welche die Emigrationsgründe der Sprecher aufführt. Diese können eine wichtige Rolle für die Identifikation mit dem Herkunfts- bzw. Zielland spielen und dadurch das mehrsprachige Repertoire mit beeinflussen.
Sp01_21w1 | Neugierde, Freiheit, Unabhängigkeit, Kontakt mit anderen Personen, Ähnlichkeit Genuas und Guayaquils |
Sp02_17w1 | Familie, Bildung |
Sp03_24w1 | Wirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit, Finanzkrise |
Sp04_38w1 | Bildung der eigenen Kinder, Geld verdienen, um den Kindern mehr Bildung zu ermöglichen |
Sp05_36w1 | Italienische Staatsbürgerschaft, bessere Zukunft für die Kinder |
Sp06_36w1 | Bessere Zukunft für die Kinder |
Sp07_10m2 | Eltern |
Sp08_8m2 | Eltern, Wirstchaftskrise |
Sp09_0w2 | Geburt in Genua, Eltern sind auf Grund des Wunsches auf eine bessere Zukunft emigiert |
Sp10_4m2 | Familie, Wirstchaftskrise |
Sp11_9w2 | Familie |
Sp12_15w2 | Mutter, Studium |
Innerhalb der 1. Generation der ecuadorianischen Sprecher können drei Sprecher identifiziert werden, die in einem Alter um die 20 Jahre nach Genua gekommen sind, und drei Sprecher die bereits zwischen 36 und 38 Jahre alt waren. Diese Unterteilung wird auch in der Analyse berücksichtigt werden müssen. In der 2. Generation lassen sich zwei Sprecher finden, die zwischen 019 und 4 Jahren nach Genua kamen und somit laut der Einteilung von Edmonson/House (vgl. Edmondson/House 2000, 178) 2L1 haben. Weiterhin sind drei Sprecher vorhanden, die in einem Alter zwischen 6 und 10 Jahren nach Genua emigrierten und somit Italienisch als L2 sprechen (vgl. Bickes/Pauli 2009, 92). Die Sprecherin Sp12_15w2 würde nach der Einteilung von Prifti (2014, 33) zur 1. Generation gerechnet werden. Da es sich jedoch lediglich um eine Altersdifferenz von zwei Jahren handelt und sich die Sprecherin laut eigenen Angaben mit der italienischen Sprache am wohlsten fühlt und diese sowohl im familiären als auch im beruflichen Bereich verwendet20, sei sie in vorliegender Studie der 2. Generation zuzurechnen. Des Weiteren sei zu ergänzen, dass es sich bei den Sprechern Sp05_36w1, Sp06_36m1, Sp10_4m2 und Sp11_9w2 um Angehörige einer Familie handelt. Laut Prifti (2014, 69) ist die Analyse einzelner Individuen und der darauffolgende Vergleich mit weiteren Sprechern der Familie und der anschließenden Analyse der Sprechergruppe überaus aufschlussreich, um die Entwicklung des Sprechens vom Individuum, über die Familie bis hin zur Sprechergruppe zu analysieren. Die Überprüfung auf individueller Ebene gewährleistet die Analyse der kommunikativen Bedeutung der einzelnen Kontaktvarietäten, die die Wahl der Varietät beeinflussen. Die kollektive Analyse schließlich ist für die Untersuchung des Wandels des Sprachverhaltens innerhalb der Sprechergemeinschaft vonnöten (vgl. Prifti 2014, 69).
Um die Herkunftsregion der Sprecher zu veranschaulichen, sei hier eine Karte mit den Verortungen der Herkunftsregion und dem Ort, in dem die Sprecher ihre ersten Lebensjahre verbracht haben, aufgeführt. Von der 2. Generation wird hier nur auf den Herkunftsort eingegangen, da sie nach den ersten Jahren in ihrer Herkunftsregion nach der Emigration in Genua aufgewachsen sind. Dank der Darstellung auf der Karte wird deutlich, dass zehn von zwölf Sprechern aus dem Gebiet der Costa stammen bzw. die Eltern dort herkommen und nur zwei der Sprecher aus dem Gebiet der Sierra kommen.
5.1.5. Audioaufnahmen
Im folgenden werden nun alle Audioaufnahmen der Stimuli dargestellt, wobei zunächst die italienischen Stimuli und anschließend die spanischen Stimuli abgespielt werden.
Italienisch
Sp01_21w1:
Sp02_17w1:
Sp03_24w1:
Sp04_38w1:
Sp05_36w1:
Sp06_36m1:
Sp07_10m2:
Sp08_8m2:
Sp09_0w2:
Sp10_4m2:
Sp11_9w2:
Sp12_15w2:
Spanisch
Sp01_21w1:
Sp02_17w1:
Sp03_24w1:
Sp04_38w1:
Sp05_36w1:
Sp06_36m1:
Sp07_10m2:
Sp08_8m2:
Sp09_0w2:
Sp10_4m2:
Sp11_9w2:
Sp12_15w2:
5.2. Perzeptive Linguistik
Nachdem nun der kommunikative Raum der in Genua lebenden Ecuadorianer erörtert und das methodische Vorgehen für die Analyse lautlicher Interferenzen im Sprechen dieser Sprecher dargestellt wurde, wird nun die Theorie sowie das methodische Vorgehen für die Analyse der Perzeption der Stimuli, sprich des Sprechens der Sprecher, von Seiten italienischer und ecuadorianischer Informanten dargestellt. Es soll also dank des methodischen Vorgehens mit Hilfe perzeptiver Tests die Wahrnehmung des kommunikativen Raums überprüft werden. So erfolgt erst die Skizzierung der Theorie der perzeptiven Linguistik, worauf das methodische Vorgehen für die Datenerhebung und Datenauswertung folgt.
5.2.1. Erörterung des Modells
Der Sprecher ist nicht nur Produzent von sprachlichen Realisierungen, sondern auch Hörer, der die Sprache wahrnimmt. Durch seine Wahrnehmung ist der Sprecher dazu in der Lage, Innovationen und Veränderungen innerhalb einer Sprache oder Varietät zu bestimmen. Diese Wahrnehmung kann der Rekonstruktion kommunikativer Räume dienen (vgl. Piredda 2013, 68ff). Die Wahrnehmung des Sprechers wird jedoch häufig vernachlässigt, da er oft nur als Produzent sprachlicher Daten gesehen wird, nicht aber als aufmerksamer Zuhörer, der durch sein perzeptiv bedingtes Sprecherwissen Variationen erkennen kann (vgl. Krefeld 2018c, 2). Die perzeptive21 Varietätenlinguistik22 hat es sich nun zur Aufgabe gesetzt, das Sprecherwissen von Menschen gegenüber bestimmten Varietäten zu untersuchen. Dabei wird das Sprachbewusstsein angeregt und auch unterbewusstes Wissen gegenüber Sprachen und Varietäten zu Tage gefördert. Dadurch wird die Wahrnehmung des sozialen Raums evoziert, was die Nennung sprachen- und varietätenbezogener Repräsentationen ermöglicht (vgl. Krefeld/Pustka 2010, 10f). Perzeptiv basierte Repräsentationen werden anhand von Produktionsdaten direkt wahrgenommen. Die Perzeption bezieht sich somit auf sprachliche Realisierungen, die durch einen Stimulus vorgegeben werden. Auch wenn sich die Repräsentationen somit auf für die Informanten wahrnehmbare Stimuli beziehen, spielen außersprachliche Faktoren beim Sprecherwissen auch stets eine große Rolle, da diese die Repräsentationen beeinflussen. Perzeptionen und Repräsentationen beeinflussen sich dabei gegenseitig, da die Repräsentationen auf der Perzeption basieren und die Perzeption durch die Repräsentationen gesteuert und gefiltert wird (vgl. Krefeld/Pustka 2010, 12ff). Sprachen- und varietätenbezogene Repräsentationen variieren dabei von Individuum zu Individuum, wobei der größte Unterschied zwischen den Repräsentationen von In-group-Sprechern und Out-group-Sprechern vorliegen. Mit der größeren Distanz zum kommunikativen Raum des Sprechers, der den Stimulus abgibt, verändern sich folglich immer mehr die Repräsentationen (vgl. Krefeld/Pustka 2010, 15).
Untersucht man also sowohl die Ebene des Sprecherwissens als auch die konkrete Sprechtätigkeit (vgl. Barbarić 2015, 84), kann man variationsbezogene Repräsentationen von Sprechern und Sprechergruppen aufdecken. Die Perzeptionsdaten bilden dann „die eigentliche Grundlage zur konkreten Festlegung variationsspezifischer Markierungen einzelner Varianten“ (vgl. Krefeld 2018c, 2). Der Sprecher nimmt also sprachliche Realisierungen wahr und entscheidet anhand der Produktionsdaten, ob für ihn unterschiedliche Varianten, Varietätengrenzen, Akzente, etc. vorhanden sind. Dieses perzeptiv bedingte Sprecherwissen und die Modellierung der Variation von Seiten des Sprechers ist fundamental für die Determinierung einzelner Varietäten, denn „wo Sprecher keine Markierungen assoziieren, erübrigt sich auch die linguistische Annahme von Varietäten“ (Krefeld 2018c, 4). Auf Basis der Produktionsdaten kann schlussendlich eine Erklärung der sprachlichen Phänomene durch die perzeptiven Daten gewonnen werden (vgl. Piredda 2013, 69f). Darauf aufbauend kann ein Vergleich zwischen dem subjektiv-emischen23 Sprecherwissen von Seiten der Sprecher mit dem objektiv-etischen24 Wissen von Seiten des Linguisten erfolgen, um zu überprüfen, ob die Wahrnehmung der Sprecher mit den Daten einer linguistischen Analyse übereinstimmen oder nicht (Sottile 2002, 173). In einem nächsten Schritt lässt sich die Wahrnehmung des Sprechers durch sprachliches Material von den Produktionsdaten und ergänzend mit seiner eigenen lebensweltlichen Erfahrung durch die Positionierung in einem eigenen kommunikativen Raum erklären.
Das Sprecherwissen wird außerdem von Spracheinstellungen beeinflusst, die sich auf „affektive Wertungen und Gefühle gegenüber der sprachlichen Variation“ (Postlep 2010, 55) beziehen. Bei Perzeptionstests, die mit konkreten sprachlichen Stimuli arbeiten hängen auch die Einstellungen vom „Filter der Perzeption“ (Postlep 2010, 56) ab.
Sowohl für affektive Wertungen in Form von Einstellungen als auch für die kognitiven Strukturierungen in Form von Repräsentationen, eignen sich für die Forschung besser auditiv wahrnehmbare Stimuli für die Probanden, um zu vermeiden, dass rein außersprachliches Wissen abgerufen wird (vgl. Krefeld/Pustka 2010, 14). Für die Untersuchung der perzeptiv basierten Repräsentationen und Einstellungen, die das Sprecherwissen konstituieren, bedarf es daher eines Stimulus, der inhaltlich nicht ablenkt, sondern die Aufmerksamkeit des Probanden auf die unmittelbar produzierte sprachliche Realisierung ermöglicht (vgl. Postlep 2010, 59).
Durch derartige Perzeptionsexperimente können Produktionsdaten von Sprechern, die die Funktion des Hörers einnehmen, analysiert werden. Anhand dieser Analysen werden perzeptiv basierte Repräsentationen identifiziert (vgl. Krefeld/Pustka 2010, 16).
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass es sich bei der perzeptiven Varietätenlinguistik um die „Modellierung und Vermittlung der beobachtbaren Variation einerseits und ihrer Perzeption durch die Sprecher andererseits“ (Krefeld 2005, 162) handelt.
Im Kontext der Migration wird der perzeptiven Linguistik eine weitere Rolle zuteil. Nachdem das Sprecherwissen und das damit verbundene Sprachrepertoire überaus wichtig für die Determinierung sprachlicher Markierungen sind, steht der Sprecher sowohl im kommunikativen Raum als auch bei der Analyse des Sprecherwissens anhand von Perzeptionsexperimenten im Mittelpunkt. Die Migrations- und Mobilitätserfahrungen erweitern nun sowohl das Repertoire als auch das Sprecherwissen, welche sich im Kontext der Migration verändern. Da das Sprechen im Migrationskontext auffällige Varianten (z.B. Interferenzen) aufweisen kann, stellt sich nun die Frage, ob es sich bei diesen Varianten um individuelle sprecherbezogene Besonderheiten im Sinne der parole handelt oder aber ob bereits auf Ebene der langue eine konventionalisierte Migrationsvarietät entstanden ist (vgl. Krefeld 2019b, 8). Dafür scheint die perzeptive Linguistik die geeignete Herangehensweise für die Untersuchung dieser Fragestellung zu bieten, da – wie bereits weiter oben im Kapitel erwähnt – die Sprecher anhand von Perzeptionsexperimenten darlegen können, ob sie für eine Sprechergruppe allgemeingültige Markierungen assoziieren. Ist dies der Fall, kann die Linguistik von einer eigenständigen Mikrovarietät ausgehen (vgl. Krefeld 2019b, 8).
5.2.2. Relevanz der Methoden der perzeptiven Linguistik für vorliegende Studie
Die Methoden der perzeptiven Linguistik gestalten sich für das Forschungsvorhaben der vorliegenden Studie als besonders geeignet, um den Forschungsfragen nachzugehen. Zum einen sind die Methoden der perzeptiven Linguistik innovativ und bilden in diesem Falle die Grundlage, ein offenes Forschungsfeld zu füllen. Zum anderen erscheint die Methode auf Grund des sprecherfokussierten Ansatzes am geeignetsten, um der Vermutung nachzugehen, dass sprachliche Unterschiede zwischen der 1. und der 2. Generation sowohl im Italienischen als auch im Spanischen wahrgenommen werden.
„Empirisch erfassen kann man nur die aktuellen Sprachhandlungen von Individuen (parole), Gegenstand der Forschung ist aber eigentlich das virtuelle Sprecherwissen von Gemeinschaften (langue)“ (Pustka 2008, 216). Will man folglich das Sprecherwissen der Italiener gegenüber einer italienischen Variante, welche von ecuadorianischen Sprechern realisiert wird, erforschen und herausfinden, ob bei der Perzeption Differenzen zwischen Nord- und Süditalien vorliegen, muss die Perzeption der Italiener untersucht und für die Rolle der langue analysiert werden. Gleiches gilt selbstverständlich auch für die Ecuadorianer, deren Sprecherwissen gegenüber einer spanischen Varietät ecuadorianischer Sprecher im italienischen Migrationskontext getestet werden soll. Daher ermöglichen die Methoden der perzeptiven Linguistik einerseits die Analyse des Sprecherwissens und der Einstellungen der beiden Sprechergruppen. Andererseits sind diese Methoden vonnöten, um sie mit den Produktionsdaten abzugleichen, da auf diese Weise die Relevanz der einzelnen sprachlichen Charakteristika der ecuadorianischen Sprecher für die Perzeption der räumlichen sowie sozialen Herkunft analysiert wird (vgl. Pustka 2010, 148). Die Perzeptionsdaten bilden laut Krefeld (vgl. Krefeld 2018c, 2) „die eigentliche Grundlage zur konkreten Festlegung variationsspezifischer Markierungen einzelner Varianten“.
Aus diesem Grunde erweist es sich auch für vorliegende Studie als unabdingbar, die Stimuli in Perzeptionstests abzuprüfen, um von perzeptiv erfassbaren sprachlichen Konsequenzen der im Migrationskontext realisierten Sprachdaten der ecuadorianischen Sprecher ausgehen zu können. Erst nach einer Analyse des Sprecherwissens der Italiener können Annahmen bezüglich konventionalisierter Migrationsvarietäten oder individueller Ausdruckssysteme getroffen und auf die Abhängigkeit der Generationszugehörigkeit überprüft werden. Ebenso muss auch das Sprecherwissen der Ecuadorianer analysiert werden, damit Rückschlüsse auf die unmittelbar wahrgenommenen spanischsprachlichen Realisierungen der ecuadorianischen Sprechergruppe in Genua gezogen werden können.
Der Zweck der Kombination mit der Analyse der Produktionsdaten ist es schließlich, das Sprecherwissen linguistisch erklären zu können und anhand der Produktionsdaten die durch die Perzeptionstests aufgestellten Annahmen linguistisch untermauern zu können. Die soziolinguistischen Daten der Sprecher erlauben letztendlich die Erklärung individueller Unterschiede, während die soziolinguistischen Auskünfte der Informanten Erklärungen für ihre Repräsentationen und Einstellungen ermöglichen. Dabei werden außersprachliche Aspekte herangezogen, die das Sprecherwissen lenken und beeinflussen. Anhand dieser Angaben kann auch unterschiedliches Sprecherwissen zwischen Nord- und Süditalien erörtert werden.
Folglich arbeitet der Methodenansatz dieser Forschung mit den etablierten Methoden der perzeptiven Linguistik und erweitert diese durch den Abgleich mit den Produktionsdaten und der Verortung der ecuadorianischen Sprechergruppe in ihren kommunikativen Raum anhand der soziolinguistischen Daten.
5.2.3. Aufbau der perzeptiven Tests
Die perzeptiven Tests dienen in dieser Studie der Untersuchung des Sprecherwissens und der Einstellungen der Italiener und Ecuadorianer gegenüber einer im Migrationskontext gesprochenen Variante des Italienischen und Spanischen. Für eine derart ausgelegte Studie, die das Ziel hat, möglichst viele Daten von italienischen und ecuadorianischen Informanten zu erhalten, bietet sich die Nutzung von Online-Webtechnologien an. Dank der Einbettung der perzeptiven Tests in einen online ausgerichteten Test im Sinne der Digital Humanities wird die Teilnahme möglichst vieler Informanten über ein geographisch großräumiges Feld hinweg gewährleistet. Die Datenerhebung findet somit durch Crowdsourcing25 statt (vgl. Krefeld 2018d, 2).
Daher wurden zwei verschiedene Perzeptionstests erstellt, wobei einer die italienischsprachigen Stimuli enthält und für die italienische Crowd ausgerichtet wurde, während in dem anderen Perzeptionstest die spanischsprachigen Stimuli eingespeist wurden, um diese den ecuadorianischen Informanten zur Verfügung zu stellen.
Abgesehen von den verschiedensprachigen Audioaufnahmen wurden die Perzeptionstest auf dieselbe Art und Weise konzepiert, um die Vergleichbarkeit der Daten zu garantieren26.
Eingangs wurden allgemeine soziodemographische und soziolinguistische Daten abgefragt, um das Alter, den Bildungshintergrund, die sprachliche Sozialisierung und das Sprachrepertoire zu überprüfen. Diese Daten sind vonnöten, um Erklärungen und Korrelationen mit dem Sprecherwissen analysieren zu können.27 Die darauffolgenden Seiten wurden nun der Abfrage der Repräsentationen und Einstellungen gewidmet. Hierbei galt es die „goldene Mitte“ zwischen der Abfrage aller für die Studie notwendigen Aspekte und gleichzeitig der Kürze zu erhalten, um die Informanten für die Teilnahme an der Studie gewinnen zu können. Daher wurde pro Stimulus auf einer Seite eine schnelle Audiodatei mit den Fragen zur L1 des Sprechers, der Verortung des Stimulus und den Einstellungen aufgeführt. Auf einer zweiten Seite wurde schließlich eine langsame Audiodatei mit den Wörtern abgespielt, mit Hilfe derer die Informanten die einzelnen für den Stimulus auffälligen Grapheme anklicken konnten. Der Test hat somit eine Länge von circa 30 Minuten.
Da in dieser Forschung der Sprecher im Mittelpunkt steht und das Sprecherwissen gegenüber der sprachlichen Realisierung untersucht werden soll, wurden alle erhobenen Wörter innerhalb einer Audiodatei abgespielt und im Anschluss daran die Repräsentationen und Einstellungen abgefragt. Zwar ist es dadurch nicht möglich, einzelne Laute innerhalb eines Wortes auf das Sprecherwissen hin mit Verortungen zu analysieren und somit die Wahl der L1 in Abhängigkeit zu einzelnen Lauten zu stellen. Jedoch ist dies für das Forschungsprofil dieser Studie nicht der ausschlaggebende Aspekt, weil hier ein sprecherfokussierter Ansatz vorliegt, in welchem die Repräsentationen und Einstellungen gegenüber der Variante eines spezifischen Sprechers im Mittelpunkt stehen. Der Sprecher soll auf sein Sprechen hin untersucht werden, um in seinem kommunikativen Raum seine italienischen- und spanischsprachigen Realisierungen zu analysieren mit dem Ziel für die jeweilige Sprache und Generation spezifische sprachliche Tendenzen, die sich aus dem Migrationskontext für die ecuadorianische Sprechergruppe in Genua ergeben, festzustellen. Um schließlich die Repräsentationen an bestimmten Lauten festmachen zu können und damit die lautlichen Besonderheiten im Spanischen und Italienischen der 1. und 2. Generation der ecuadorianischen Sprechergruppe in Genua in der Perzeption der Ecuadorianer und der Italiener erkennen zu können, wurden die Informanten dazu aufgefordert, alle „lettere“ zu markieren anhand derer sie sich für die Wahl der L1 und der geographischen Verortung des Sprechers entschieden haben.
Zunächst soll jedoch die erste der zwei Seiten, die pro Stimulus verwendet werden, besprochen werden. In einem ersten Schritt hören sich die Informanten eine Audiodatei an, in welcher alle erhobenen Wörter28 enthalten sind. Diese werden innerhalb der Audiodatei zügig hintereinander vorgespielt, um so einen Gesamteindruck des Sprechers zu vermitteln auf dessen Basis die ersten Fragen beantwortet werden. Die Schnelligkeit der Abfolge der einzelnen Wörter hat den Zweck, eine möglichst realitätsnahe Situation zu simulieren, in welcher die Hörer den Input stets in Form schnell hintereinander abfolgender sprachlicher Produktion erhalten. Um authentisches Sprecherwissen prüfen zu können, sollte daher auch eine, soweit es das Forschungsprofil zulässt, realitätsnahe Situation erzeugt werden. Auf Grundlage dieser Wörter wurden folglich die Repräsentationen vom Allgemeinen ins Detaillierte getestet. Nach der Wahl der L1 wählen die Informanten die Verortung der Stimuli anhand eines Drop-down-Menüs29.
Im italienischen Test hatten die Informanten die Möglichkeit bei der Wahl der L1 Italienisch sich zwischen Nord- Mittel- und Süditalien zu entscheiden. Diese grobe Einteilung wurde zum einen gewählt, um den Informanten die Verortung zu vereinfachen, da viele Regionen Italiens weder im geographischen noch im sprachlichen Wissen präsent sind. Unter dieser dreigliedrigen Einteilung besitzen italienische Sprecher aber durchaus Vorstellungen über Dialekte und regionale Varietäten und können prominente Varietäten in diese Aufteilung einordnen. Zum anderen wurde diese großräumige Einteilung gewählt, da das italiano regionale aus Genua nicht sehr prominent ist und Sprecher dieser Varietät häufig nicht wiedererkannt werden. So ist der genuesische Akzent teilweise sogar in der städtischen Autoperzeption kaum zu erkennen. Da jedoch Großräume im Regelfall gut erkennbar sind und auch die Verortung zum Norden oder Süden meist problemlos erfolgt (vgl. Krefeld 2018d, 19), wurde auch für vorliegende Studie eine Verortung in Großräume gewählt. Ferner weist das italiano regionale aus Genua gemeinsame Charakteristika mit den Varietäten Norditaliens auf, die anhand der Repräsentationen ebenfalls im Sprecherwissen der Informanten getestet werden. Die Einteilung der Varietäten nach Norditalien erfolgt dabei auf Grundlage der La Spezia – Rimini – Linie, wobei die galloitalienischen, venezischen und istrischen Varietäten zu den ober- und norditalienischen Varietäten gerechnet werden. Die toskanischen Dialekte bilden eine weitere Dialektgruppe und werden in diesem Falle zur Verortung nach Mittelitalien gerechnet. Letztlich gibt es noch die Dialektgruppe der mittel- und süditalienischen Varietäten, wobei jene der Marken, Umbriens und des Latiums nach Mittelitalien verortet werden können (vgl. Geckeler/Kattenbusch 1992, 22f). Fällt die Wahl der L1 auf Spanisch haben die italienischen Informanten die Möglichkeit den Sprecher nach Spanien oder Lateinamerika zu verorten. Natürlich können die Informanten auch stets die Angabe „non lo so„ wählen.
Bei den spanischen Perzeptionstests wurde nach der Wahl der L1 gefragt, aus welchem spanischsprachigen Land der Sprecher kommt, sofern seine L1 Spanisch ist. Dabei erfolgte zuerst eine grobe Verortung nach Spanien oder Lateinamerika, um die großräumige Vertortung zu testen und um zu überprüfen, ob für den hispanoamerikanischen Raum allgemeingültige lautliche Charakteristika wahrgenommen werden. Erst wenn die Verortung nach Lateinamerika erfolgte, konnte man alle hispanoamerikanischen Länder wählen, wobei Ecuador selbst noch in Costa und Sierra unterteilt wurde. Dadurch kann analysiert werden, ob die lautlichen Charakteristika des Spanischen in der Perzeption der Ecuadorianer, die nicht in der Migration leben, arealspezifische Besonderheiten aufweisen, die zur explizierteren Verortung führen. Hierbei ist auch der Vergleich der Verortungen zwischen den Stimuli der 1. und der 2. Generation aufschlussreich, um die Entwicklung des Spanischen im italienischen Migrationskontext beobachten zu können.
Die letzte Frage auf der ersten Seite in beiden Tests bezieht sich auf die Einstellungen der Informanten gegenüber der sprachlichen Realisierung des Sprechers. Hierzu werden die Adjektive it. bello / sp. bonito / it. colto / sp. culto, it. dolce / sp. dulce und it. simpatico / sp. simpático überprüft. Diese Adjektive wurden zuvor im Rahmen einer Pilotstudie30 mit einer Ecuadorianerin und einem Italiener überprüft, um die Authentizität der Adjektive zu gewährleisten und damit „keine Artefakte produziert werden“ (Krefeld/Pustka 2010, 16). Die Informanten sollten nun auf einer Skala eine Bewertung abgeben. Die Skala richtet sich dabei nach den Prozentsätzen 0%, 20%, 40%, 60%, 80%, 100%. Durch die sechsstufige Skala wurde ein Mittelwert vermieden, den die Informanten aus Gründen der Ungeduld oder Unsicherheit wählen könnten (vgl. Postlep 2010, 83).
Nach der Bearbeitung dieser Aufgaben auf der ersten Seite wurde der Informant auf der zweiten Seite erneut mit den Wörtern desselben Sprechers konfrontiert, wobei dieses Mal die Audiodatei den Stimulus mit längeren Pausen zwischen den einzelnen Wörtern abspielt. Folglich hatten die Informanten mehr Zeit über die einzelnen Wörter zu reflektieren. Da sie bei diesem Schritt dazu aufgefordert wurden, die einzelnen Laute anzuklicken, anhand derer sie die Wahl der L1 sowie die Verortung auf vorhergehender Seite vorgenommen hatten, sind die Pausen notwendig, um dem Informanten die Zeit zu geben, die entprechenden Laute zu wählen. Um zu vermeiden, dass der Informant nach diesem Schritt die vorhergehenden Angaben ändert, wurde dieser zweite Teil auf einer neuen Seite programmiert. Die intuitive Wahl der L1 und die Verortung des Stimulus auf der ersten Seite ist überaus relevant, um authentische, realitätsnahe Daten zu erhalten. Dieser Prozess wurde nun für alle zwölf Stimuli wiederholt. Jedoch wurden die Wörter bei jedem Stimulus neu angeordnet, um den Einfluss der Wortposition variieren zu lassen und dem Informanten nicht das Gefühl zu geben, bei jedem Stimulus dieselben Informantionen zu erhalten.
Auch die Anordnung der Stimuli wurde so gewählt, dass zwischen Sprechern der 1. und der 2. Generation variiert wurde, um keine Mustererkennung und in diesem Sinne Antworten, die sich auf das Muster, nicht aber auf den Stimulus beziehen, zu evozieren. Aus diesem Grunde wurde folgende Reihenfolge gewählt: Sp03_24w1, Sp05_36w1, Sp12_15w2, Sp01_21w1, Sp10_4m2, Sp02_17w1, Sp04_38w1, Sp07_10m2, Sp09_0w2, Sp06_36m1, Sp11_9w2, Sp08_8m2.
5.2.4. Informanten
Um die Informantengruppen, deren perzeptiv basiertes Sprecherwissen analysiert wird, definieren zu können, erfolgt im Folgenden eine Charakterisierung der italienischen und ecuadorianischen Informantengruppe nach quantitativen Faktoren.
5.2.4.1. Italienische Informanten
Am italienischen Perzeptionstest haben insgesamt 70 Informanten teilgenommen. Um diese charakterisieren zu können, sollen im Folgenden einige ihrer Daten dargestellt werden. Ziel war es, Informanten aus möglichst vielen verschiedenen Regionen Italiens zu erhalten, damit ein Gesamtbild des Sprecherwissens der Italiener analysiert werden kann. Tatsächlich sind in der Auswertung fast alle Regionen vertreten. Die Herkunftsregion der Informanten wird in folgender Karte dargestellt. Dabei wird auf die Frage Bezug genommen, in welchem Ort der Informant die scuola elementare absolviert hat, da das Alter des Grundschulbesuchs als ausschlaggebend für die sprachliche Entwicklung gilt. Im Textfeld der Kreise ist jeweils angegeben, wie viele Informanten aus dem entsprechenden Ort stammen. Da alle Informanten italienische L1 Sprecher sind, ist die hier aufgeführte Herkunftsregion ausschlaggebend für die italiani regionali als L1 der Informanten.
Darüber hinaus sind 32 Informanten Dialektsprecher31, wobei insgesamt 17 verschiedene Dialekte genannt werden, bei denen jedoch zwischen dialetto veneto und dialetto veronese unterschieden wird. Außerdem wird die ladinische Sprache genannt. Die folgende Liste soll Auskünfte über die Dialekte geben, die bei den Informanten im Sprachrepertoire vorhanden sind:
- Avezzanese
- Barese
- Bolognese (3 Nennungen)
- Calabrese
- Ladino
- Marchigiano
- Piemontese (3 Nennungen)
- Reggiano
- Romanesco
- Rovetano (della Valle Roveto, AQ)
- Salentino
- Sardo
- Savese
- Siciliano (3 Nennungen)
- Tarantino
- Veneto (10 Nennungen)
- Veronese (2 Nennungen)
Außerdem sei in folgender Graphik ein Überblick über die Fremdsprachenkenntnisse der Informanten gegeben, die einen Einfluss auf das Sprecherwissen ausüben können. Dabei werden die vier häufigst genannten Sprachen aufgeführt. Neben diesen Sprachen wurde zwei mal Portugiesisch und jeweils ein Mal chinesisch, japanisch, russisch, griechisch, arabisch und hebräisch genannt. Die Graphik verdeutlicht die Fremdsprachenkenntnisse in absoluten Zahlen.
Als weitere relevante soziale Variable gilt das Alter der Informanten. Bei der Betrachtung der Altersangaben wird deutlich, dass die Altersstufen zwischen 17 und 75 Jahren vertreten sind, wobei ein Schwerpunkt auf der Altersspanne zwischen 20 und 40 Jahren liegt. Dieses Ergebnis ist nicht verwunderlich, da Informanten in diesem Alter vermehrt die sozialen Netzwerke und das Internet nutzen und außerdem in das Profil der kontaktierten Institutionen und Personen fällt.
Letztendlich sei noch auf den Bildungshintergrund der Informanten einzugehen. Bei diesem kann festgestellt werden, dass 54 Informanten einen Universitätsabschluss vorweisen oder momentan in der Universität eingeschrieben sind. 15 Informanten haben die die scuola superioriore absolviert, während eine Informantin angibt, ausschließlich die scuola elementare besucht zu haben. Bei dieser Angabe ist allerdings die Authentizität nicht gewährleistet, da es sich um eine 21-jährige Informanten handelt, die drei Fremdsprachen beherrscht. Daher ist davon auszugehen, dass sie einen höheren Bildungsabschluss hat als sie angibt und sich womöglich im Drop-down-Menü verwählt hat. Auch in diesem Diagramm werden der Bildungshintergrund der italienischen Informantengruppe in absoluten Zahlen dargestellt.
5.2.4.2. Ecuadorianische Informanten
Den spanischen Perzeptionstest haben insgesamt dreizehn ecuadorianische Informanten bearbeitet, die in Ecuador geboren und aufgewachsen sind. Folgende Karte veranschaulicht die Herkunftsorte der ecuadorianischen Teilenehmer:32
Die Herkunftsorte dienen gleichsam der Veranschaulichung der L1 der Sprecher, da sie in diesen Orten aufgewachsen und dementsprechend dem sprachlichen Input jener Orte in den ersten prägenden Lebensjahren ausgesetzt waren. Es handelt sich folglich um ein lateinamerikanisches Spanisch mit den jeweiligen sprachlichen Charakteristika der ecuadorianischen Region.
Von den dreizehn ecuadorianischen Informanten haben neun die Universität absolviert, zwei das Colegio besucht und eine Informantin gibt an, ein anderes Schulsystem frequentiert zu haben. Aus diesen Angaben wird ersichtlich, dass es sich auch bei den ecuadorianischen Informanten um Personen mit einem insgesamt hohen Bildungsniveau handelt.
Eine weitere soziale Varietät ist das Alter, wobei festgestellt werden kann, dass die Altersstufen von 21 bis 61 vertreten sind, wobei die Mehrheit der Informanten (8) zwischen 21 und 32 Jahre alt sind.
Die Fremdsprachenkenntnisse sollen ebenfalls dargestellt werden, da diese einen Einfluss auf das Sprecherwissen ausüben können.
Da immerhin vier der dreizehn Informanten über italienische Fremdsprachenkenntnisse verfügen, kann vermutet werden, dass diese ein konkreteres Sprecherwissen gegenüber einem von italienischen L1-Sprechern gesprochenes Spanisch aufweisen.
6. Durchführung der Studie
6.1. Kontaktaufnahme
Die erste Kontaktaufnahme zur ecuadorianischen Sprechergruppe in Genua fand Ende Februar 2019 und damit circa zwei Monate vor dem Forschungsaufenthalt statt. Die Kontakte wurden anhand diverser institutioneller Einrichtungen sowie durch das Schneeballsystem vermittelt. Ein weiterer wichtiger Kontakt war jener zu einer in München lebenden Ecuadorianerin, deren Familie in Genua ansässig ist. Zu dieser Familie konnte der Kontakt aufgebaut werden, was wiederum die Herstellung weiterer Kontakten ermöglichte. Die Methode des Schneeballsystems erwies sich dabei als überaus gewinnbringend.
Weitere Anlaufstellen waren die bilinguale Schule „Fe y Alegría“, das „Coordinamento ligure donne latinoamericane“ sowie die Zeitung „Visión latina“. Zu diesen kulturellen Institutionen wurde ebenfalls frühezeitig der Kontakt aufgebaut, wodurch sich weitere hilfsbereite Studienteilnehmer finden liesen.
Die Kontaktaufnahme zu den italienischen Informanten der perzeptiven Tests erfolgte hauptsächlich über Freunde und Bekannte, die sich dazu bereit erklärten sowohl am Perzeptionstest teilzunehmen als auch diesen an weitere Kontaktpersonen zu vermitteln. Des Weiteren wurden die Goethe-Institute in Italien kontaktiert, um zu ermöglichen, dass die Kursteilnehmer den Perzeptionstest durchführen. Ferner wurde der Perzeptionstest an die Facebookgruppen der Universitäten Italiens geschickt. Aus diesem Vorgehen heraus konnten schließlich 70 Informanten für die italienischen Perzeptionstests gewonnen werden.
Die Kontaktaufnahme zu ecuadorianischen Informanten erfolgte ebenfalls durch das Anschreiben der Goethe-Institute in Ecuador, der Facebookgruppen der ecuadoriansichen Universitäten sowie durch die Vermittlung von Bekannten der ecuadorianischen Studienteilnehmer in Genua. Des Weiteren wurden Dozenten der Institute für Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften an den Universitäten in Ecuador kontaktiert. Da sich jedoch nur wenige Informanten finden liesen, wurde der Perzeptionstest schließlich auch für die im Ausland lebenden Ecuadorianer geöffnet, weshalb diverse Facebookgruppen der Ecuadorianer im Ausland, Sprachschulen sowie Gruppen der ecuadorianischen Expats kontaktiert wurden. Letztendlich nahmen 13 ecuadorianische Informanten am spanischen Perzeptionstest teil.
6.2. Durchführung
Die Durchführung der Datenerhebung in Genua fand vom 30.04.2019 bis zm 05.05.2019 statt. In diesem Zeitraum wurden 14 Interviews33 mit Methoden der teilnehmenden Beobachtung erhoben. Dank dieses Methodenansatzes konnte die Forschende stets mit den Studienteilnehmern interagieren, wodurch ein Vertrauensverhältnis aufgebaut werden konnte, welches ein authentisches Sprechen ermöglicht. Außerdem kann auf diese Weise die Situation besser kontrolliert und in bestimmten Fällen nachgefragt werden. Dadurch werden Informationen freigelegt, die dem Sprecher ursprünglich nicht als relevant erschienen.
Auch die Photos, in welchen eindeutig die intendierten Objekte dargestellt werden, tragen zur Kontrolle der Datenerhebung bei. Daher sind die Daten sowohl authentisch als auch vergleichbar. Die Photos wurden in den Speech Recorder eingespeist und mit diesem Programm den Sprechern angezeigt. Der Vorteil des Einsatzes des Speech Recorders ergibt sich zum einen daraus, dass die Photos randomisiert angezeigt werden. Zum anderen kann man auch nach den Aufnahmen direkt auf die einzelnen Sprecher und den pro Bild erzeugten Stimulus zugreifen.
Sowohl vor der Datenerhebung in Genua als auch vor der Fertigstellung der Perzeptionstests wurde eine Pilotstudie durchgeführt. Mit einer ecuadorianischen Informantin und einem italienischen Informanten wurden alle Photos angeschaut und auf die Erkennbarkeit hin überprüft. Hiermit sollte gewährleistet werden, dass die dargestellten Motive auf den Photos erkannt werden und Teil der Lebenswelt der ecuadorianischen Informanten sind. Die Pilotstudie für den Perzeptionstest diente der Überprüfung der Authentizität der Adjektive für die Untersuchung der Einstellungen. Ebenfalls sollte getestet werden, ob die Aufgabenstellungen eindeutig und die Aufgaben selbst machbar sind.
Die Interviews zur Erhebung der soziolinguistischen Daten beruhen auf offenen Fragen, um ein authentisches, freies Gespräch zu gewährleisten. Sie wurden an ruhigen Orten durchgeführt, um Hintergrundgeräusche und mögliche ablenkende Störfaktoren zu vermeiden. Somit fanden sie entweder in der Bibliothek der Schule „Fe y Alegría“ oder im zur Verfügung gestellten Frühstücksraum des Hotels der Forschenden statt.
Darüber hinaus basiert die Studie ebenso auf Methoden des digitalen Crowdsourcing. Nach der Erstellung der Perzeptionstests wurden diese an italienische und ecuadorianische Informanten per Link geschickt, um eine möglichst große Menge an Teilnehmern zu gewinnen.
Der Perzeptionstest erschließt sich somit aus quantitativen Methoden, da es hierbei um die Beschreibung, Erklärung und Ermittlung der Verbreitung der Phänomene geht. Die Allgemeingültigkeit der Hypothesen sollen anhand dieses quantitativen Vorgehens mit einer Crowd überprüft werden (vgl. Albert/Marx 2014, 12f). Es handelt sich zudem um eine strukturierte Vorgehensweise, da sowohl die Repräsentationen und Einstellungen als auch die soziodemographischen und soziolinguistischen Daten durch einen vorstrukturierten Test untersucht werden. Dieses quantitative Vorgehen aus der Analyse der Perzeptionsdaten mit Abgleich der Produktionsdaten wird durch eine qualitative Untersuchung ergänzt, indem die Daten der soziolinguistischen Fragen der Sprecher als Erklärungsansätze für die Verbreitung der Ergebnisse der Perzeptionstests herangezogen werden. So wie die Kombination aus den Methoden der perzeptiven Linguistik mit der Erschließung des kommunikativen Raums der ecuadoriansichen Sprechergruppe in Genua und den soziolinguistischen Aspekten der beiden Generationen mit ihren Sprechern vorliegt, so wurde auch dementsprechend eine Kombination aus quantitativer und qualitativer Vorgehensweise bei der Durchführung der Studie gewährleistet.
Ferner sei zu ergänzen, dass alle Studienteilnehmer erst nach Beendigung des Interviews bzw. der Durchführung des Perzeptionstests über das Thema, Ziel und die Forschungsfragen der Studie informiert wurden, um eine Beeinflussung der Datenerhebung zu vermeiden. Nach dem Erhalt der Produktions- und Perzeptionsdaten wurden diese mit Hilfe einiger Programme analysiert. Die Produktionsdaten wurden mit PRAAT transkribiert.34 Gleiches gilt für die soziodemographischen und soziolinguistischen Daten, die für die Vergleichbarkeit und Übersicht in einer Tabelle35 festgehalten sind.
Die Ergebnisse der Perzeptionstests wurden mit dem Statistikprogramm „R“ ausgewertet. Dafür wurde von Seiten zweier Mathematiker36 ein Skript programmiert, mit dessen Hilfe das Programm „R“ die Informationen über die eingespeisten Daten erhalten hat. In einem nächsten Schritt fand die deskriptive Auswertung auf statistischer Ebene statt.
6.3. Komplikationen
Bei der Durchführung der Studie traten teilweise Komplikationen auf, die im Folgenden skizziert werden.
Ein Problem stellte die Zuverlässigkeit der ecuadorianischen Studienteilnehmer dar, die sich in vermehrt auftretenden Fällen nicht auf exakte Terminvereinbarungen einlassen wollten, sich in manchen Fällen erst nach Wochen oder auch gar nicht zurückmeldeten, in Genua Terminvereinbarungen verschoben oder kurzfristig ganz absagten. Dies stellte die Forschende vor die Herausforderung in kurzer Zeit vor Ort neue Kontakte herzustellen, um mit ihnen die Interviews durchführen zu können. Auch die Vorbereitung von München aus erwies sich dabei als kompliziert, da es bis zum Schluss nicht klar war, wie viele Informanten sich aus den beiden Generationen dazu bereiterklären würden, an der Studie teilzunehmen. Letztlich liesen sich Konsequenzen aus diesem Problem verhindern, indem so viele Ecuadorianer wie möglich kontaktiert wurden und sich in Genua schließlich von insgesamt 21 aufgebauten Kontakten, 14 Interviews realisieren liesen. Damit wurde gewährleistet, dass aus beiden Generationen gleich viele Stimuli vorliegen und die Anzahl darüber hinaus die angemessene Länge des Perzeptionstests nicht übersteigt.
Eine weitere Komplikation ergab sich bei der Kontaktherstellung mit ecuadorianischen Informanten für den spanischen Perzeptionstest, da ein Großteil der kontaktierten Personen und Institute nicht auf die Anfrage reagierte. Um trotz alledem eine angemessene Anzahl von den am Test teilgenommenen 13 Informanten zu erhalten, wurde der Perzeptionstest schließlich auch für im Ausland lebende Ecuadorianer geöffnet.
Während der Datenerhebung in Genua wurde das Problem konstatiert, dass nur zwei der Sprecher das Bild des Äquadukts benennen konnten, welches für die italiensichen Stimuli hätte verwendet werden sollen. Um jedoch die Daten miteinander vergleichen zu können, wurde das Wort it. acquedotto schließlich weder bei den Perzeptionstests noch bei der Lautanalyse der Produktionsdaten verwertet.
Auch bei den spanischen Stimuli mussten Wörter gestrichen werden, da diese von den Informanten nicht benannt werden konnten. Dabei handelt es sich um die Wörter sp. bandeja, sp. chalina, sp. colador, sowie sp. delantal. Es muss ergänzt werden, dass sich dieses Problem nicht auf eine mangelhafte Erkennung der Objekte auf den Photos zurückführen lässt, sondern vielmehr auf Erosionserscheinungen bei den Sprechern, da diese die Objekte mit dem italienischen Begriff benennen konnten, das spanische Lexem jedoch nicht mehr präsent hatten. Dieses Problem hätte natürlich durch einen Input anhand geschriebener Texte anstelle von Photos umgangen werden können, jedoch ist gerade das Auftreten dieses Phänomens ein Beweis für die Relevanz authentischer Stimuli, da auch Erosionserscheinungen für die Auswertung der Sprachkompetenz relevant sind. Außerdem kann so sprecherfokussiert das mehrsprachige Repertoire analysiert werden. Ferner lässt sich ergänzen, dass die zu untersuchenden Laute in anderen Wörtern sprachlich realisiert wurden und der Input dieser Laute für die Perzeptionstests anhand der anderen Wörter gegeben ist. Nach der Datenerhebung konnte zudem festgestellt werden, dass der Input durch Photos unabdingbar für die Auswertung der lautlichen Realisierung der Wörter war, da ein Sprecher der 2. Generation angab, keine Schriftkompetenz im Spanischen zu haben und eine Sprecherin der 1. Generation anmerkte, am Computer schlecht Texte lesen zu können.
7. Analyse
Im Folgenden sollen nun alle perzeptiven Tests ausgewertet und mit einer Analyse der Produktionsdaten ergänzt und verglichen werden.
Anhand der Perzeption der Stimuli wird das Sprecherwissen der italienischen und ecuadorianischen Informanten überprüft. Dies wird als Grundlage für die Analyse der sprachlichen Realisierungen der ecuadorianischen Sprechergruppe im Spanischen und Italienischen im Generationenvergleich ausgewertet. Dabei soll eine Domänenkonstruktion sowie die Erstellung sprecherbezogener kommunikativer Räume zur Erklärung des Datenmaterials herangezogen werden, um Gemeinsamkeiten, Unterschiede und im allgemeinen alle auftretenden sprachlichen Besonderheiten zwischen den Sprechern und Generationen untermauern zu können. Außerdem wird die Sprachbewertung der Informanten gegenüber den italienischen und spanischen Stimuli anhand der Einstellungen ausgewertet, um den Einfluss auf das Sprecherwissen bereichernd rekonstruieren zu können.
Im Rahmen einer Synthese erfolgt ein Vergleich der Perzeptionen, Produktionsdaten und Einstellungen beider Sprachen, damit anfangs gestellte Forschungsfragen konkret beantwortet werden können.
7.1. Soziolinguistische Analyse der ecuadorianischen Sprechergruppe Genuas
In diesem Kapitel wird nun auf soziolinguistischer Basis die Domänenverwendung der Sprachen rekontruiert. Darüber hinaus sollen zusammenfassend die kommunikativen Räume der beiden Generationen dargestellt werden.
7.1.1. Soziolinguistisches Profil der 1. Generation
Zur 1. Generation zählen in vorliegender Studie sechs Sprecher, die alle Spanisch als L1 haben. Des Weiteren ist bei allen Sprechern übereinstimmend das Spanische diejenige Varietät, die als Kind gesprochen wurde und somit den dominanten Erstspracherwerb bildet. Die Sprecherin Sp02_17w1 ist jedoch bilingual, da sie neben dem Spanischen auch mit der Sprache Quechua aufgewachsen ist. Sie ist somit von den sechs Sprechern die einzige, die angibt, sowohl mit ihrer Familie als auch mit ihren Freunden in Ecuador nicht nur Spanisch, sondern auch Quechua zu sprechen, während die anderen fünf Sprecher der 1. Generation für die Domänen „Familie“ und „Freunde“, mit denen sie dank der heutigen technischen Möglichkeiten in Kontakt bleiben, das Spanische verwenden.
Innerhalb Italiens besteht eine größere Vielfalt bei den Domänen „Familie“, „Freunde“ und „Kollegen/Kommilitonen“: Die Sprecher Sp01_21w1, Sp02_17w1 und Sp04_38w1 sprechen mit ihrer Familie sowohl Italienisch als auch Spanisch, wobei die Wahl der jeweiligen Sprache nach Familienmitglied, Ort, Situation und Gesprächsthemen variiert. Die Sprecherin Sp03_24w1 hingegen kommuniziert mit ihrer Familie ausschließlich in Spanisch. Die Sprecher Sp05_36w1 und Sp06_36m1, die miteinander verheiratet sind, äußern übereinstimmend, dass sie innerhalb der Familie in einer Mischung aus Italienisch und Spanisch kommunizieren, wobei sie auf die Ähnlichkeiten der beiden Sprachen verweisen. Diese Aussage lässt auf eine hohe unkontrollierte Verwendung von Code-switching und Code-mixing schließen, die sich auf allen Ebenen der Sprache von der Grammatik über die Lexik bis zur Aussprache abspielen können. Diese beiden Sprecher kommunizieren darüber hinaus auch mit ihren Freunden und Kollegen in einer Mischung aus Spanisch und Italienisch, was auf eine mangelnde Kompetenz der Unterscheidung und Auseinanderhaltung der beiden im Sprachkontakt involvierten Varietäten schließen lässt. Sie ergänzen beide, dass sie sich um eine ausschließliche Verwendung des Italienischen bemühen, sofern der Gesprächspartner über keine Kenntnisse im Spanischen verfügt. Da es sich um ein Ehepaar handelt kann darüber hinaus davon ausgegangen werden, dass sie durch den stetigen sprachlichen Austausch untereinander, ähnliche sprachliche Phänomene aufweisen und keine Notwendigkeit verspüren, das Code-mixing zu vermeiden, da sie untereinander problemlos kommunizieren können. Diese Situation wird des Weiteren dadurch verstärkt, dass sie auch in der Arbeit untereinander kommunizieren, da sie gemeinsam eine Reinigungsfirma leiten.
Die Sprecher Sp02_17w1, Sp03_24w1 und Sp04_38w1 hingegen kommunizieren mit ihren Freunden abhängig von der L1 des Gesprächspartners entweder auf Italienisch oder auf Spanisch, während die Sprecherin Sp01_21w1 neben Italienisch und Spanisch in der Domäne „Freunde“ auch Englisch und gegebenenfalls den dialetto genovese verwendet.
In der Domäne „Kollegen/Kommilitonen“ zeigen die Sprecher Sp01_21w1 und Sp04_38w1 lediglich das Italienische auf, während die Sprecher Sp02_17w1 und Sp03_24w1 sowohl die italienische als auch die spanische Sprache verwenden.
Bei den Domänen „italienische Geschäfte“, „spanische Geschäfte“ und „öffentliche Institute“ herrscht mehr Einigkeit, da alle Sprecher in den italienischen Geschäften sowie den öffentlichen Institutionen in Genua auf Italienisch kommunizieren, während sie in spanischen Geschäften die spanische Sprache zur Kommunikation verwenden. In diesem Fall gibt es nur eine Ausnahme: Die Sprecherin Sp04_38w1 zieht es vor, auch in Geschäften, die von spanischsprachigen Inhabern geleitet werden, auf Italienisch zu kommunizieren.
Nach dieser Domänenrekonstruktion sei anzumerken, dass in der 1. Generation der ecuadorianischen Sprechergruppe eine hohe individuelle Variation bei den sozialen Variablen und der Domänenkonstruktion vorliegt. Dies kann auf die unterschiedliche Aufenthaltsdauer, den verschieden ausgeprägten Wunsch nach Akkulturation sowie auf den Arbeits- und Familienkontext verweisen.
Ferner spiegelt sich die Domänenverwendung auch im Sprecherbewusstsein wider: Mit Ausnahme der Sprecherin Sp01_21w1, die sich sowohl mit dem Spanischen als auch mit dem Italienischen wohlfühlt und identifiziert, nennen alle anderen Sprecher der 1. Generation ausschließlich das Spanische. Somit kann geschlossen werden, dass die Sprecher eine höhere Kompetenz in ihrer L1 aufweisen, mehr Erinnerung mit dieser verbinden und vom Spanischen sozial und sprachlich stärker geprägt wurden. Diese These stimmt mit den Angaben der Sprecher überein, in welcher Sprache sie zählen oder rechnen, da diese mit dem Wohlbefinden in der jeweiligen Sprache übereinstimmen.37 Demzufolge ist die dominante Varietät gleichsam diejenige Varietät, mit der sich die Sprecher am meisten identifizieren und wohlfühlen.
Die Verbundenheit mit einem geographischen Ort jedoch differenziert sich von diesen Angaben, da sich die Sprecher mit Ausnahme der Sprecherin Sp02_17w1 mit Genua und nicht etwa mit ihrem Herkunftsort verbunden fühlen. Dies kann mit der Tatsache begründet werden, dass diese fünf Sprecher der 1. Generation aus eigener Entscheidung nach Genua emigrierten, da sie sich dort eine bessere Zukunft versprachen. So wie die Sprecherin Sp03_24w1 betont, hat Genua den ecuadorianischen Emigranten viel bieten und viele Hoffnungen erfüllen können. Dementsprechend identifizieren sich diese Sprecher mit ihrem Zielland. Lediglich die Sprecherin Sp02_17w1 hat nicht selbst die Entscheidung, nach Genua zu emigrieren, gefällt, sondern folgte ihren Eltern. Darüber hinaus ist ihre Aufenthaltsdauer von zwei Jahren im Vergleich zu den anderen Sprechern der 1. Generation relativ kurz, weshalb sie eventuell noch keinen Bezug zu Genua aufbauen konnte.
Letztlich sei noch eine Tabelle mit der Selbsteinschätzung der aktiven und passiven Sprachkompetenz im Spanischen, Italienischen sowie dem dialetto genovese aufgeführt. Diese Tabelle gibt Auskünfte über das Sprachbewusstsein bezüglich der im Kontakt stehenden Varietäten sowie über die Sprachkompetenz selbst in den einzelnen Varietäten:
Passive Kompetenz Italienisch | Aktive Kompetenz Italienisch | Passive Kompetenz Spanisch | Aktive Kompetenz Spanisch | Passive Kompetenz dialetto genovese | Aktive Kompetenz dialetto genovese | |
Sp01_21w1 | sehr gut | sehr gut | sehr gut | sehr gut | gut | ein bisschen |
Sp02_17w1 | gut | ein bisschen | sehr gut | sehr gut | nicht vorhanden | nicht vorhanden |
Sp03_24w1 | sehr gut | gut | sehr gut | sehr gut | nicht vorhanden | nicht vorhanden |
Sp04_38w1 | sehr gut | sehr gut | sehr gut | sehr gut | gut | nicht vorhanden |
Sp05_36w1 | sehr gut | gut | sehr gut | sehr gut | nicht vorhanden | nicht vorhanden |
Sp06_36w1 | sehr gut | gut | sehr gut | sehr gut | nicht vorhanden | nicht vorhanden |
Aus diesen Auswertungen ergibt sich folgender kommunikativer Raum für die 1. Generation der in Genua lebenden Ecuadorianer. Auf der Ebene des Sprechens wird nun lediglich „Italienisch“ verzeichnet als Angabe dafür, dass die Sprecher über Italienischkenntnisse verfügen. Ob es sich dabei aber um ein für Genua charakteritisches italiano regionale, eine Interlanguage mit spanischen Interferenzen oder auch um eine konventionalisierte Migrationsvarietät handelt, wird erst ab Kapitel besprochen. In der Synthese wird daher noch einmal auf den kommunikativen Raum der ecuadorianischen Sprecher in Genua eingegangen, um das im Sprachrepertoire vorhandene Italienisch sprecherspezifisch und generationenorientiert konkretisieren zu können. Dies gilt auch für die Abbildung des kommunikativen Raums der ecuadorianischen Sprecher der 2. Generation. Der sprachliche Input des italiano regionale aus Genua wird durch die Ebene der Sprache mit der arealen Varietät deutlich.
Die Darstellung des kommunikativen Raums berücksichtigt die unterschiedlichen Sprechertypen, die in vorliegender Studie untersucht werden. Der besondere Fokus liegt auf dem mehrsprachigen Repertoire, welches die Sprecher dank des Migrationskontextes und der daraus resultierenden hohen Mobilität aufweisen. Auf der Ebene der Sprache spielen sowohl die gesprochenen Varietäten im Zielland als auch die extraterritoriale Varietät eine Rolle, da diese sowohl den Sprecher in seinem mehrsprachigen Repertoire als auch das Sprechen selbst konditionieren.
7.1.2. Soziolinguistisches Profil der 2. Generation
Die 2. Generation weist z. T. erhebliche Unterschiede in der Domänenverwendung der Sprachen sowie den soziolinguistischen Aspekten auf. Zwar nennt nur der Sprecher Sp10_4m2 sowohl das Spanische als auch das Italienische bei der Frage nach der bzw. den L1, während die anderen Sprecher bei der L1 nur auf das Spanische verweisen, jedoch wird im Verlauf der Interviews deutlich, dass diese Angaben teilweise eher auf ein starkes Sprecherbewusstsein und eine Identifikation mit dem Spanischen zurückzuführen sind als auf die tatsächliche Sprachkompetenz. Diese Hypothese muss in einem weiteren Schritt auch durch die Perzeptionsdaten und die lautliche Analyse erörtert werden.
Die Sprecher Sp09_0w2 und Sp10_4m2 sind sowohl mit der spanischen als auch mit der italienischen Sprache aufgewachsen, während die anderen vier Sprecher erst im Laufe ihrer Kindheit bzw. Jugend das Italienische als L2 erworben haben. Nach der Emigration, zur Zeit der Datenerhebung spielen nun beide Sprachen eine wesentliche Rolle bei der Gestaltung des kommunikativen Alltags. Das Spanische ist dank des Kontakts zu Freunden und/oder Familie in Ecuador nach wie vor präsent und wird auch in Genua selbst für die Verständigung in spanischsprachigen Geschäften verwendet.
Die Sprecher Sp07_10m2, Sp09_0w2 und Sp12_15w2 bedienen sich auch in Genua neben dem Italienischen auch dem Spanischen, um mit spanischsprachigen Freunden vor Ort zu kommunizieren. Sp07_10m2 und Sp11_9w2 geben an, mit spanischsprachigen Freunden auch teilweise viel Code-mixing und Code-switching auszuüben.
Mit Kollegen/Kommilitonen wird von den Sprechern der 2. Generation hauptsächlich in italienischer Sprache kommuniziert. Ergänzend verwenden die Sprecher Sp07_10m2 und Sp12_15w2 auch das Spanische zum Zweck der Kommunikation mit spanischsprachigen Kollegen bzw. Kommilitonen. Bereits an diesem Punkt wird deutlich, dass das Italienische jedoch in der Bewältigung der alltäglichen Kommunikation die dominante Varietät darstellt.
Innerhalb der Familien der Sprecher kommen beide Sprachen gleichsam zur Verwendung. Während die Sprecher Sp07_10m2, Sp08_8m2, Sp09_0w2 und Sp10_4m2 mit den Familienmitgliedern in beiden Sprachen kommunizieren, verwendet die Sprecherin Sp11_9w2 ausschießlich das Spanische und die Sprecherin Sp12_15w2 stets das Italienische. Diese begründet die Wahl des Italienischen für die Kommunikation mit ihrer Mutter damit, ihr bei der sprachlichen Integration in Italien helfen zu wollen. Darüber hinaus spricht sie mit ihrem Lebensgefährten Italienisch, da dieser aus Genua stammt. Dieser ausgeprägte italienische Input und der emotionale Bezug zum Italienischen bewirken, dass sich diese Sprecherin nicht etwa mit dem Spanischen, sondern mit dem Italienischen am wohlsten und sichersten fühlt. Dies korreliert mit der Angabe, dass sie auf Italienisch zählt und rechnet, was eine relevante Aussage über die Dominanz und die hohe Sprachkompetenz im Italienischen zulässt. Trotz alledem fühlt sie sich mit der Stadt Guayaquil in Ecuador am verbundensten und strebt an, mit ihrem Lebensgefährten dorthin auszuwandern, sobald sich die wirtschaftliche wie soziale Situation in Ecuador gebessert hat. Mit dieser Aussage ist sie nicht alleine, da auch die Sprecher Sp07_10m2, Sp08_8m2 und Sp09_0w2 Ecuador als den Ort der Verbundenheit bezeichnen. Dieses emotionale Gefühl könnte mit der Herkunft der Eltern und dem Wunsch, den eigenen Wurzeln und jenen der Eltern nachzugehen, begründbar sein. Dieses Gefühl korreliert mit der Angabe der L1 Spanisch anstelle des Italienischen. Auch wenn folglich das Italienische die dominante Sprache darstellt, eine ausgeglichene Sprachkompetenz vorliegt oder schlicht häufiger gesprochen wird, sind diese Sprecher emotional stärker mit Ecuador und der spanischen Sprache verbunden. Die Selbstwahrnehmung bezieht sich dementsprechend bei diesen Sprechern stark auf die Lebens- und Sprachwelt Ecuadors. In der Fremdwahrnehmung von Seiten der Italiener und Spanier wird es somit interessant sein zu überprüfen, wie die Sprecher von lautlicher Seite wahrgenommen werden und inwiefern demzufolge Selbst- und Fremdwahrnehmung übereinstimmen oder sich widersprechen. Lediglich die Sprecher Sp10_4m2 und Sp11_9w2 fühlen sich mit Genua verbunden, was durch die Tatsache verstärkt wird, dass der Sprecher Sp10_4m2 Spanisch und Italienisch als L1 angibt.
Im Vergleich zur 1. Generation weist die 2. Generation nun eine emotionale Bindung zum eigenen Herkunftsland bzw. zu jenem der Eltern auf. Gleichzeitig jedoch steigt die Sprachkompetenz im Italienischen, wie auch aus folgender Darstellung der Spracheinschätzung ersichtlich wird. Auch die passive Kompetenz des dialetto genovese ist beim Großteil der Sprecher der 2. Generation ausgeprägter, während die aktive Kompetenz nicht vorhanden ist.
Sprecher | Passive Kompetenz Italienisch | Aktive Kompetenz Italienisch | Passive Kompetenz Spanisch | Aktive Kompetenz Spanisch | Passive Kompetenz dialetto genovese | Aktive Kompetenz dialetto genovese |
Sp07_10m2 | sehr gut | sehr gut | sehr gut | sehr gut | ein bisschen | nicht vorhanden |
Sp08_8m2 | sehr gut | sehr gut | sehr gut | sehr gut | ein bisschen | nicht vorhanden |
Sp09_0w2 | sehr gut | sehr gut | sehr gut | sehr gut | nicht vorhanden | nicht vorhanden |
Sp10_4m2 | sehr gut | sehr gut | gut | gut | ein bisschen | nicht vorhanden |
Sp11_9w2 | sehr gut | sehr gut | gut | gut | ein bisschen | nicht vorhanden |
Sp12_15w2 | sehr gut | sehr gut | gut | gut | ein bisschen | nicht vorhanden |
Abschließend sei der kommunikative Raum der im genuesischen Migrationskontext lebenden Ecuadorianer der 2. Generation dargestellt, wobei auch in diesem Fall das Sprechen nach Sprechertypen ausdifferenziert wird, um der individuellen Variation gerecht zu werden. Auch hier sei auf Grund der oben genannten Gründe zunächst auf der Ebene des Sprechens lediglich „Italienisch“ angegeben.
7.2. Die italienischen Stimuli im Spiegel des kognitiven Wissens der italienischen Informantengruppe
Nach der soziolinguistischen Auswertung der Sprecher erfolgt nun im Generationenvergleich die Untersuchung des perzeptiv basierten Sprecherwissens der italienischen Informantengruppe, womit die Wahrnehmung der L1 der Sprecher, die geographische Verortung innerhalb Italiens sowie die Repräsentationen der Laute, die für die Wahl der L1 und der Verortungen ausschlaggebend sind, analysiert werden. Auf Basis der Perzeptionsdaten werden im daran anschließenden Kapitel die Stimuli lautlich analysiert.
Bevor nun die auf Grundlage der Sprachproduktionen durchgeführten Perzeptionstests analysiert werden, sollen an dieser Stelle noch einmal die italienischen Stimuli vorgeführt werden, um diese für die Perzeptionstests relevanten Daten in Erinnerung zu rufen:
Sp01_21w1:
Sp02_17w1:
Sp03_24w1:
Sp04_38w1:
Sp05_36w1:
Sp06_36m1:
Sp07_10m2:
Sp08_8m2:
Sp09_0w2:
Sp10_4m2:
Sp11_9w2:
Sp12_15w2:
7.2.1. Perzeption der L1 der italienischen Stimuli im Generationenvergleich
Zwischen der Perzeption der Erstsprache der 1. und 2. Generation ist ein überaus deutlicher Unterschied in der Perzeption der italienischen Informantengruppe festzustellen.
Während 77,3% der Informanten die Sprecher der 1. Generation als spanische L1-Sprecher wahrnehmen, werden 88,2% der Sprecher der 2. Generation als italienische L1-Sprecher perzipiert. Aus dieser ersten Auswertung der L1 resultiert bereits die Tatsache, dass zum einen ein deutlicher Unterschied der beiden Auswanderergenerationen vorliegt und zum anderen bei der 1. Generation spanische Interferenzen auf lautlicher Ebene festgestellt werden, während die 2. Generation auf Grund ihrer Aussprache als Italienischsprecher wahrgenommen werden. Ein Großteil der Sprecher der 1. Auswanderergeneration hingegen ist auf lautlicher Ebene als Spanischsprecher identifizierbar. Da jedoch 13,7% der Sprecher der 1. Generation als italienische L1-Sprecher und 7% der Sprecher der 2. Generation als spanische L1-Sprecher wahrgenommen werden, sei für die Erklärung dieser Daten die statistische Auswertung der Perzeption der L1 der einzelnen Sprecher aufgeführt:
Anhand dieser Tortendiagramme wird ersichtlich, das v. a. die Sprecherin Sp01_21w1 Differenzen zu den anderen Sprechern ihrer Generation aufweist, da sie nur von 52,8% der Informanten als spanische L1-Sprecherin wahrgenommen wird und 26,4% sie für eine italienische L1-Sprecherin halten. Immerhin 20,8% der Informanten gehen davon aus, dass sie weder das Italienische noch das Spanische als L1 hat. Diese Daten decken sich mit der Auswertung ihrer soziolinguistischen Daten, da sie die einzige Sprecherin der 1. Generation ist, die sich sowohl im Spanischen als auch im Italienischen wohlfühlt sowie über Kenntnisse im dialetto genovese verfügt. Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass das Italienische bei ihr sehr präsent und neben dem Spanischen dominant ist, weil sie auch auf Italienisch rechnet und zählt und sich in vielen Domänen auf Italienisch verständigt.
Der Sprecher Sp06_36m1 wird von 90% der italienischen Informanten als spanischer L1-Sprecher und nur von 5% als italienischer L1-Sprecher wahrgenommen. Damit ist er derjenige Vertreter der 1. Generation, der am einheitlichsten als spanischer L1-Sprecher identifiziert wird, wobei mit 88,6% die Sprecherin Sp03_24w1 und mit 85,1% die Sprecherin Sp02_17w1 folgen. Auch die Sprecherinnen Sp04_38w1 und Sp05_36w1 werden von mehr als 70% der Informanten als spanische L1-Sprecher identifiziert. Somit wird die Hypothese bekräftigt, dass die ecuadorianischen Sprecher der 1. Generation anhand lautlicher Interferenzen des Spanischen als spanische L1-Sprecher erkannt werden, wobei Unterschiede zwischen den einzelnen Sprechern je nach Aufenthaltsdauer und Sprecherbewusstsein vorliegen.
Innerhalb der 2. Generation werden die Sprecher Sp09_0w2, Sp10_4m2 und Sp11_9w2 mit 100% bzw. 97,5% eindeutig als italienische L1-Sprecher wahrgenommen. Tatsächlich handelt es sich bei den beiden erstgenannten Sprechern um diejenigen Sprecher, die laut Edmondson/House (2000, 178) einen 2L1-Erwerb aufweisen. Diese These wird dank vorliegendem Perzeptionstest bestärkt. Obwohl in den Familien der beiden Sprecher stets oder häufig Spanisch gesprochen wird, ist der italienische Input folglich durch den Freundeskreis und den allgemeinen gesellschaftlichen Kontext so hoch und hat so früh eingesetzt, dass ein Italienischerwerb ohne spanische Interferenzen gewährleistet werden konnte. Der Italienischerwerb in Genua hat darüber hinaus in einem sehr frühen Kindesalter eingesetzt, weshalb sich das Lautsystem des Italienischen etablieren konnte und alle phonologischen Differenzen wahrgenommen und artikuliert werden können. Gleiches gilt für die Sprecherin Sp11_9w2, die einen ungesteuerten L2-Erwerb aufweist (vgl. Bickes/Pauli 2009, 92), jedoch trotzdem mit 97,5% als italienische L1-Sprecherin wahrgenommen wird. Die Sprecherin fühlt sich jedoch mit Genua stark verbunden und identifiziert sich mit der italienischen Sprache. Daraus resultiert, dass sie gut im Aufnahmekontext integriert ist und eine bewusste, positive Einstellung zum Spracherwerb aufweist, was den Zweitspracherwerb sehr begünstigt (vgl. Bickes/Pauli 2009, 100). Darüber hinaus weist sie einen engen Kontakt zur italienischen Sprachgemeinschaft auf, da sie mit Freunden und Kollegen auf Italienisch kommuniziert. Alle diese Faktoren unterstützen den Zweitspracherwerb und führen zu der hohen Sprachkompetenz im Italienischen, welche die italienischen Informanten auf eine italienische L1-Sprecherin schließen lässt (vgl. Bickes/Pauli 2009, 100).
Auch die Sprecherin Sp12_15w1 wird von 69,4% der italienischen Informanten als italienische L1-Sprecherin wahrgenommen. Obwohl sie erst im Stadium der Pubertät mit 15 Jahren (vgl. Bickes/Pauli 2009, 93) nach Genua emigrierte, konnte sie dank soziokultureller und soziolinguistischer Faktoren ein hohes Niveau auf lautlicher Ebene im Italienischen erreichen. Der italienischsprachige Lebensgefährte und ein italienischer Freundeskreis führten dazu, dass sie sich mit dem Italienischen sehr wohlfühlt, was ebenfalls den L2-Erwerb begünstigt.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die 2. Generation im Durchschnitt eindeutig als italienische L1-Sprecher wahrgenommen wird, während die 1. Generation lautliche Interferenzen aufweist, die zur Erkennung der spanischen L1 führen.
7.2.2. Verortungen der italienischen Stimuli im Generationenvergleich
Um die Wahl der L1 zu konkretisieren sowie dabei zu überprüfen, ob die 2. Generation lautliche Charakteristka des italiano regionale aus Genua aufweist, und die Perzeption gegenüber den Stimuli der 1. Generation so sensibel ist, dass ein lautlicher Einfluss aus Lateinamerika wahrnehmbar ist, sei dieses Kapitel der Verortung der Stimuli der beiden Generationen gewidmet.
Im Folgenden wird nun analysiert, in welche der drei Großräume die Generationen sowie die für diese repräsentativen Sprecher von den italienischen Informanten verortet werden. Auf folgender Graphik ist die Verortung der 2. Generationen in die drei italienischen Großräume abgebildet unter der Bedingung, dass für die Simuli die L1 Italienisch gewählt wurde.
Bemerkenswert ist zuallererst die mit 73,7% recht einvernehmliche Verortung der Stimuli der 2. Generation nach Norditalien. Dementsprechend wird deutlich, dass die ecuadorianischen Sprecher der 2. Generation lautliche Charakteristika der Varietäten Norditaliens aufweisen. Folglich sei ferner zu vermuten, dass sie im urbanen Raum Genuas lebend von dem dort gesprochenen italiano regionale beeinflusst werden und diese lautlichen Charakteristika im 2L1 bzw. L2 Erwerb übernommen haben. Der stetige sprachliche Input, mit welchem sie in Genua tagtäglich konfrontiert sind, hat folglich zu einer Übernahme der dort gesprochenen Varietät geführt.
Jedoch verorten 22,7% der Informanten die Stimuli nach Mittel- oder Süditalien, wobei v. a. der Sprecher Sp07_10m2 mit 47,3% nach Mittel- bzw. Süditalien verortet wird, während die anderen Sprecher der 2. Generation mit mindestens 69,2% nach Norditalien lokalisiert werden. Unter Umständen ist die im Vergleich mit den anderen Sprechern der 2. Generation überdurchschnittlich häufige Verortung nach Mittel- und Süditalien mit der Tatsache zu begründen, dass der Sprecher trotz des sprachlichen Inputs aus Genua lautliche Interferenzen des Spanischen aufweist, die mit jenen der Varietäten aus Mittel- und Süditalien korrelieren, während er prototypische Interferenzen des Spanischen, für die es keine Entsprechung mit italienischen Varietäten gibt, unterlässt.38
Zudem sei auch auf die Sprecherin Sp12_15w2 einzugehen, da sie erst mit 15 Jahren nach Genua eingewandert ist und somit im Vergleich zu den anderen Sprechern der 2. Generation bei der Ankunft in Genua die älteste Sprecherin war. Jedoch wird auch sie mit 74,5% eindeutig nach Norditalien verortet. Die Verortung sowie die im vorhergehenden Kapitel erörterte Perzeption der L1 verdeutlichen, dass diese Sprecherin ein für Norditalien typisches Italienisch realisiert und im Durchschnitt nicht bzw. nur selten als L1-Spanischsprecherin wahrgenommen wird. Da auch ihr Freund in Genua aufgewachsen ist, ist davon auszugehen, dass sein sprachlicher Input neben jenem ihres sozialen Kontextes in Genua entscheidend für ihren Spracherwerb war. Somit wird sie nun von der italienischen Informantengruppe zu 74,5% als norditalienische Sprecherin perzipiert.
Der Sprecher Sp10_4m2 wird mit 86,3% am häufigsten nach Norditalien verortet. Dieses Ergebnis ist besonders aussagekräftig, vergleicht man es mit der Perzeption seiner L1.39 Dank des frühen Ankunftsalters und des durchschnittlich hohen Inputs des Italienischen realisiert der Sprecher folglich ein in der Perzeption der Italiener charakteristisches Italienisch für Norditalien ohne spanische Interferenzen auf lautlicher Ebene aufzuweisen. Auch die Sprecher Sp08_8m2, Sp09_0w2 und Sp11_9w2 werden mit 77,8%, 75,5% und 69,2% nach Norditalien verortet. Somit sind auch sie in der Perzeption der italienischen Informantengruppe im Durchschnitt repräsentative Sprecher einer norditalienischen Varietät.
Dementsprechend wird deutlich, dass der Input des italiano regionale aus Genua im 2L1 bzw. L2 Spracherwerb eine italienische Aussprache evoziert, anhand derer die Sprecher der 2. Generation der ecuadorianischen Sprechergruppe von der italienischen Informantengruppe nach Norditalien verortet werden. Damit verhält sich die 2. Generation sprachlich anders als die Sprecher der 1. Generation:
Zum einen muss betont werden, dass die Graphik ausschließlich die Verortung der Sprecher in die italienischen Großräume unter der Bedingung, dass bei der L1 Italienisch angegeben wurde, darstellt. Somit beziehen sich die vorliegenden Daten lediglich auf Sprecher, die von den Informanten als italienische L1-Sprecher wahrgenommen werden.
Zum anderen wird dank des Tortendiagramms deutlich, dass sich die Informanten in der Perzeption der Verortungen der Sprecher der 1. Generation wesentlich weniger einig sind als bei der Verortung der Stimuli der 2. Generation. Daher wird vermutet, dass die Sprecher der 1. Generation, selbst wenn sie als italienische L1-Sprecher wahrgenommen werden, im Durchschnitt weder die areale Varietät des genuesischen Raums noch eindeutig identifizierbare sprachliche Charakteristika aus Norditalien realisieren. War der Spracherwerb bei diesen Sprechern also so erfolgreich, dass manche (evtl. wenige) Informanten sie für italienische L1-Sprecher halten, kann davon ausgegangen werden, dass sie trotzdem keine eindeutig wahrnehmbare areale italienische Varietät realisieren, sondern ein im Fremdspracherwerb erlerntes unmarkiertes Italienisch sprechen.
Darüber hinaus liegen im Gegensatz zu den Sprechern der 2. Generation, die ziemlich einheitlich verortet werden, große Differenzen zwischen den einzelnen Sprechern der 1. Generation vor. So werden die Sprecherinnen Sp02_17w1 und Sp05_36w1 mit 50% bzw. 40% im Durchschnitt am häufigsten nach Norditalien verortet, während die Sprecherin Sp01_21w1 von 33,3% der Informanten nach Norditalien und gleichsam von 33,3% der Informanten nach Süditalien verortet wird. Bei Sprecherin Sp03_24w1 ist sich die Hälfte der Informanten über die Herkunft der Sprecherin nicht im Klaren, während sie von je 20% nach Nord- bzw. Süditalien verortet wird. Die Sprecherin Sp04_38w1 wird von je 33,3% nach Mittel- bzw. Süditalien verortet, während der Sprecher Sp06_36m1 der einzige Sprecher ist, der mit einer eindeutigen Verortung von 100% nach Mittelitalien lokalisiert wird. Die häufigen Verortungen nach Mittel- und Süditalien deuten auf lautliche Interferenzen des Spanischen hin, die von den Informanten als Charakteristika der Varietäten Mittel- und Süditaliens wahrgenommen werden.40 Da zudem ein Großteil der Informanten aus Norditalien kommt, verweisen die Verortungen nach Mittel- und Süditalien darauf, dass die norditalienischen Informanten eine Differenz zwischen ihrer eigenen Varietät und jener der Sprecher perzipieren, weshalb sie diese in ein geographisch und somit auch sprachlich entferntes Gebiet verorten. Auch der durchschnittlich hohe Prozentsatz der Angabe „non lo so“ verdeutlicht, dass die Informanten den Akzent der Sprecher nicht wiedererkennen und sich auch selbst mit diesem nicht identifizieren können.
Der Vergleich dieser Verortungen zwischen den beiden Generationen stützt letztendlich die These, dass die Nachfolgegeneration der 1. Generation, dass reichste Sprachrepertoire aufweist, da sie neben der importierten Sprache Spanisch auch die Umgebungssprache des Ziellandes sprechen und dabei die arealen Varietäten übernehmen (vgl. Krefeld 2019c, 15).
Nach der Analyse der Verortungen nach Italien unter der Bedingung, dass die L1 als Italienisch wahrgenommen wird, soll nun untersucht werden, wie das Sprecherwissen aufgebaut ist, sofern bei der L1 Spanisch gewählt wurde. Dabei wurde die Einteilung in Spanien und Lateinamerika vorgenommen, um das Sprecherwissen auf großräumige Verortungen hin zu überprüfen, keine Überforderungen durch einzelne, für manche Informanten unter Umständen unbekannte lateinamerikanische Länder zu erzeugen und um zu untersuchen, ob allgemeingültige sprachliche Charkteristika für das lateinamerikanische Spanisch im gesprochenen Italienisch wahrnehmbar sind.
Der Generationenvergleich macht deutlich, dass die Sprecher der 1. Generation im Italienischen spanische Interferenzen aufweisen, die es den italienischen Informanten ermöglicht, die Sprecher mit 50,4% korrekt nach Lateinamerika zu verorten. Im Gegensatz dazu weisen die Sprecher der 2. Generation im Italienischen, sofern sie als spanische L1-Sprecher wahrgenommen werden, keine ausreichenden lautlichen Interferenzen auf, anhand derer sie problemlos nach Lateinamerika verortet werden können. Daraus resultiert, dass die Sprecher der 1. Generation nicht nur mehr spanische Interferenzen aufweisen, sondern im Gegensatz zur 2. Generation auch eindeutigere lautliche Interferenzen realisieren, die sie von der Hälfte der Informanten als lateinamerikanische L1-Sprecher identifizieren lassen. Die uneindeutige Verortung der 2. Generation korreliert mit der Perzeption der L1, bei der sie von nur 7% der Informanten als spanische L1-Sprecher wahrgenommen wird. Selbst diese 7% scheinen folglich eindeutige spanische Interferenzen wahrzunehmen, welche eine explizietere Verortung ermöglichen würde.
Betrachtet man die Verortung der einzelnen Sprecher, wird deutlich, dass innerhalb der 1. Generation v. a. die Sprecherinnen Sp03_24w1 und Sp04_38w1 mit 57,5% und 56,7% nach Lateinamerika verortet wurden, während der Sprecher Sp03_36m1 häufiger nach Spanien und die Sprecherin Sp02_17w2 mit je 46,2% nach Lateinamerika bzw. Spanien verortet werden. Die Angabe „non lo so“ ist bei Sprecherin Sp01_21w1 mit 25,8% im Vergleich zu den anderen Sprechern der 1. Generation am höchsten. Sie ist gleichsam auch die Sprecherin, die innerhalb der 1. Generation mit 26,4% am häufigsten als italienische L1-Sprecherin wahrgenommen wird, weshalb auch hier davon auszugehen ist, dass ihre spanischen Interferenzen im Vergleich weniger exakte Verortungen zulassen. Bei den Sprechern der 2. Generation ist festzustellen, dass v. a. die Sprecherin Sp11_9w2 von den italienischen Informanten in keinen spanischen Raum verortet werden kann, während es für Sp09_0w2 und Sp10_4m2 keine Daten gibt, da sie von keinem der italienischen Informanten als spanische L1-Sprecher wahrgenommen werden. Auch Sprecher Sp07_10m2 kann von der Hälfte der Informanten nicht verortet werden, während die andere Hälfte spanische Interferenzen lateinamerikanischer Natur wahrnimmt. Sp08_8m2 stellt einen Kontrast zu den anderen Sprechern der 2. Generation dar, da er von 100% der Informanten nach Lateinamerika verortet wird. Aus diesem Grund kann vermutet werden, dass seine spanischen Interferenzen eindeutiger sind und die Informanten somit sprachliche Informationen zur Verortung nach Lateinamerika erhalten.
Insgesamt lässt sich festhalten, dass mit steigender Perzeption von Spanisch als L1 auch die exaktere Verortung nach Lateinamerika zunimmt, während diffusere bzw. keine Verortungen bei abnehmender Wahrnehmung von Spanisch als L1 vorzufinden sind. Darüber hinaus erfolgt die Verortung in die italienischen Großräume bei der 2. Generation eindeutiger und korrekter, während die Verortungen in die spanischen Gebiete bei den Sprechern der 1. Generation erfolgreicher ablaufen. Dementsprechend kann einerseits geschlussfolgert werden, dass die Sprecher der 2. Generation die italienische Varietät Norditaliens sprechen und andererseits die Sprecher der 1. Generation im Italienischen spanische Interferenzen aufweisen, anhand derer sie von immerhin der Hälfte der Informanten nach Lateinamerika verortet werden können.
7.2.3. Perzeption der italienischen Laute im Generationenvergleich
Nachdem die Perzeption der L1 und die Verortungen der Stimuli erörtert worden sind, werden nun die Repräsentationen der italienischen Informanten analysiert, um auf diese Weise die spanischen Interferenzen auf lautlicher Ebene bzw. diejenigen Laute, die in der Perzeption der Italiener für die italienische L1 (aus Norditalien) charakteristisch sind, erörtern zu können. Dabei wird der Frage nachgegangen, welche geographische Verortung ausschlaggebend ist. Anschließend werden diese Charakteristika auf die Generationen bezogen. Dadurch können die Interferenzen in Bezug auf die Generationenabhängigkeit hin untersucht werden, um zu überprüfen, ob es sich um idiosynkratische Besonderheiten oder aber um eine konventionalisierte Migrationsvarietät handelt (vgl. Krefeld 2019b, 8).
7.2.3.1. Ausschlaggebende Repräsentationen für die Wahl der L1
In folgender Abbildung werden alle im Perzeptionstest erschienenen Wörter41 aufgeführt, wobei diejenigen Grapheme hervorgehoben sind, die in Abhängigkeit der zuvor gewählten L1 von den Informanten angeklickt wurden. Je dunkler die Grapheme sind, desto charakteristischer sind sie in der Perzeption der italienischen Informanten für die entsprechende L1.
Für die spanische L1 geht hervor, dass in besonderem Maße die fonemi lunghi, sowie das <s> in der Funktion eines /z/ (im italiano regionale Genuas) ausschlaggebend für die Repräsentationen in der Perzeption der Italiener sind und einen spanischen L1-Sprecher als einen solchen zu erkennen geben. Ebenfalls markiert ist das Graphem <g> in der Funktion des Phonems /dʒ/. So geben die Wörter it. girasole, it. ginocchio, it. gente und it. gelato anhand des Phonems /dʒ/ über die L1 der Sprecher Auskunft. Das Wort it. girasole ist doppelt markiert, da die Artikulation der Grapheme <g> und <s> ausschlaggebend für die Wiedererkennung eines spanischen L1-Sprechers sind. Des Weiteren wird das Graphem <v> für die spanischen L1-Sprecher gewählt, wenn auch in geringerem Maße im Vergleich zu den vorhergenannten Phonemen. Im Vergleich zur italienischen L1, bei der das Graphem <v> unmarkiert ist, fällt jedoch auf, dass die italienische Informantengruppe diesen Laut ebenfalls für ausschlaggebend für die Wahl der spanischen L1 wahrnimmt. Der Konsonant <d> scheint nur im Wort it. avocado markiert und somit für einen spanischen L1-Sprecher charakteristischer. Auch der Laut /tʃ/ ist in der Perzeption der italienischen Informantengruppe ein Indiz für die Erkennbarkeit eines spanischen L1-Sprechers.
Unmarkiert oder nur in sehr geringem Maße markiert bleiben in der Perzeption die Konsonanten <b>, <k>, <l>, <n>, <r>, <t> und <s> in der Funktion von /s/. Tatsächlich handelt es sich bei diesen Konsonanten um Phoneme, die sowohl im italienischen als auch im spanischen Lautinventar vorhanden sind, weshalb spanische Interferenzen im Italienischen ausbleiben. Im Gegensatz dazu weisen die aufgeführten, in der Perzeption der italienischen Informantengruppe wahrgenommenen sprachlichen Besonderheiten lautliche Charakteristika auf, die auf spanischsprachige Interferenzen im Italienischen hinweisen. Da die fonemi lunghi, der stimmhafte alveolare Frikativ, der stimmhafte präpalatale Affrikat sowie der stimmhafte labodentiale Frikativ, im spanischen Lautinventar nicht präsent sind (vgl. Maturi 2014, 127), zeigen spanischsprachige Sprecher Probleme mit der Artikulation dieser Laute auf, was wiederum von italienischen Sprechern wahrgenommen wird und diese als spanische Interferenzen identifizieren.
Die Vokale scheinen für die Perzeption eine eher geringere Rolle zu spielen. Während <a> und <i> in allen Fällen unmarkiert bleiben, werden die Vokale /e/, /ɛ/, /o/ und /ɔ/ mit einer sehr geringen Häufigkeit als Indiz für die Wahrnehmung eines Sprechers als L1-Spanischsprecher gewertet. Dabei werden vermehrt die offenen Vokale in den Wörtern it. gente, it. cimitero, it. cielo und it. sposa ausgewählt. Dies lässt sich mit der fehlenden Präsenz der offenen Vokale im Spanischen erklären. Da jedoch im Allgemeinen die Vokale nicht als aussagekräftig für die Perzeption der italienischen Informantengruppe gegenüber der Erkennbarkeit spanischer L1-Sprecher zu werten sind, kann man davon ausgehen, dass eventuell geschlossen artikulierte Vokale nicht nur einen Hinweis auf spanische L1-Sprecher darstellen, sondern auch für eine italienische Varietät. Tatsächlich werden in Norditalien die Vokale eher geschlossen realisiert (vgl. Canepari 1980, 100), weshalb überprüft werden muss, ob diese in der Perzeption der italienischen Informantengruppe eher bei einer Verortung nach Norditalien gewählt werden und bei spanischen L1-Sprechern unmarkiert bleiben. Da ein großer Teil der Informanten aus Norditalien kommt, nehmen diese außerdem keine Markierung bei der geschlossenen Realisierung der Vokale, die im Standard offen ausgesprochen werden, wahr.
Werden nun die Sprecher als italienische L1-Sprecher wahrgenommen, sind dafür in der Perzeption v. a. die Laute /ɔ/, /e/, /ɛ/, /dʒ/, /z/, /s/ sowie die fonemi lunghi ausschlaggebend. Zum einen kann die Wahl dieser Laute als Kontrast zu den spanischen Interferenzen gewertet werden, wenn die Informanten darlegen wollten, dass diese Laute dem italienischen Lautsystem konform realisiert werden und keine spanischen Interferenzen feststellbar sind. Zum anderen können diese Laute auf die Verortung nach Nord-, Mittel- und Süditalien hinweisen. Daher soll folgend eine Graphik aufgezeigt werden, welche die Kombination aus Verortung innerhalb Italiens und die dafür in der Perzeption als charakteristisch gewerteten Laute darstellt.
7.2.3.2. Ausschlaggebende Repräsentationen für die Verortungen
Zuerst ist auffällig, dass häufig dieselben Grapheme für alle drei Gebiete Italiens ausgewählt werden. Dabei kann zum einen die Hypothese gestützt werden, dass manche Informanten nach der Wahl der L1 Italienisch diejenigen Laute auswählten, die für sie im Kontrast zum Spanischen als L1 keine spanischen Interferenzen aufweisen. Andererseits können dabei auch generationenspezifische Unterschiede vorliegen. Wie im vorhergehenden Kapitel bereits vermutet kann beispielsweise die Realisierung von /s/ anstelle eines /z/ auf einen spanischen L1-Sprecher als auch auf einen italienischen L1-Sprecher aus Mittel- oder Süditalien deuten. Daher seien nun diejenigen Laute genannt, welche im Allgemeinen für die Verortung in die Großräume Italiens ausschlaggebend sind, ehe auf die Verortung unter der generationsabhängigen Variable eingegangen wird.
Für Norditalien spielen in der Perzeption der italienischen Informanten besonders die im Standard offenen Vokale /ɛ/ (it. chiesa, it. cielo, it. cimitero, it. gente, it. testa) und /ɔ/ (it. sposa und it. soldi) eine Rolle. So kann vermutet werden, dass die ecuadorianischen Sprecher in Genua, sofern sie Italienisch ohne spanische Interferenzen sprechen, die für Norditalien – und auch für Ligurien – typische geschlossene Realisierung der offenen Vokale (cfr. Tagliavini 1965, 18, 67, Canepari 1980, 100) dank des sprachlichen Inputs vor Ort übernehmen und somit als Sprecher aus Norditalien wahrgenommen werden. Des Weiteren werden auch die stimmhaften alveolaren Frikative (sowie das <s> im Wort it. casa) für die Verortung nach Norditalien genannt. Somit ist auch in diesem Fall davon auszugehen, dass die Informanten das realisierte und für Norditalien typische /z/ wahrnehmen. Die ecuadorianischen Sprecher, die als italienische L1-Sprecher perzipiert werden, realisieren also auch bei den alveolaren Frikativen die für ihre kommunikative Lebenswelt in Genua typische Varietät.
In jenen Fällen, in denen das Graphem <s> für die Verortung nach Mittel- oder Süditalien ausschlaggebend ist, ist davon auszugehen, dass es sich um Sprecher handelt, die das /s/ auf Grund des fehlenden /z/ im Lautinventar des Spanischen in das Italienische transferieren. Da die Realisierung von /s/ anstelle von /z/ auch für Mittel- und Süditalien charakteristisch ist (vgl. Coveri u.a. 1998, 46f), wird die spanische Interferenz von den Informanten als Charakteristik einer mittel- oder süditalienischen Aussprache gewertet.
Die fonemi lunghi sind schlussendlich in der Perzeption der Italiener für alle drei Gebiete Italiens typisch, wobei die Häufigkeit je nach Wort varriiert. Während die Realisierung des langen <t> zu einer höheren Verortung nach Süditalien führt, werden die <c> in it. ginocchio v. a. bei der Verortung nach Norditalien ausgewählt. Die beiden <n> in it. donna sind hingegen in der Perzeption für alle drei Großräume Italiens charakteristisch.
Bevor ein eingehender Generationenvergleich anhand der Repräsentationen der italienischen Informanten stattfindet, sei nun noch auf die Verortungen unter der Bedingung, dass Spanisch als L1 perzipiert wird einzugehen.
Diese Darstellung verdeutlicht noch einmal mehr den Zusammenhang zwischen den perzipierten Lauten für Spanisch L1 und den Verortungen. Präzise treten hier die für die spanische L1 charakteristischen Laute zum Vorschein: /z/, /s/, /dʒ/, /d/ in it. avocado sowie die fonemi lunghi. Jedoch sind keine explizieten Unterschiede bei der perzeptiv basierten Verortung möglich, da sowohl bei Spanien als auch bei Lateinamerika von Seiten der Informanten dieselben Grapheme als für die entsprechende Verortung ausschlaggebene Charakteristik gewählt wurden.
7.2.3.3. Generationenunterschiede
Um schließlich die Generationenunterschiede aufdecken zu können, sei in folgender Abbildung die Wahl der Grapheme je nach Generation aufgezeigt.
Vergleicht man diese Abbildung mit jener für die entsprechende L1 charakteristischen Laute, erkennt man die Übereinstimmung zwischen der Häuigkeit der markierten Laute des Spanischen mit jenen der 1. Generation sowie zwischen der Häufigkeit der markierten Laute des Italienischen mit jenen der 2. Generation.
Dank dieser Darstellung wird deutlich, dass die Unterschiede zwischen den Generationen in Abb. 25 mit der Tatsache zu begründen sind, dass – wie in Kapitel erörtert – die 1. Generation vermehrt als spanische L1-Sprecher und die 2. Generation als italienische L1-Sprecher wahrgenommen werden. Daher decken sich die Daten dieser Abbildung auch mit jener der Darstellung der markierten Grapheme in Abhängigkeit der perzipierten L1. Folgend wird diese These durch die Abbildung der Grapheme je Generation für nur jene Sprecher, die als italienische L1-Sprecher wahrgenommen werden, präsentiert.
Zwar ist feststellbar, dass die Informanten für die italienische L1 häufiger markierte Laute bei den Stimuli der 2. Generation wahrnehmen, jedoch decken sich die für die italienische Sprache charakteristischen Laute ausnahmslos bei beiden Generationen. Die erhöhte Häufigkeit der Nennung der Laute bei der 2. Generation ist damit zu begründen, dass diese Sprecher die italienischen Charakteristika deutlicher realisieren und sie somit eindeutiger wahrnehmbar sind.
Diese Beobachtungen stimmen mit der Auswertung der perzeptiven Laute pro Generation unter Abhängigkeit der L1 Spanisch überein.
Auch hier werden bei beiden Generationen dieselben Laute für die spanischen Interferenzen im Italienischen wahrgenommen, wobei in diesem auf kohärente Weise eine höhere Häufigkeit bei der 1. Generation feststellbar ist. Da die 1. Generation im Vergleich zur 2. Generation überdurchschnittlich oft als spanische L1 Sprecher erkannt wird, lässt sich hierbei schlussfolgern, dass die Sprecher der 1. Generation die spanischen Interferenzen verstärkt aufweisen. Dies führt zu einer eindeutigeren Wiedererkennung der lautlichen Interferenzen der 1. Generation in der Perzeption der Italiener.
Um nun noch sprecherspezifische Charakteristika analysieren zu können und zu überprüfen, ob es Abweichungen bei bestimmten Sprechern von der Norm der Generation gibt, sei folgende Abbildung gegeben.
Anhand dieser Graphik werden die in den Perzeptionstests untersuchten Repräsentationen der italienischen Informanten für jeden einzelnen Stimulus präsentiert.
Innerhalb der 1. Generation fällt auf, dass die Sprecherin Sp01_21w1 im Vergleich zu den anderen Stimuli der 1. Generation anders wahrgenommen wird. Während bei den übrigen Sprechern der 1. Generation das Graphem <d> in it. avocado, die fonemi lunghi in it. donna, das Graphem <g> in it. gelato, it. ginocchio und it. girasole sowie die im italiano regionale Genuas als stimmhaft realisierten alveolaren Frikative markiert sind, bleiben diese bei der Sprecherin Sp01_21w1 weitgehen unmarkiert. Nur wenige Informanten nehmen folglich für das Spanische charakteristische Interferenzen bei diesen Lauten wahr. Sie ist somit in ihrem Italienisch weniger leicht als spanische L1-Sprecherin identifizierbar und vermeidet häufig typisch spanische Interferenzen. Diese Analyse korreliert mit den Ergebnissen der L1 und der Verortung, bei denen sie ebenfalls im Vergleich zu anderen Sprechern der 1. Generation weniger konkret als spanische L1-Sprecherin wahrgenommen wird (vgl. Kapitel und Kapitel ).
Im Allgemeinen sind die erheblichen Unterschiede zwischen den Sprechern der 1. Generation bei den stimmhaften präpalatalen Affrikaten sowie bei den stimmhaften labodentialen Frikativen festzustellen. Diese Laute bereiten einigen Sprechern Schwierigkeiten, während andere diese ohne wahrnehmbare spanische Interferenzen realisieren. Mit Ausnahme der Sprecherin Sp01_21w1 werden ansonsten die spanischen Interferenzen aller Stimuli der Sprecher der 1. Generation bei dem Graphem <d> in it. avocado, den Lauten /z/, /dʒ/ sowie den fonemi lunghi einheitlich erkannt. Diese sprachlichen Charakteristika haben sich somit im Gegensatz zu den oben aufgeführten Lauten bei den ecuadorianischen Sprechern der 1. Generation etabliert.
Innerhalb der 2. Generation ist kein Sprecher vorzufinden, der sich durchgehend anders als die anderen Sprecher verhält. Zwar werden gewisse Laute besonders bei bestimmten Sprechern wahrgenommen, doch variiert dies von Wort zu Wort. Im Großen und Ganzen verhalten sich die Sprecher der 2. Generation sprachlich eher einheitlich. Dies korrespondiert mit den Perzeptionsdaten der L1, welche die ziemlich eindeutige Wahrnehmung aller Sprecher der 2. Generation als italienische L1-Sprecher darstellen. Daraus resultiert, dass diese Sprecher ein Italienisch ohne wahrnehmbare spanische Interferenzen sprechen und zudem gemeinsame lautliche Charakteristika aufweisen ohne weitgehende Abweichungen in der Perzeption.
7.2.3.4. Zusammenfassung der Daten
Nach dieser eingehenden Erörterung der Repräsentationen der italienischen Informanten auf Basis der italienischen Stimuli der ecuadorianischen Sprecher in Genua kann festgehalten werden, dass die lautlichen Interferenzen des Spanischen im Italienischen v. a. bei den Phonemen /s/ und /z/, den fonemi lunghi, und vereinzelt bei den Phonemen /dʒ/ und /v/ zum Vorschein treten. Dank dieser Laute erkennen die italienischen Informanten einen spanischen L1-Sprecher wieder. Die Verortung nach Spanien bzw. Lateinamerika erscheint dabei eher zufällig abzulaufen, da sowohl für Spanien als auch für Lateinamerika dieselben Interferenzen wahrgenommen werden und keine eindeutige Unterteilung spezifischer Laute in eines der beiden Gebiete stattfindet.
Die Wahl der L1 ist zum einen mit der Wahl von Lauten, welche die im Vergleich zu den spanischen Interferenzen korrekt realisierten Laute hervorheben, begründbar. Zum anderen werden lautliche Charakteristika für Norditalien wahrgenommen, die sich auf die im italiano regionale Genuas realisierten geschlossenen Vokale und die simmhaften alveolaren Frikative beziehen.
Auf Grund des Generationenvergleichs kann nun argumentiert werden, dass die 2. Generation der ecuadorianischen Sprechergruppe ein für Genua typisches Italienisch spricht, weshalb sie von italienischen Informanten anhand einiger für das italiano regionale Genuas charakteristischen lautlichen Besonderheiten für norditalienische Sprecher gehalten werden. Somit ergibt sich für die 2. Generation der ecuadorianischen Sprechergruppe Genuas ein kommunikativer Raum, in welchem das italiano regionale aus Genua als gesprochene Varietät verankert ist.
Aus den Perzeptionsdaten der italienischen Stimuli der 1. Generation geht hervor, dass die Sprecher spanische Interferenzen aufweisen, die in der Perzeption der Italiener anhand konkreter sprachlicher Laute wahrgenommen werden. Daher weist die 1. Generation der ecuadorianischen Sprechergruppe Genuas einen zur 2. Generation eigenständigen kommunikativen Raum auf, in welchem sich ein Italienisch mit spanischen Interferenzen im Sprechen der bilingualen Sprecher befindet. Diese Interferenzen können als Folge der Kenntnis der beiden im Kontakt stehenden Sprachen gedeutet werden (vgl. Weinreich 1953, 11). Da jedoch die Interferenzen je nach Sprecher unterschiedlich ausgeprägt sind (vgl. dieses Kapitel, sowie Kapitel und Kapitel ) handelt es sich um individuelle Interferenzen mit Bezug auf die gemeinsame Erstsprache Spanisch. Somit spielen sich die Interferenzen im Bereich der parole ab (vgl. Weinreich 1953, 11), weshalb davon ausgegangen werden kann, dass es sich bei dem Italienisch der 1. Generation um individuelle Ausdruckssysteme handelt. Diese werden auch als Interlanguage bezeichnet, wobei die individuellen Stufen eines Sprechers im Sprachlernprozess gemeint sind. Es handelt sich somit um ein eigenes System auf dem Weg zur Zielsprache. In diesem Zwischenstadium muss ein Sprecher mit den Mitteln operieren, die ihm zur Verfügung stehen, wobei sprachliche Charakteristika sowohl aus der Ausgangs- als auch aus der Zielsprache auftreten (vgl. Selinker 2009, 209, Bickes/Pauli 2009, 104). Da in einer Interlanguage folglich Interferenzen der Herkunftssprache vorzufinden sind, kann durch den Perzeptionstest nachgewiesen werden, dass diese lautlichen Interferenzen anhand spezifischer Laute von italienischen Informanten wahrgenommen werden.
Um diese Laute linguistisch zu erörtern und somit die Daten der Perzeptionstests fundieren zu können, erfolgt im folgenden Kapitel eine Analyse der Produktionsdaten.
7.3. Die italienischen Stimuli im Spiegel einer lautlichen Analyse
Die Analyse der Produktionsdaten erfolgt auf Grundlage der Perzeptionsdaten, da davon ausgegangen wird, dass dort, „wo Sprecher keine Markierungen assoziieren, [sich] auch die linguistische Annahme von Varietäten [erübrigt]“ (Krefeld 2018c, 4).
Zuerst wird nun die 1. Generation auf ihre italienischen Sprachdaten hin untersucht, ehe eine Analyse der italienischen Sprachdaten der 2. Generation erfolgt.
7.3.1. Analyse der italienischen Stimuli der 1. Generation
In den Perzeptionstests wurde erkannt, dass die 1. Generation zu 77.3% als spanische L1-Sprecher wahrgenommen wird und dies v. a. an dem im italiano regionale Genuas realisierten Laut /z/, dem Graphem <d> in it. avocado, den fonemi lunghi und teilweise anhand der <v> sowie der /dʒ/ erkannt wurde. Die Sprecherin Sp01_21w1 bildet sowohl bei der Wahrnehmung der L1 als auch bei den Repräsentationen in Form der Wahnehmung der Laute eine Ausnahme. Diese Erkenntnisse werden nun mit der lautlichen Analyse der Produktionsdaten abgeglichen.
Als erstes sei auf das <d> in it. avocado einzugehen, welches von den Informanten bei den Stimuli Sp02_17w1, Sp03_24w1, Sp04_38w1 und Sp06_36m1 als markiert assoziiert wurde. Tatsächlich realisierten all diese Sprecher das <d> als [t]:
Obwohl das /d/ Bestandteil des spanischen Lautinventars ist, realisieren die ecuadorianischen Sprecher ein davon abweichendes Phonem. Dies kann als Transfer von dem spanischen Lexem sp. aguacate gedeutet werden. Das Konzept der Avocado ist für die ecuadorianischen Sprecher in Genua nicht sehr präsent, was sich mit den Erzählungen einiger Sprecher, die anmerkten, noch nie eine Avocado gegessen zu haben, deckt. Dementsprechend ist es möglich, dass die Sprecher, zwar das Lexem für dieses Konzept kennen, es jedoch in ihrer kommunikativen Alltagswelt weder häufig hören noch realisieren. Auf Grund der ähnlichen Lautkombination des italienischen „-cado“ und des spanischen „-cate“ transferieren nun die Sprecher das [t] in das italienische Lexem it. avocado. Die Sprecherin Sp01_21w1 scheint mit dem Konzept und dem Lexem der Avocado vertrauter, weshalb sie dieses zwar stimmhaft realisiert, jedoch nicht den Okklusiv /d/, sondern den Frikativ /ð/ verwendet. Das /d/ ist zwar im spanischen Lautinventar vorhanden, jedoch wird dieser simmhafte alveolare Okklusiv im Spanischen durch ein /ð/ ersetzt, sofern es am Silbenanfang auftritt. Dies ist im Wort it. avocado der Fall, weshalb vermutet werden kann, dass aus diesem Grund kein /d/ realisiert wird. Jedoch ist auch bei it. soldi dieselbe lautliche Position vorzufinden, da auch in diesem Fall das /d/ am Silbenanfang steht. Nachdem allerdings keine lautlichen Besonderheiten von Seiten der Informanten festgestellt werden, liegt die Vermutung nahe, dass das Konstrukt it. –ado für das Auftreten einer spanischen Interferenz verantwortlich ist, zumal der Laut /d/ nicht alleine aussagekräftig für eine spanische Interferenz ist, existiert er doch im Spanischen auch und wird auch korrekt als solcher in den Wörtern it. soldi und it. donna realisiert. Tatsächlich existiert die Lautkombination it. -ado auch im Spanischen als Endung für die Form des Perfekt oder bei Lexemen wie sp. helado oder sp. abogado. Möglicherweise lassen sich die Sprecher eher zu einer spanischen Interferenz im Italienischen verleiten, sofern ihnen eine Lautkombination aus ihrer eigenen L1 begegnet.
In it. donna und it. soldi weist der Okklusiv nicht diese soeben ausgeführten Charakteristika auf, weshalb die Sprecher ausnahmslos ein [d] realisieren:
It. soldi
It. donna
Aus den Perzeptionsdaten geht hervor, dass der stimmhafte Laut /z/ markiert ist, wobei auch in diesem Fall das Graphem <s> bei der Sprecherin Sp01_21w1 nicht als markiert wahrgenommen wird. Ausschlaggebend sind dabei in der Perzeption die Realisierungen der Wörter it. casa, it. chiesa, it. fantasma, it. girasole, it. sposa und it. vaso. Nach der Norm des Standards werden die Wörter it. chiesa, it. fantasma, it. sposa und it.vaso mit einem stimmhaften alveolaren Frikativ realisiert, während it. casa und it. girasole einen stimmlosen alveolaren Frikativ aufweisen. Jedoch wird in ganz Norditalien jeder intervokalische alveolare Frikativ stimmhaft ausgesprochen, während nur in Mittel- und Süditalien dieser stimmlos realisiert wird (vgl. Canepari 1980, 101, Telmon 1993, 106). Und auch im Spanischen sind alle <s> stets stimmlos (vgl. Maturi 2014, 127). Dieses Phänomen spiegelt sich nun in den Produktionsdaten der ecuadorianischen Sprecher wider, die alle <s> in allen im Test vorgekommenen Wörter stimmlos realisieren, wobei es sich um eine Interferenz aus der spanischen Sprache handelt. Die einzige Ausnahme bildet auch hier die Sprecherin Sp01_21w1, die in den Lexemen it. casa und it. chiesa einen stimmhaften alveolaren Frikativ bildet. Jedoch transferiert auch sie aus dem Spanischen das stimmlose /s/ in die italienische Sprache, was sich an den Wörtern it. fantasma, it. sposa und it. vaso bemerkbar macht.
It. casa
It. chiesa
It. fantasma
It. girasole
- [tʃira’sɔle] (Sp01_21w1)
- [dʒira’sɔle] (Sp02_17w1, Sp03_24w1, Sp06_36m1)
- [jira’sɔle] (Sp04_38w1)
- [girasɔole] (Sp05_36w1)
It. sposa
It. vaso
Daraus kann gefolgert werden, dass ihre Interferenzen nicht konstant sind. Geht man davon aus, dass es sich bei ihrem Italienisch um eine Interlanguage handelt, ist sie auf einer fortgeschritteneren Stufe ihrer individuellen Interlanguage im Gegensatz zu den anderen Sprechern der 1. Generation, da sie bereits teilweise das für Genua typische /z/ realisiert. Jedoch ist ihr Sprachsystem zum Teil noch instabil, da sie die Regel kennt, sie aber (unbewusst) nicht immer anwendet.
Die fonemi lunghi in it. bicicletta, it. donna und it. ginocchio sind in der Perzeption der italienischen Informantengruppe ebenfalls markiert. Die fonemi lunghi in it. bicicletta werden dabei bei allen Sprechern als markiert perzipiert, während in it. donna keine Markierung beim Stimulus der Sprecherin Sp01_21w1 vorliegt. Bei it. ginocchio ist im Allgemeinen die geringste Markierung in den Perzeptionstests festzustellen, was v. a. bei den Stimuli Sp01_21w1, Sp02_17w1 und Sp05_36w1 bemerkbar ist. Anhand des Vergleichs mit den Perzeptionsdaten ist feststellbar, dass eine Längung des <n> in it. donna bei der Sprecherin Sp01_21w1 vorliegt. Dies korreliert mit den Daten der Perzeptionstests. Die Analyse der Produktionsdaten verdeutlicht die auch durch die Perzeptionsdaten festgestellte Markierung der doppelten Konsonanten auf Grund einer fehlenden Längung dieser durch die Sprecher. Die jedoch wahrgenommenen Unregelmäßigkeiten zwischen den Stimuli bestätigen sich auch bei der Analyse der Produktionsdaten:
It. bicicletta:
It. donna:
It. ginocchio:
- [tʃin’ɔkjo] (Sp01_21w1)
- [dʒin’ɔkjo] (Sp02_17w1, Sp06_36m2)
- [dʒin’ɔkkjo] (Sp03_24w1)
- [tʃin’okjo] (Sp04_38w1)
- [knɔkkjo] (Sp05_36w1)
Diese Tatsache deutet folglich auch bei den fonemi lunghi auf die Existenz einer Interlanguage anstelle einer Mikrovarietät, da zwischen den Sprechern der 1. Generation Differenzen konstatiert werden, die auf unterschiedliche Stadien innerhalb der individuellen Ausdruckssysteme der Sprecher zurückzuführen sind. Jedoch scheinen die fonemi lunghi den spanischen L1-Sprechern durchschnittlich größere Probleme zu bereiten, da die Mehrheit der Sprecher die Längung nicht realisiert, was sowohl von den italienischen Informanten wahrgenommen als auch durch eine Analyse der Produktionsdaten verdeutlicht wird.
Auch das Graphem <g> ist in der Perzeption der italienischen Informanten für die Erstsprache Spanisch charakteristisch und wird v. a. bei den Stimuli der 1. Generation markiert. Dieses markierte Graphem wird auf Grund der lautlichen Umgebung im Italienischen als /dʒ/ realisiert. Die in der Perzeption festgestellte Makierung lässt sich durch die lautliche Analyse des Phonems /dʒ/ erläutern:
It. gelato
- [dʒe’laːto] (Sp01_21w1)
- [je’laːto] (Sp02_17w1)
- [tʃe’laːto] (Sp03_24w1, Sp04_38w1)
- [dʒɛ’laːto] (Sp05_36w1, Sp06_36m1)
It. gente
It. ginocchio:
- [tʃin’ɔkjo] (Sp01_21w1)
- [dʒin’ɔkjo] (Sp02_17w1, Sp06_36m2)
- [dʒin’ɔkkjo] (Sp03_24w1)
- [tʃin’okjo] (Sp04_38w1)
- [knɔkkjo] (Sp05_36w1)
It. girasole
- [tʃira’sɔle] (Sp01_21w1)
- [dʒira’sɔle] (Sp02_17w1, Sp03_24w1, Sp06_36m1)
- [jira’sɔle] (Sp04_38w1)
- [girasɔole] (Sp05_36w1)
So ist feststellbar, dass das <g> von den Sprechern in zahlreichen Fällen als [tʃ] realisiert wird, was auf die fehlende Existenz des stimmhaften präpalatalen Affrikats im Spanischen zurückzuführen ist. Die Sprecher ersetzen somit diesen Laut durch den stimmlosen präpalatalen Affrikaten /tʃ/, oder realisieren in den Worten it. gelato bzw. it. girasole das <g> als [j].
Weder die Realisierung des [dʒ] noch jene des [j] laufen dabei jedoch bei den Sprechern konstant ab. Stattdessen liegt eine hohe Variation in den Daten vor, was auf eine Instabilität der individuellen Sprachsysteme der Sprecher schließen lässt.
Letztendlich sei noch der Laut /v/ konkreter zu untersuchen, da die Ergebnisse der Perzeptionstests auch bei diesem Laut auf eine Markierung schließen lassen. In allen vier Wörtern, in welchen ein <v> vorzufinden ist, wird in der Perzeption eine Markierung festgestellt, welche die italienischen Informanten auf die Erstsprache Spanisch der Sprecher zurückführen. In diesem Fall kann eine Interferenz bei allen Sprechern gleichsam festgestellt werden und mit der eines <v> im Spanischen als /b/ oder /β/ realisierten Lauts begründet werden (vgl. Canepari 2007, 152, Maturi 2014, 157). In der Tat weisen die Sprecher spanische Interferenzen dieser Art im Italienischen auf, wie durch die Transkription der Perzeptionsdaten ersichtlich wird.
It. avocado
It. vaso
It. vino
It. violino
- [bio’liːno] (Sp01_21w1, Sp03_24w1)
- [biɔ’liːn] (Sp02_17w1, Sp06_36m1)
- [βio’liːno] (Sp04_38w1)
- [βio’liːn] (Sp05_36w1)
Mit Ausnahme des Wortes it. vino in der sprachlichen Realisierung der Sprecherinnen Sp02_17w1, Sp03_24w1 und Sp05_36w1 variieren die Sprecher zwischen den Lauten /β/ und /b/. Diese Interferenz wird von den italienischen Informanten zwar wahrgenommen, jedoch im Vergleich zu anderen Lauten nicht sehr häufig markiert, obwohl die Analyse der Produktionsdaten eine äußerst konsequente Realisierung dieser Interferenz beweist. Dies kann möglicherweise mit der komplizierten auditiven Unterscheidung zwischen den Lauten /v/ und /β/ begründet werden, weshalb nicht alle Informanten diese Differenz wahrnehmen. Zudem ist auffällig, dass das Wort it. violino von vielen Sprechern direkt aus dem Spanischen transferiert wird ([βio’liːn], [biɔ’liːn]), was auf die lautliche Ähnlichkeit der beiden im Kontakt stehenden romanischen Sprachen zurückzuführen ist.
Folgend sei noch eine Zusammenfassung aller transkribierten Wörter aufgeführt, um die lautlichen Produktionen der Sprecher der 1. Generation auf Vergleichsbasis darzustellen.
Dabei ist v. a. noch auffällig, dass im Lexem it. cimitero Transfererscheinungen aus dem Spanischen vorzufinden sind, die mit der Ähnlichkeit der beiden im Kontakt stehenden Varietäten zu begründen ist: So werden des Öfteren die Tokens [tʃimintɛːro], [tʃiminteːro], [tsɛmɛntɛːrio] und [tʃimintɛːrio] realisiert, die auf das spanische Lexem sp. cementerio zurückzuführen sind.
Somit ist festzustellen, dass die 1. Generation der ecuadorianischen Sprechergruppe in Genua lautliche Interferenzen aufweist, die zum einen auf die spanische L1 der Sprecher zurückzuführen sind, zum anderen individueller Natur sind und darüber hinaus in manchen Fällen bei ein und demselben Sprecher nicht konsequent verwendet werden. Folglich kann von individuellen Ausdruckssystemen – sprich der Interlanguage – die Rede sein, da die sprachlichen Realisierungen der Sprecher, die typischen Charakteristika eine Interlanguage aufweisen: Sie sind instabil, variationsreich, unregelmäßig und individuell (vgl. Hendriks 2005, 1f).
7.3.2. Analyse der italienischen Stimuli der 2. Generation
Die 2. Generation wird von den italienischen Informanten mehrheitlich als aus Norditalien stammende italienische L1-Sprecher wahrgenommen. Auch in diesem Fall sollen diejenigen Laute, die in den Perzeptionsdaten als charakteristisch für die 2. Generation wahrgenommen werden, in diesem Kapitel einer lautlichen Analyse unterzogen werden. Dabei werden folgend die Phoneme /e/ und /ɛ/, /z/ und /s/, /o/ und /ɔ/ sowie die fonemi lunghi analysiert.
Das Graphem <e> wird von den italienischen Informanten für die Verortung nach Norditalien hauptsächlich in den Wörtern it. aceto, it. bicicletta, it. chiesa, it. cimitero, it. gente und it. testa markiert. Die Wörter it. bicicletta und it. aceto werden in der Aussprache des Standarditalienischen mit einem geschlossenen Vokal realisiert, während in den anderen Wörtern mit dem markierten <e> dieser Laut im Standard offen ausgesprochen wird. Die Sprecher der 2. Generation realisieren jedoch mehrheitlich auch bei den Wörtern it. chiesa, it. cimitero und it. gente ein geschlossenes /e/ und übernehmen somit die für Genua und Norditalien charakteristische geschlossene Realisierung der Vokale (vgl. Tagliavini 1965, 18, 67, Canepari 1980, 100). It. testa wird von den meisten Sprechern der 2. Generation42 mit einem offenen Vokal realisiert. Dies deckt sich mit der Feststellung Tagliavinis, der konstatiert, dass das betonte <e> in Genua meist offen realisiert wird.
It. aceto
It. bicicletta
It. chiesa
It. cimitero
- [tʃimiteːro] (Sp07_10m2, Sp08_8m2, Sp09_0w2, Sp11_9w2)
- [tʃiminteːro] (Sp10_4m2)
- [tʃimitɛːro] (Sp12_15w2)
It. gente
It. testa
Das <o> wird für alle Regionen Italiens als charakteristisch markiert, weshalb davon auszugehen ist, dass in diesem Fall eine standardnahe Realisierung dieses Lauts vorzufinden ist, was bei der Wahl der L1 die Informanten dazu bewegt, die italienische Sprache zu wählen. In den Wörtern: it. donna, it. ginocchio, it. girasole, it. soldi und it. sposa wird das Graphem <o> von Seiten der Informanten als ausschlaggebend für die Wahl der L1 gewählt. Tatsächlich liegt bei diesen Lauten von Seiten der Sprecher eine offene Realisierung des Vokals vor. Damit unterscheiden sie sich von den Sprechern der 1. Generation, weshalb die Informanten das offene <o> als charakteristisch für einen italienischen L1-Sprecher halten, da dieses Phonem nicht im spanischen Lautinventar enthalten ist. Somit kann geschlossen werden, dass die 2. Generation der ecuadorianischen Sprecher den Unterschied zwischen /o/ und /ɔ/ wahrnehmen und entsprechend verlautlichen.
It. donna
It. ginocchio
It. girasole
It. soldi
It. sposa
Im italiano regionale aus Genua wird das intervokalische <s> stets stimmhaft realisiert (vgl. Canepari 1980, 101, Telmon 1993, 106). Diese lautliche Charakteristik wird von den Sprechern der 2. Generation ausnahmslos übernommen, da sie in den Wörtern it. casa, it. chiesa, it. sposa und it. vaso das <s> stimmhaft realisieren. Aus diesem Grund werden die ecuadorianischen Sprecher der 2. Generation von den italienischen Informanten nach Norditalien verortet, wobei das Graphem <s> dabei eine entscheidende Rolle spielt. Damit unterscheiden sich die Sprecher sowohl von den spanischen L1-Sprechern als auch von in Mittel- oder Süditalien sprachlich sozialisierten Sprechern. Der sprachliche Input aus Genua evoziert somit die lautliche Realisierung des stimmhaften alveolaren Frikativs in intervokalischer Position.
Letztendlich seien noch die fonemi lunghi analysiert, da diese in den Perzeptionstests lautliche Markierungen widerspiegeln. Die Verortungen zeigen, dass die doppelten Konsonanten für die Verortungen in ganz Italien ausschlaggebend und v. a. bei der Perzeption der L1 entscheidend sind. Als Kontrast zu den als spanische L1-Sprecher wahrgenommenen Stimuli wird bei den Sprechern der 2. Generation deutlich, dass diese mehrheitlich die fonemi lunghi produzieren. Daher kann die Vermutung aufgestellt werden, dass die Grapheme der fonemi lunghi auch für die wahrgenommene italienische L1 ausschlaggebend sind, da sie so die Differenz zwischen den spanischen Interferenzen und der lautlichen Produktion der fonemi lunghi herausstellen können.
It. bicicletta
It. donna
It. ginocchio
Veranschaulicht man nun die Transkriptionen aller Sprachproduktionen der ecuadorianischen Sprecher der 2. Generation, erkennt man eine weitere Differenz zwischen den Stimuli der 1. und der 2. Generation: die Realisierung des /dʒ/.
Während bei der 1. Generation spanische Interferenzen festzustellen sind, werden nun in der 2. Generation die stimmhaften präpalatalen Affrikate als solche verlautlicht.
Jedoch ist auch bei den Sprechern der 2. Genertation eine spanische Interferenz bemerkbar: das /v/, welches teilweise als /β/ produziert wird. Dieses ist in der Perzeption der italienischen Informanten jedoch unmarkiert, da vermutlich die akustische Differenz für die Wahrnehmung zu gering ist. Bezieht man sich nun auf die Aussage von Krefeld (Krefeld 2018c), dass von Sprechern assoziierte Markierungen unabdingbar für die Annahme von Varietäten sind, ist im vorliegenden Fall davon auszugehen, dass diese lautliche Differenz auf Grund ihres geringen akustischen Unterschieds keine Konsequenzen für die Untersuchung des Italienischen der ecuadorianischen Sprecher aufweist.
Dementsprechend kann auch nach der linguistischen Analyse der Produktionsdaten die These unterstrichen werden, dass die ecuadorianischen Sprecher der 2. Generation ein Italienisch mit für Genua typischen Sprachphänomenen des dortigen italiano regionale produzieren, welches sie dank eines frühen, langjährigen und konstanten Inputs zu realisieren vermögen. Die sprachliche Differenz zwischen den Sprechern der 1. und der 2. Generation wird hier erneut deutlich. Diese lautlichen Charakteristika des italiano regionale Genuas beziehen sich v. a. auf die Vokale und den stimmhaften alveolaren Frikativ beziehen (vgl. Canepari 1980, 101). Jedoch weist kein Sprecher lautliche Besonderheiten der präpalatalen Affrikate auf. Im italiano regionale Genuas werden diese assibiliert oder teilweise alveolar realisiert. Dieses lautliche Phänomen wurde jedoch von den ecuadorianischen Sprechern im Migrationskontext Genuas nicht übernommen.
7.4. Die spanischen Stimuli im Spiegel des kognitiven Wissens der ecuadorianischen Informantengruppe
Nach der Analyse der italienischen Stimuli erfolgt nun die Untersuchung der spanischen Stimuli anhand der Perzeptionstests der ecuadorianischen Informantengruppe, um so dem mehrsprachige Repertoire der ecuadorianischen Sprecher in Genua auf der Ebene des Sprechens gerecht zu werden und um beide im Kontakt stehenden Sprachen im Sprechen beleuchten zu können.
Auch an dieser Stelle werden erneut die spanischen Stimuli abgespielt, um die Sprachdaten, die im vorliegenden Kapitel anhand der Perzeptionstests und im Anschluss daran auch durch eine Analyse der Produktionsdaten untersucht werden, noch einmal zu veranschaulichen.
Sp01_21w1:
Sp02_17w1:
Sp03_24w1:
Sp04_38w1:
Sp05_36w1:
Sp06_36m1:
Sp07_10m2:
Sp08_8m2:
Sp09_0w2:
Sp10_4m2:
Sp11_9w2:
Sp12_15w2:
7.4.1. Perzeption der L1 der spanischen Stimuli im Generationenvergleich
Die ecuadorianische Sprechergruppe nimmt keine signifikanten Unterschiede zwischen der L1 der 1. Generation und der L1 der 2. Generation wahr. In beiden Generationen wird die Mehrheit der Sprecher als spanische L1-Sprecher (1. Generation 74,6%, 2. Generation 73,2%) perzipiert.
Somit scheint bei beiden Generationen zum Großteil ein Spanisch vorzuliegen, welches in der Perzeption spanischer L1-Sprecher auf die spanische Erstsprache schließen lässt. Mit 23,7% wird die 1. Generation und mit 24,4% die 2. Generation als italienische L1-Sprecher wahrgenommen. Daher liegen beim spanischen Sprechen der Ecuadorianer in Genua keine siginifikanten Generationenunterschiede vor, die auf eine unterschiedliche Kompetenz im Spanischen nach Generationenabhängigkeit zurückzuführen wäre. Vielmehr scheinen somit sprecherabhängige Komponenten vorzuliegen, welche den italienischen Prozentsatz in der Wahrnehmung der L1 erklären.
Tatsächlich wird dank der sprecherbezogenen Darstellung der Perzeption der L1 deutlich, dass eine größere Differenz zwischen den einzelnen Sprechern als zwischen den beiden Auswanderergenerationen liegt.
Innerhalb der 1. Generation werden v. a. die Sprecher Sp01_21w1 (90%), Sp03_24w1 (88,2%), Sp04_38w1 (85,7%) und Sp06_36m1 (83,3%) als spanische L1-Sprecher wahrgenommen. Die Sprecherin Sp02_17w1 wird mit immerhin noch 57,1% im Vergleich zum Italienischen häufiger als spanische L1-Sprecherin wahrgenommen, während jedoch die Sprecherin Sp05_36w1 die einzige der Sprecherinnen der 1. Generation ist, die mit 58,3% vermehrt als italienische L1-Sprecherin perzipiert wird. Dies ist auf ihr Code-mixing zwischen dem Italienischen und Spanischen zurückzuführen, welches sie fast in allen Domänen und unabhängig vom Gesprächspartner vollzieht. Aus diesem Grund sind auch auf lautlicher Ebene italienische Elemente vorhanden, die wahrnehmbar sind. Die kontaktinduzierten Interferenzen drücken sich bei ihr somit auch im phonologischen Bereich aus und sind auf Abweichungen der Norm des Spanischen auf Grund des sprachlichen Einflusses des Italienischen zurückzuführen (vgl. Weinreich 1953, 1). Die Sprecherin weist folglich eine migrationsbedingte Veränderung in ihrem sprachlichen Verhalten auf, welches sich auf eine schwächere Kompetenz und auf den Verlust der Dominanz ihrer L1 bezieht. Sie zeigt somit erste Anzeichen der Erosion des Spanischen auf (vgl. Prifti 2014, 56). Da die anderen Sprecher der 1. Generation zum Großteil als spanische L1-Sprecher perzipiert werden, ist davon auszugehen, dass sie dank des langjährigen spanischsprachigen Inputs, dem Einfluss der spanischen L1 in den ersten Lebensjahren und der weiterhin präsenten Verwendung des Spanischen in zahlreichen Domänen des Alltags weiterhin ein Spanisch auf L1 Niveau sprechen.
Auch innerhalb der 1. Generation gibt es deutliche Differenzen zwischen den Sprechern. Während die Sprecher Sp07_10m2, Sp08_8m2 und Sp12_15w2 zu 100% als spanische L1 Sprecher wahrgenommen werden, ist dieses Ergebnis bei den anderen drei Sprechern weniger eindeutig, da diese mit nur 50% (Sp11_9w2), 42,9% (Sp10_4m2) bzw. mit 33,3% (Sp09_0w2) als spanische L1-Sprecher perzipiert werden. Dieses Ergebnis ist mit der Aufenthaltsdauer sowie mit dem sprachlichen Verhalten in Genua erklärbar. Tatsächlich handelt es sich bei den Stimuli 7, 8 und 12 um Sprecher, die einen italienischen L2-Erwerb und einen spanischen L1-Erwerb aufweisen und auch erst nach einigen Jahren frühkindlicher und kindlicher Prägung im spanischsprachigen Raum Ecuadors nach Italien emigrierten und daher jetzt noch ein für ecuadorianische Sprecher Erstsprachniveau im Spanischen aufzeigen. Die Sprecher Sp09_0w2 und Sp10_4m2 hingegen weisen auf Grund des vorrangig italienischsprachigen Inputs und der Geburt bzw. des frühen Ankunftsalters in Genua eine Dominanz im Italienischen auf, die sich in der Perzeption der ecuadorianischen Informantengruppe anhand italienischer Interferenzen widerspiegelt. Die Sprecherin Sp11_9w2 weist zwar auch einen spanischen Erstpracherwerb und eine spanischsprachige Dominanz in den ersten Lebensjahren auf, jedoch erfährt sie einen hohen italienischsprachigen Input in Genua durch den hohen Nutzen des Italienischen in zahlreichen Domänen. Ferner fühlt sich die Sprecherin nach eigenen Angaben mit der italienischen Sprache am wohlsten und fühlt sich Genua örtlich und sozial am meisten verbunden. Dieses Sprecherbewusstsein scheint sich nun auch in ihrem Spanisch widerzuspiegeln. Somit kann schließlich festgestellt werden, dass bei den spanischen Stimuli signifikantere Unterschiede zwischen den einzelnen Sprechern als zwischen den beiden Generationen zu finden sind. Diese Differenzen sind auf das Ankunftsalter, den sprachlichen Input in Genua sowie das sprachliche Verhalten in Genua zurückzuführen.
7.4.2. Verortungen der spanischen Stimuli im Generationenvergleich
Nach der Erörterung der wahrgenommenen Erstsprachen der Sprecher soll nun untersucht werden, ob die Stimuli auch korrekt nach Ecuador verortet werden und ob dabei generationen- oder sprecherspezifische Unterschiede feststellbar sind.
Vergleicht man die Verortungen in Abhängigkeit der Generation, bestätigt sich das auch schon bei der perzipierten L1 erörterte Ergebnis.
Die Stimuli beider Generationen werden von 85,1% (1. Generation) bzw. 88,6% (2. Generation) der ecuadorianischen Informanten nach Lateinamerika verortet, woraus geschlossen wird, dass die Sprecher auch im Migrationskontext ein Spanisch mit lateinamerikanischen Charakteristika realisieren. Dies ist sowohl für die Stimuli der 1. Generation als auch für jene der 2. Generation gültig, sofern zuvor der Sprecher als spanischer L1-Sprecher perzipiert wurde. Im kommunikativen Raum der Sprecher wird somit die spanische Varietät ihres Herkunftslandes bewahrt, was durch folgende statistische Auswertung bekräftigt wird:43
Aus diesem Tortendiagramm wird ersichtlich, dass die ecuadorianischen Informanten nicht nur die allgemeingültigen hispanoamerikanischen Charakteristika wahrnehmen, sondern zum Großteil die Sprecher als ecuadorianische Spanischsprecher identifizieren. Hier kann zum ersten Mal ein Unterschied zwischen der 1. und der 2. Generation attestiert werden. Wird die 1. Generation mit 69,5% nach Ecuador44 verortet, sind sich nur 50% der Informanten, die für die Sprecher Spanisch als L1 gewählt haben über die Verortung nach Ecuador bewusst. Immerhin 30% können keine spezifischen lautlichen Charakteristika wahrnehmen, um die Stimuli innerhalb Hispanoamerikas konkreter zu verorten.
Dementsprechend ist davon auszugehen, dass die Sprecher der 1. Generation auf Grund des langjährigen sprachlichen Inputs in Ecuador auch im Migrationskontext Genuas die spanische Varietät ihrer Herkunftsregion beibehalten haben, während die 2. Generation zwar nach Lateinamerika verortet wird, jedoch keine für Ecuador eindeutige Varietät mehr aufweist. Neben der kurzen Zeitspanne, in welcher sie der spanischen Varietät Ecuadors vor Ort ausgesetzt waren, ist ein weiterer Grund für die weniger eindeutige Verortung der sprachliche Kontakt zu spanischsprachigen Sprechern anderer Herkunftsländer, mit welchen sie durch die diversen Organisationen in Genua in Verbindung stehen. So bietet beispielsweise die „Escuela Fe y Alegría“ einen Austausch zwischen Sprechern aus allen hispanoamerikanischen Ländern. Dieser spanischsprachige Input hat somit dazu beitragen können, dass zwar hispanoamerikanische Charakteristika in ihrem Sprechen feststellbar sind, jedoch keine merkmalsspezifischen Phänomene der ecuadorianischen Varietät.
Diese Vermutung wird auch durch folgende Abbildung unterstrichen, in welcher die Verortungen innerhalb der hispanoamerikanischen Länder je nach Sprecher verzeichnet sind.
Anhand dieser Abbildung wird erneut deutlich, dass besonders die Stimuli der Sprecher der 2. Generation nicht eindeutig innerhalb der hispanoamerikanischen Länder verortet werden können und in einigen Fällen sogar die Angabe „no lo sé“ überwiegt, wie bei den Sprechern Sp07_10m2 und Sp09_0w2. Einzig die Sprecher Sp08_8m2 und Sp11_9w2 werden nach Ecuador und innerhalb Ecuadors auch korrekt in das Küstengebiet verortet.
Nachdem aber die Sprecherin Sp11_9w2, wie in Kapitel erörtert wurde, mit 50% als italienische L1-Sprecherin wahrgenommen wird und sie zudem von den anderen 50% von 75% (siehe nachfolgende Abbildung) nach Lateinamerika verortet wird, sei hier darauf hinzuweisen, dass es sich in absoluten Zahlen gesprochen um drei Informanten handelt, welche die Sprecherin als Ecuadorianerin identifizieren.
Im Gegensatz dazu handelt es sich bei dem Stimulus Sp08_8m2 um eine signifikant relevante Angabe, da der Sprecher von 100% der Informanten als spanischer L1_Sprecher wahrgenommen und ebenfalls von allen Informanten nach Ecuador verortet wird. Somit stellt er eine Ausnahme im Vergleich zu den anderen Sprechern seiner Generation dar. Dies deckt sich mit seinem Sprecherbewusstsein, da er angibt, sich besonders mit dem Spanischen wohlzufühlen und sich nach wie vor mit seiner Herkunftsstadt Esmeraldas in Ecuador verbunden zu fühlen.
Die Stimuli der Sprecherinnen Sp01_21w1, Sp02_17w1, Sp03_24w1 und Sp04_38w1 werden vom Großteil der Informanten korrekt in die jeweilige Herkunftsregion der Sprecherinnen verortet, weshalb die anfangs aufgestellte These untermauert wird. Die nach Genua „importierte“ Sprache wird als ecuadorianische Varietät des Spanischen wahrgenommen und zudem auch korrekt in das Gebiet der Küste bzw. in jenes der Anden verortet. Der Stimulus Sp06_36m1 wird von 66,7% nicht identifiziert, während der Stimulus Sp05_36w1 nach Mexiko verortet wird. Daraus resultiert, dass das Code-Mixing, welches beide Sprecher seit ihrer Ankunft in Genua sowohl im Italienischen als auch im Spanischen verwenden, ein für ecuadorianische Informanten nicht identifizierbares Spanisch evoziert.
Dies stimmt auch mit der allgemeinen Verortung nach Spanien oder Lateinamerika überein, da die Stimuli dieser beiden Sprecher im Vergleich zum Ergebnis der anderen Stimuli der 1. Generation am wenigsten häufig nach Lateinamerika verortet werden (66,7% bzw. 60%). Im Gegensatz dazu werden die Stimuli der anderen Sprecher der 1. Generation ausgesprochen übereinstimmend nach Lateinamerika verortet. Die Sprecher der 2. Generation sind ebenfalls zum Großteil als lateinamerikanische Sprecher identifizierbar, wobei hier größere individuelle Differenzen vorliegen.
Anhand der Verortungen der spanischen Stimuli wird deutlich, dass die meisten Sprecher der 1. Generation in die entsprechende Herkunftsregion verortet werden und sie somit auch im Migrationskontext die spanische Varietät Ecuadors realisieren.
Die Sprecher der 2. Generation hingegen werden – sofern sie als spanische L1-Sprecher perzipiert werden – auch nach Lateinamerika verortet, jedoch erfolgt die Verortung innerhalb Lateinamerikas heterogener.
Gleichzeitig liegen auch große individuelle Differenzen vor, die auf die Aufenthaltsdauer, die Spracheinstellungen sowie den sprachlichen Input, den sie in Genua erhalten, zurückzuführen sind, da die Sprecher z. T. einen geringen spanischen Input erhalten oder aber durch den Kontakt mit Sprechern anderer lateinamerikanischer Länder ebenfalls mit den Varietäten anderer Regionen Hispanoamerikas konfrontiert werden.
7.4.3. Perzeption der spanischen Laute
Auch für die spanischen Perzeptionstests erfolgt nun eine Analyse der Repräsentationen im Sprecherwissen der ecuadorianischen Informantengruppe, welche sie anhand der Auswahl der Grapheme darlegen konnten. Diese Analyse wird nun für die Erklärung der perzipierten L1 und der Verortungen herangezogen, wobei auch auf die individuellen Sprecherdaten eingegangen wird.
7.4.3.1. Ausschlaggebende Repräsentationen für die Wahl der L1
Im Sprecherwissen der ecuadorianischen Informantengruppe erweisen sich v. a. die Grapheme <c>, <s>, <d> und <ll> als ausschlaggebend für die Wahl der spanischen L1.
Untersucht man die Grapheme in ihrer Lautposition ist zu erkennen, dass diese in der markierten Position ein /s/, /ð/ und /ʎ/ einnehmen. Diese realisierten Laute gestalten sich somit in der Perzeption der Ecuadorianer als charakteristisch für eine spanische Erstsprache. In Kapitel muss daher untersucht werden, als welche Laute diese Grapheme von den Sprechern tatsächlich realisiert werden. Jedoch ist davon auszugehen, dass besonders der stimmlose alveolare Frikativ der Sprecher auch in intervokalischer Position für die spanische L1 charakteristisch ist, da dieser in der genuesischen Varietät des Italienischen nicht präsent ist. Auch der Laut /ð/ ist für das Spanische auf Grund der fehlenden Präsenz im italienischen Lautinventar charakteristisch. Ferner muss überprüft werden, ob diese Grapheme für die spezifische Verortung nach Lateinamerika bzw. innerhalb der hispanoamerikanischen Länder relevant sind, da je nach Region teilweise unterschiedliche Realisierungen vorliegen (vgl. Kubarth 1987, 22f, Canfield 1988, 56, Bravo 2011, 1). Die für die spanische L1 markierten Grapheme sind darüber hinaus für alle Stimuli, denen eine spanische Erstsprache attestiert wird, markiert; eine Differenz zwischen den beiden Generationen ist nicht feststellbar. Dies unterstreicht die Tatsache, dass die meisten Sprecher beider Generationen ein Spanisch ohne italienische Interferenzen realisieren und folglich italienische Interferenzen im Spanischen sprecherspezifisch sind und mit individuellen sozialen Variablen zu erklären sind:
Ehe die Wahl der Grapheme für die Verortungen untersucht wird, sollen die für die italienische L1 charakteristischen Laute in der Perzeption der ecuadorianischen Informanten skizziert werden. Im Allgemeinen ist auffällig, dass signifikant weniger Grapheme im Vergleich zur spanischen L1 ausgewählt worden sind, was mit der generationenübergreifenden geringen Perzeption einer italienischen L1 zu begründen ist. Nur 23,7% der Stimuli der 1. Generation und lediglich 24,4% der Stimuli der 2. Generation werden von den Informanten als italienische L1-Sprecher perzipiert, weshalb folglich die prozentuale Häufigkeit der markierten Grapheme für die italienische L1 sinkt. Daher wird nun die heat-map für die einzelnen Sprecher unter Bedingung einer zuvor wahrgenommenen italienischen Erstsprache aufgezeigt, da es sich, wie in Kapitel und Kapitel aufgezeigt, um wenige sprecherspezifische Phänomene handelt, die generationenunabhängig zu einer Verortung nach Italien führen.
Anhand dieser Abbildung fällt auf, dass einige Informanten ihre Wahrnehmung nicht an spezifischen Lauten festmachen konnten und somit alle Grapheme eines für sie auffälligen Wortes markierten. Dies gilt für sp. cigarillo (Sp06_36m1), sp. cuadro (Sp04_38w1) und sp. dinero (Sp04_38w1). Auch in sp. encendedor (Sp06_36m1), sp. cebolla (Sp03_24w1) und sp. chocolate (Sp04_38w1) sind mehrere zusammenstehende Grapheme markiert. Diese Markierungen könnten auf die Intonation zurückzuführen sein, anhand derer die Informanten einen Einfluss des Italienischen wahrnehmen, welchen diese Sprecher auf Grund der Ähnlichkeit der romanischen Sprachen ins Spanische mit übernommen haben. Somit kann vermutet werden, dass sich ein kontaktinduzierter Wandel auch in der Intonation ausdrückt. Ferner wird das <r> in sp. ascensor häufig markiert, weshalb auch dieses für die Erläuterung der Markierung und einer möglichen Interferenz in Kapitel analysiert werden muss.
7.4.3.2. Ausschlaggebende Repräsentationen für die Verortungen
In einigen Fällen decken sich die markierten Grapheme für die Verortung nach Spanien und Lateinamerika. Dies betrifft das Graphem <c> in der lautlichen Position eines /s/ bzw. /θ/.
Für das hispanoamerikanische Spanisch ist die lautliche Realisierung /s/ für das Graphem <s> charakteristisch, jedoch wird auch in Andalusien das <s> als /s/ realisiert (vgl. Plans 2010, 70, Bravo 2011, 11). Differenzen werden hauptsächlich bei den Graphemen <d>, <ll> und <s> festgestellt, da diese für die Verortungen nach Lateinamerika charakteristisch sind. V. a. in der Endposition wird häufig das <s> markiert, was auf den für Ecuadors Küstengebiet typischen Verlust des <s> am Wortende schließen lässt (vgl. Plans 2010, 71).
Auch das <d> wird in intervokalischer Position an der Küste Ecuadors geschwächt (vgl. Plans 2010, 57f). Die Markierung dieses Graphems für Lateinamerika deutet dementsprechend auf eine für den hispanoamerikanischen Raum typische Realisierung des <d> hin.
Diese Vermutung wird durch die Analyse der markierten Grapheme in Abhängigkeit der präzisen Verortung innerhalb Lateinamerikas verstärkt.
Das <s> am Wortende sowie das <d> in intervokalischer Position sind somit für die Verortung in das Küstengebiet Ecuadors ausschlaggebend, weshalb in Kapitel diese Grapheme auf ihre lautliche Realisierung in Abhängigkeit der Sprecher realisiert werden müssen. Das <ll> ist sowohl für das Küstengebiet als auch für das Andengebiet in Ecuador markiert, weshalb die lautlichen Realisierungen untersucht werden müssen, um den Grund der Markierung erklären zu können.
Auffällig ist zu dem, dass die Wörter, bei denen alle Grapheme markiert worden sind, nach Venezuela verortet wurden. Da es sich um ecuadorianische Informanten handelt, kann folglich vermutet werden, dass sie einen Stimulus nach Venezuela verorten, wenn sie Differenzen zum eigenen Sprechen erkennen, jedoch dafür kein derart differenziertes Sprecherwissen aufweisen, um diese Verortung an spezifischen Lauten festmachen zu können. Die lautlichen Differenzen können zum einen auf den spanischsprachigen Input, den die Sprecher in Genua durch den Kontakt mit anderen lateinamerikanischen Sprechern erhalten, erklärbar sein. Zum anderen müsste überprüft werden, ob der Sprecher Sp07_10m2, der nach Venezuela verortet wurde, eventuell Kontakte zu venezuelanischen Sprechern in Genua hat und dadurch eventuell sogar für Venezuela charakteristische Laute übernommen hat. Da dieser Sprecher die Schule „Fe y Alegría“ absolviert hat und nach wie vor mit den Schülern und Lehrern dieser Schule im Kontakt steht, ist der Sprachkontakt mit anderen Sprechern Lateinamerikas sehr ausgeprägt, was die Verortung nach Venezuela erklärt.
Die hohe Häufigkeit dieser für Venezuela markierten Grapheme ist jedoch der absoluten Zahl von nur einer Verortung (jene des Stimulus Sp07_10m2) nach Venezuela geschuldet.
7.4.3.3. Vergleich der Sprecher
Da, wie oben ausgeführt, keine generationenbedingten Differenzen bei den spanischsprachigen Stimuli wahrnehmbar sind, erfolgt nun noch eine Darstellung der auf die einzelnen Sprecher bezogenen Repräsentationen.
Auch dank dieser heat-map wird verdeutlicht, dass markierte Grapheme nicht für eine spezifische Generation charakteristisch sind, sondern in Abhängigkeit des einzelnen Sprechers stehen. Die markierten Grapheme, die sich auf die perzipierte L1 sowie die Verortungen beziehen, sind somit generationenübergreifender Natur. V. a. die Grapheme <c> vor <e> und <i> sowie das <ll> sind für alle Sprecher gleichermaßen charakteristisch. Hierbei handelt es sich um Markierungen, die in der Realisierung /s/ und /ʎ/ für große Gebiete Hispanoamerikas typisch sind. Da diese Laute signifikant häufig und für alle Sprecher gleichsam markiert wurden, kann gefolgert werden, dass sprachliche Charakteristika, die für das hispanoamerikanische Spanisch gültig sind, bei den Stimuli besonders ausgeprägt sind und folglich in der Wahrnehmung der Informanten häufig markiert werden. Auch die Verortungen in andere Länder Lateinamerikas45 legen nahe, dass von Seiten der ecuadorianischen Informanten nicht immer eindeutige sprachliche Charakteristika für Ecuador feststellbar sind, was v. a. auch die Stimuli der 2. Generation betrifft. Daraus kann geschlussfolgert werden, dass die Sprecher im Migrationskontext einen kontaktinduzierten Sprachwandel im Sprechen des Spanischen aufweisen, welcher eine Abnahme aussagekräftiger und eindeutiger sprachlicher Charakteristika für die ecuadorianische Varietät des Spanischen zur Folge hat. Der stetige Sprachkontakt mit anderen spanischsprachigen Sprechern aus anderen lateinamerikanischen Ländern sowie jener mit der romanischen Sprache Italienisch begünstigen diesen Sprachwandel, der vermehrt bei den Sprechern mit einer längeren Aufenthaltsdauer in Genua und bei den Sprechern, die viel Code-mixing betreiben, feststellbar ist. Folglich liegen keine Generationenunterschiede vor, sondern minimale Differenzen zwischen den Sprechern.
7.4.3.4. Zusammenfassung der Daten
Die generationenübergreifende häufig perzipierte L1 spiegelt sich in den vermehrt markierten Graphemen für das Spanische wider. Diese beziehen sich dabei v. a. auf die Grapheme <s> in intervokalischer und finaler Position, <d> sowie <ll>, während für die perzipierte italienische L1 das <r> in sp. ascensor sowie die Lexeme sp. cebolla, sp. chocolate, sp. cigarillo, sp. cigarro, sp. cuadro, sp. dinero und sp. encendedor bei vereinzelten Sprechern markiert sind. Somit scheint für eine wahrgenommene italienische Interferenz in der Perzeption der Informanten die Intonation ausschlaggebender als die Aussprache spezifischer Laute. Die Laute scheinen folglich dem Spanischen entsprechend realisiert, doch spiegelt sich die italienische Intonation in manchen Stimuli wider.
Die Verortungen erfolgen bei der 1. Generation überwiegend (64,1%) nach Ecuador, während bei der 2. Generation mehr Unstimmigkeiten vorliegen (50%). Auch diese Perzeption spiegelt sich in den Repräsentationen der ecuadorianischen Informantengruppe wider, da einerseits Grapheme mit einer für Ecuador typischen Lautfunktion markiert werden und andererseits auch für den hispanoamerikanischen Raum allgemeingültige sprachliche Charakteristika wahrgenommen werden.
7.5. Die spanischen Stimuli im Spiegel einer lautlichen Analyse
Nachdem die Ergebnisse der Perzeptionstests keine signifikanten Differenzen zwischen der 1. Generation und der 2. Generation belegen konnten, sondern vielmehr individuelle, sprecherbezogene Unterschiede vorliegen, sollen in diesem Kapitel zuerst die Laute untersucht werden, anhand derer die Informanten spanische L1-Sprecher wiedererkennen. Anschließend werden die Laute analysiert, die für die Verortung nach Italien markiert werden, wobei ein Augenmerk auf diejenigen Sprecher gelegt wird, die mit mindestens 50% als italienische L1-Sprecher wahrgenommen werden.
7.5.1. Analyse der für eine spanische L1 ausschlaggebenden Repräsentationen
Im vorliegenden Kapitel werden nun die Stimuli auf lautlicher Ebene erörtert, um für die perzipierte spanische Erstsprache wie auch für die Verortungen nach Lateinamerika die entsprechenden Laute darlegen zu können.
In DEFAULT wurden die im Sprecherwissen der ecuadorianischen Informanten vorhandenen Repräsentationen für die Wahrnehmung der spanischen L1 erörtert. Diese werden nun genauer auf lautlicher Ebene untersucht, da dank der Perzeptionsergebnisse davon auszugehen ist, dass diese für die L1 und die Verortungen lautliche Markierungen aufweisen. Somit werden nun folgende Grapheme mit ihren lautlichen Entsprechungen bei den Stimuli diskutiert:
- <s> in intervokalischer Position
- <s> am Wortende
- <c> vor <e> und <i>
- <ll>
- <d>
Als besonders auffällig für das <s> in intervokalischer Position wurden die Lexeme sp. casa/sp. casas und sp. vaso/sp. vasos gewählt. Sp. casa bzw. sp. casas wurde v. a. bei den Stimuli der folgenden Sprecher markiert; Sp01_21w1, Sp04_38w1, Sp06_36m1, Sp11_9w2 und Sp12_15w2, während das <s> in sp. vaso/sp. vasos bei den Stimuli der Sprecher Sp04_38w1, Sp07_10m2, Sp08_8m2, Sp11_9w2 und Sp12_15w2 markiert wurde. Bei all diesen Sprechern handelt es sich um jene Sprecher, die mit einer signifikanten Häufigkeit als L1 Spanischsprecher wahrgenommen werden. Tatsächlich wird von all diesen Sprechern das intervokalische <s> stimmlos realisiert, wie es für das spanische Lautsystem normgerecht charakteristisch ist. Daher können diese Markierungen als Repräsentationen gelten, die sich auf ein für das Spanische im Vergleich zum Italienischen charakteristischen Laut beziehen.
Neben dem <s> in intervokalischer Position wird darüber hinaus auch das <s> am Wortende in den Lexemen sp. casas, sp. escaleras und sp. vasos für die spanische L1 markiert. Ferner werden diese mit der Verortung der Stimuli in das Küstengebiet Ecuadors in Verbindung gebracht. Tatsächlich weist das <s> am Wortende im Küstengebiet Ecuadors insofern eine Besonderheit auf, als dass es häufig aspiriert wird oder verschwindet. Bis auf die Sprecherinnen Sp02_17w1 und Sp04_24w1 kommen alle Sprecher aus dem Gebiet der Costa bzw. die Eltern der Sprecher weisen ihren Herkunftsort in dieser Region auf.
- [kasah] (Sp08_8m2, Sp09_0w2)
- [kasa] (Sp05_36w1, Sp06_36m1)
- [eskalerah] (Sp08_8m2, Sp09_0w2, Sp12_15w2)
- [ehkalerah] (Sp11_9w2)
- [baso‘] (Sp05_36w1)
Diese Sprecher aspirieren das <s> am Wortende bzw. realisieren dieses nicht. Somit weisen sie lautliche Charakteristika für das Spanische im Küstengebiet auf. Auffällig ist zudem, dass dieses Phänomen besonders bei dem Sprecher Sp08_8m2 festgestellt wurde, da dieser sowohl zu 100% als spanischer L1-Sprecher wahrgenommen als auch zu 83,3% an die Costa Ecuadors verortet wird. Somit scheint dieses lautliche Phänomen für die Verortung innerhalb des Perzeptionstest mit der Herkunft der Sprecher begründbar.
Jedoch weisen nicht alle Stimuli, deren Sprecher aus dem Küstengebiet Ecuadors stammen, dieses sprachliche Phänomen auf, sondern verzeichnen eine eindeutige Realisierung des /s/ am Wortende. Andere Sprecher wiederum variieren zwischen der Realisierung und Aspiration. Daher kann auch dank dieser lautlichen Analyse die Vermutung bestärkt werden, dass die Sprecher im Migrationskontext zwar ein Spanisch ohne italienische Interferenzen sprechen, jedoch durch den abnehmenden Input der ecuadorianischen Varietät keine bzw. unregelmäßigere lautliche Charakteristika der Varietät ihres Herkunftsortes verzeichnen.
Ferner wird in den Perzeptionstests das <c> vor den Graphemen <e> und <i> in sp. ascensor, sp. cebolla, sp. cigarillo, sp. cigarillos, sp. cigarro und sp. encendedor markiert. Betrachtet man die lautliche Realisierung dieses Graphems, wird ersichtlich, dass er von den Sprechern durchgehend als stimmloser alveolarer Frikativ /s/ realisiert wird und somit für die Verortungen der Stimuli in den hispanoamerikanischen Raum entscheidend ist. Diese Charakteristik ist bei allen Sprechern gleichermaßen vorhanden.46 Ein für den gesamten hispanoamerikanischen Raum gültiges sprachliches Phänomen bleibt folglich auch bei den ecuadorianischen Sprechern im Migrationskontext erhalten. Sie übernehmen folglich im Spanischen nicht das für das italiano regionale charakteristische stimmhafte /z/, sondern realisieren weiterhin den stimmlosen alveolaren Frikativ, der für das Spanische charakteristisch ist. Gleiches gilt für die lautliche Realisierung des Graphems <b>, welches dem spanischen Regelsystem entsprechend von allen Sprechern als /β/ oder /b/ realisiert wird.47
Bei der lautlichen Realisierung des Graphems <ll> sind jedoch individuelle Differenzen zwischen den Sprechern festzustellen, die sich auch auf den Unterschied zwischen den sprachlichen Besonderheiten im Küsten- bzw. Andengebiet beziehen (vgl. Boyd-Bowman 1953, 224). So realisiert die aus den Anden stammende Sprecherin Sp03_24w1 sp. cebolla mit einem [lʎ] ([se’βolʎa]) , während jedoch die Sprecherin Sp02_17w1, die ebenfalls aus den Anden kommt, das <ll> als [ʎ] ([se’βoʎa]) realisiert. Auch bei den anderen aus dem Küstengebiet kommenden Sprechern sind individuelle Unterschiede vorfindbar:
- [se’βoɟa] (Sp01_21w1)
- [seβoʎa] (Sp04_38w1, Sp05_36w1, Sp06_36m1, Sp07_10m2, Sp08_8m2, Sp09_0w2, Sp10_4m2, Sp11_9w2, Sp12_15w2)
Die Realisierung des /ʎ/ entspricht der diatopischen Markierung des Küstengebiets Ecuadors, während in den Anden die Realisierung des /tʃ/ verbreitet ist (vgl. Boyd-Bowman 1953, 224). Die Stimuli korrelieren nun im genuesischen Migrationskontext nicht mehr mit dieser Einteilung. Zum einen wären aktuellere lautliche Studien zum ecuadorianischen Spanisch relevant, um mögliche weitere Charakteristika aufdecken zu können, anhand derer die lautlichen Realisierungen der ecuadorianischen Sprecher in Genua erklärbar sein könnten. Zum anderen kann allerdings auch vermutet werden, dass in diesem Fall sprecherbezogene Differenzen vorliegen, die mit dem unterschiedlichen spanischen Input in Genua begründbar sind.
Letztlich soll noch die lautliche Realisierung des /ð/ untersucht werden, da dieses im Gebiet der Costa und der Sierra unterschiedlich realisiert wird. So liegt an der Küste eine Schwächung oder ein Verlust vor, während in den Anden ein deutlicher Verschlusslaut realisiert wird (vgl. Plans 2010, 572). Anhand der lautlichen Analyse der Stimuli wird jedoch deutlich, dass alle Sprecher diesen Laut in allen Lexemen durchaus als /ð/ realisieren und dieser Laut somit in der Perzeption der ecuadorianischen Informanten lediglich für die spanische Erstsprache von Bedeutung ist.
Zusammenfassend kann dementsprechend angemerkt werden, dass zahlreiche Sprecher im Migrationskontext die diatopische Varietät ihres jeweiligen Herkunftsortes nicht mehr vollständig vertreten. So sind zwar lautliche Charakteristika, die in sprachlichen Großräumen vertreten sind präsent, doch werden diejenigen Laute, die auf eine explizitere kleinräumige Verortung verweisen würden, häufig nicht mehr realisiert. Lediglich die Sprecher Sp03_24w1und Sp08_8m2 weisen noch ihrem Herkunftsort entsprechend lautliche Charakteristika auf. Dies spiegelt sich auch in den Verortungen der Stimuli von Seiten der ecuadorianischen Informanten wider.
7.5.2. Analyse der für eine italienische L1 ausschlaggebenden Repräsentationen
Nun wurden zwar die Sprecher beider Generationen allgemein gesprochen als spanische L1-Sprecher perzipiert, doch gibt es durchaus innerhalb der beiden Generationen sprecherspezifische Unterschiede. So werden mit mindestens 50% die Stimuli der Sprecher Sp05_36w1 aus der 1. Generation sowie Sp09_0w2, Sp10_4m2 und Sp11_9w2 als italienische L1-Sprecher wahrgenommen. Dies wurde, wie in Kapitel erörtert, an der Intonation sowie an dem Graphem <r> in sp. ascensor festgemacht. Daher sollen nun das <r> sowie weitere Auffälligkeiten italienischer Interferenzen dieser Stimuli diskutiert werden.
Bei dem spanischen Lexem sp. ascensor weisen die Sprecher Sp04_38w1, Sp05_36w1 sowie Sp11_9w2 lautliche Besonderheiten auf:
Besonders die Realisierung [asensoɹe] ist auf das italienische Lexem it. ascensore zurückzuführen, da dabei nun die Endung it. -e übernommen wird. Diese Aussprache der drei Sprecher spiegelt sich nun in den Repräsentationen im Sprecherwissen der ecuadorianischen Informanten wider.
Ferner weisen einige Sprecher auf lautlicher Ebene ein Code-Mixing zwischen dem Italienischen und dem Spanischen auf. Dies ist bei folgenden Sprechern und Lexemen der Fall:
- Sp05_36w1: [ka’tena]
- Sp01_21w1: [tsi’garra]
- Sp05_36w1: [tʃoko’lato]
- Sp10_4m2: [vio’lino]
Bei diesen Konzepten handelt es sich um im spanischen und italienischen Lexikon lautlich ähnlichen Wörtern:
- sp. [kaðena] vs. it. [ka’teːna]
- sp. [sigarro]48 vs. it. [siːgara]
- sp. [tʃoko’late] it. [tʃokkolaːto]
- sp. [bio’lin] vs. it. [vio’liːno]
Die Wörter it. catena, it. cioccolato und it. violino wurden somit von den Sprechern direkt aus dem italienischen Lexikon in das Spanische transferiert. Es wurde folglich vom Konzept ausgehend, welches in beiden Sprachen identisch ist, auf das Lexikon der L2 bzw. der 2L1 zugegriffen. Daher ist davon auszugehen, dass bei diesen Sprechern das italienische Lexikon dominanter ist oder zumindest diese Konzepte einen engeren Verbindungsknoten zum Lexikon der L2 aufweisen, was durch die Präsenz des Konzepts in beiden Sprachen sowie durch die Ähnlichkeit der lautlichen Realisierung der Lexeme begünstigt wird.
Abschließend lässt sich festhalten, dass keine generationenspezifischen, sondern sprecherspezifische Differenzen vorliegen, wobei jedoch das Spanische beim Großteil der Sprecher auf erstsprachigem Niveau ist.
Die vier Sprecher, die vornehmlich als italienische L1-Sprecher wahrgenommen werden, weisen Transfererscheinungen aus dem Italienischen auf. Dies ist zum einen mit der längeren Aufenthaltsdauer in Genua der Sprecher Sp09_0w2, Sp10_4m2 und Sp11_9w2 zu begründen. Zum anderen ist das Sprachverhalten der Sprecherin Sp05_36w1 von Code-mixing geprägt. Letztlich handelt es sich bei diesen drei Sprechern der 2. Generation um Sprecher, die einen häufigeren Gebrauch des Italienisch vorzuweisen haben.
7.6. Affektive Komponente in der Perzeption
Nach der kognitiven Analyse des Sprecherwissens auf Grundlage ihrer perzeptiv basierten Repräsentationen, erfolgt nun eine Untersuchung der Einstellungen gegenüber den zwölf Stimuli. Diese affektiven Wertungen beeinflussen ebenfalls das Sprecherwissen (vgl. Postlep 2010, 55). In einem ersten Schritt werden die Einstellungen im Generationenvergleich gegenüber den italienischen Stimuli von Seiten der italienischen Informanten untersucht, ehe derselbe Prozess bei den spanischen Stimuli abläuft.
7.6.1. Einstellungen der Italiener gegenüber den italienischen Stimuli
Zuerst seien die Einstellungen auf Grundlage der wahrgenommenen L1 analysiert.
Während in der Perzeption der italienischen Informanten sowohl der italienische als auch der spanische Akzent gleichsam als „bello“ und „simpatico“ eingestuft werden, ist eine größere Differenz bei der Bewertung mit den Attributen „dolce“ und „colto“ festzustellen. Ein wahrgenommener spanischer Akzent im Italienischen scheint somit für die italienische Informantengruppe weicher als die wahrgenommene italienische Varietät. Andererseits wird ein italienischer L1-Sprecher als gebildeter (58,6%) eingestuft als ein Sprecher mit spanischem Akzent (49,4%).
Akzente, die weder dem Italienischen noch dem Spanischen zugeordnet werden können, erfahren dabei die negativste Bewertung: Bei allen vier überprüften Attributen liegt die Einschätzung bei weniger als 50%, wobei v. a. deutlich wird, dass ein nicht verortbarer Akzent als weniger schön (44,4%) und zudem als weniger gebildet (39,5%) wahrgenommen wird.
Betrachtet man nun die Einteilung in die italienischen Großräume, lässt sich der größte Unterschied bei dem Attribut „colto“ feststellen.
So wird ein norditalienischer Akzent mit 62,6% als gebildeter wahrgenommen als ein mittelitalienischer (55,6%) oder süditalienischer Akzent (43,4%). Da der Großteil der Informanten aus Norditalien stammt, kann diese Spracheinstellung auf die Herkunft der italienischen Informantengruppe zurückgeführt werden. Im Sinne des we-codes (vgl. Krefeld/Pustka 2010, 21) beurteilt ein Sprecher eine Varietät, die seiner ähnelt, positiver. Gleichsam stellt Norditalien mit Mailand eine wirtschaftliche Vormachtsstellung dar, während der Süden auf Grund seiner wirtschaftlichen Situation nicht so gut positioniert ist. Dieser wirtschaftliche Aspekt könnte ebenfalls für die Beurteilung des Attributs „colto“ eine Rolle spielen.
Jedoch werden die Stimuli bei allen Verortungen gleichsam als schön, weich und sympathisch wahrgenommen, woraus geschlossen werden kann, dass diese Attribute für die italienische Informantengruppe von dem Großraum Italiens unabhängig wahrgenommen werden.
Die Spracheinstellungen abhängig der Verortung nach Spanien bzw. Lateinamerika zeigen nur geringe Unterschiede auf.
Im Durchschnitt wird der lateinamerikanische Akzent durch die höhere Bewertung der Attribute it. bello, it. dolce und it. simpatico als positiver bewertet. Jedoch wird der spanische Akzent um ein geringeres als gebildeter wahrgenommen als der lateinamerikanische. Da der Unterschied allerdings lediglich bei 1,5 Prozentpunkten liegt, kann diese Differenz nicht als signifikant gelten. Die allgemein geringen Differenzen zwischen den Einstellungen gegenüber den nach Lateinamerika bzw. Spanien verorteten Stimuli gehen mit den Ergebnissen der Analyse einher, nach welchen zu schlussfolgern ist, dass keine lautlichen Unterschiede im Italienischen zwischen einem spanischen und einem lateinamerikanischen Akzent wahrzunehmen sind und somit die Verortungen zufällig vorgenommen werden. Diese zufällige Verortung spiegelt sich nun auch in den mehr oder weniger gleich bewerteten Einstellungen in Abhängigkeit der Verortungen nach Lateinamerika und Spanien wider.
Letztlich sei noch der Vergleich zwischen den beiden Generationen und ihrer Sprecher aufgeführt.
Während die Stimuli beider Generationen ohne signifikantem Unterschied als schön (1. Generation: 57,6%, 2. Generation: 58,6%) und sympathisch (1. Generation: 58,6%, 2. Generation: 60,1%) gewertet werden, lässt sich bei den Spracheinstellungen der Attribute „dolce“ und „colto“ eine größere Differenz feststellen. Da die 1. Generation mehrheitlich als spanische L1-Sprecher und die 2. Generation als italienische L1-Sprecher wahrgenommen werden, decken sich die Ergebnisse der Spracheinstellungen abhängig von der Generation mit jenen der wahrgenommenen L1, weshalb sich diese Resultate auf dieselben Argumente zurückführen lassen. Die perzipierte L1 ist somit für die Spracheinstellungen ausschlaggebend.
Bei den Ergebnissen der Einstellungen gegenüber den einzelnen Stimuli verhält sich die Sprecherin Sp05_36w1, innerhalb der 1. Generation auffällig, was v. a. durch das Attribut „colto“ (39,4%) deutlich wird. Da diese Sprecherin angibt, stets in einer Mischung aus Italienisch und Spanisch mit Familie, Freunden und Kollegen zu kommunizieren, hat dies eventuell ein Italienisch evoziert, das von den italienischen Informanten als weniger gebildet wahrgenommen wird.
Innerhalb der 2. Generation stechen die Einstellungen gegenüber dem Stimulus Sp08_8m2 heraus, dessen Akzent als weniger schön (47,6%), weich (44,2%) und sympathisch (48,6%) im Vergleich zu den anderen Stimuli der 2. Generation wahrgenommen wird. Diese Differenzen sind möglicherweise mit durch die Audiodatei vermittelten Persönlichkeitsmerkmalen zu erklären, da er sprachlich weder anders verortet wird noch durchschnittlich häufiger als spanischer L1-Sprecher wahrgenommen wird. Auch seine soziolinguistischen Angaben weisen keine ausschlaggebenden Differenzen zu den anderen Sprechern der 2. Generation auf.
Somit kann zusammengefasst werden, dass keine ausschlaggebenden signifikanten Unterschiede zwischen den Sprechern innerhalb einer Generation festzustellen sind. Es werden jedoch größere Differenzen im Generationenvergleich deutlich, die mit der wahrgenommenen L1 zu begründen sind.
7.6.2. Einstellungen der Ecuadorianer gegenüber den spanischen Stimuli
Betrachtet man die Einstellungen der ecuadorianischen Informanten gegenüber den spanischen Stimuli in Abhängigkeit der Generationenzugehörigkeit fällt auch hier auf, dass hier keine signifikanten Unterschiede vorliegen:
Im Gegensatz dazu sind auffällige Differenzen zwischen den Einstellungen gegenüber einer wahrgenommenen spanischen L1 und einer wahrgenommenen italienischen L1 festzustellen:
Bei allen Attributen schneidet die spanische Erstsprache besser ab als die Stimuli mit einer perzipierten italienischen Erstsprache. Laut der ecuadorianischen Informantengruppe ist somit ein Stimulus, der ihre eigene L1 repräsentiert sowohl schöner als auch weicher, gebildeter und sympathischer. Folglich wird ein der eigenen L1 korrespondierender Stimulus durchschnittlich als positiver empfunden. Dies spiegelt sich jedoch nicht in den Einstellungen gegenüber einer spanischen Varietät aus Spanien bzw. aus Hispanoamerika wider, da diese verhältnismäßig relativ ausgeglichen sind.
So wird zwar ein lateinamerikanisches Spanisch als sympathischer wahrgenommen, jedoch wirkt ein aus Spanien kommender Stimulus in der Wahrnehmung der ecuadorianischen Informanten gebildeter, weicher und schöner. Ein nicht verortbarer Stimulus schneidet bei allen Attributen am schlechtesten ab. Folglich vermittelt ein aus Lateinamerika stammender Sprecher den Ecuadorianern mehr Sympathie, was wieder mit dem Zusammengehörigkeitsgefühl erklärbar ist. Die höheren Bewertungen der Attribute sp. bonito, sp. suave und sp. culto der nach Spanien verorteten Stimuli kann mit der sozialen und wirtschaftlich stabileren und sichereren Situation Spaniens begründbar sein. Außerdem leben einige der ecuadorianischen Informanten inzwischen in Europa und fühlen sich somit unter Umständen dem europäischen Raum verbundener.
Die Einstellungen in Abhängigkeit von den Verortungen innerhalb des hispanoamerikanischen Raums bestätigen die Relevanz des Attributs sp. simpático für die Identifikation mit einem ecuadorianischen Stimulus.
Neben der hohen positiven Wertung des Attributs sp. simpático für einen wahrgenommenen mexikanischen Stimulus erhalten die nach Ecuador verorteten Stimuli positive Bewertungen anhand des Attributs sp. simpático. Im Vergleich zwischen den beiden sprachlichen Räumen Costa und Sierra ist zudem auffällig, dass in der Perzeption der ecuadorianischen Informanten ein aus dem Küstengebiet stammender Stimulus als gebildeter empfunden wird, wohingegen er jedoch als weniger weich angesehen wird. Diese Einschätzungen wirken sich jedoch in keinster Weise auf die Wertung des Attributs sp. bonito aus, da sowohl die Stimuli des Küstengebiets als auch jene des Andengebiets mit 71,8% bzw. 70% gleichermaßen als schön wahrgenommen werden. Damit heben sie sich mit Ausnahme der nach Guatemala und Argentinien verorteten Stimuli von den Einstellungen gegenüber Stimuli, die anderen hispanoamerikanischen Ländern zugeordnet werden, ab. Diese werden als wesentlich weniger schön gewertet.
Letztendlich erfolgt noch die Untersuchung der Einstellungen gegenüber den einzelnen Stimuli.
Diese Auswertung bestätigt letztlich erneut die am Anfang des Kapitels aufgestellte These, dass Stimuli mit einer wahrgenommenen spanischen L1 positiver bewertet werden. Dies korrespondiert mit der durchschnittlich niedrigen Bewertungen der Stimuli Sp05_36w1 und Sp10_4m2, da es sich um die beiden Sprecher handelt, die am häufigsten (58,3% und 57,1%) als italienische L1-Sprecher wahrgenommen werden. Jedoch scheinen auch individuelle Faktoren eine Rolle zu spielen, da die Stimuli Sp09_0w2 und Sp11_9w2 mit positiven Einstellungen verbunden werden, obwohl beide mit nur 50% als spanische L1-Sprecher wahrgenommen werden, während der Stimulus Sp07_10m2 zwar zu 100% als spanischer L1-Sprecher perzipiert wird, jedoch vergleichsweise niedrige Wertungen erhält. Die Stimuli Sp03_24w1 und Sp08_8m2 erfahren bei allen Attributen hohe Wertungen, was auch mit den ausgesprochen hohen Verortungen nach Ecuador korrespondiert.
Somit kann letztendlich betont werden, dass die Stimuli der Sprecher mit einer spanischen L1, die zudem aus Ecuador stammen, auf Grund eines Zusammengehörigkeitsgefühls als sympathischer und schöner perzipiert werden.
7.7. Synthese
Nachdem die soziolinguistische Situation der ecuadorianischen Sprechergruppe in Genua sowie ihr mehrsprachiges Repertoire (Italienisch und Spanisch) auf lautlicher Ebene anhand der Perzeptions- und Produktionsdaten analysiert und diskutiert wurde, erfolgt nun ein Vergleich der italienischen und spanischen Ergebnisse, wobei dies auch mit der Einbettung der soziolinguistischen Daten abgerundet werden soll. Dadurch wird im Sprachvergleich das Sprechen der Sprecher im kommunikativen Raum dargestellt.
Vergleicht man die Ergebnisse der Perzeptions- und Produktionsdaten kann davon ausgegangen werden, dass die Sprecher der 2. Generation bilingual sind, wobei die sprachliche Dominanz von Sprecher zu Sprecher variiert.
Die Sprecher Sp09_0w2, Sp10_4m2 und Sp11_9w2 werden von der italienischen Informantengruppe als italienische L1 Sprecher perzipiert, was auf die Aufenthaltsdauer, das frühe Ankunftsalter und auch auf das italienische Sprecherbewusstsein zurückzuführen ist. Gleichsam werden sie auch überdurchschnittlich häufig von der ecuadorianischen Informantengruppe als italienische L1 Sprecher wahrgenommen, womit sich folglich die Dominanz im Italienischen widerspiegelt. Auch die soziolinguistischen Daten stimmen mit diesen Angaben überein, da sich diese mit dem Italienischen wohl fühlen und auch in den meisten Domänen Italienisch sprechen. Dieser hohe Input des italiano regionale äußert sich somit auch in den Produktionsdaten und den Verortungen der Stimuli nach Norditalien. Die Verortungen von Seiten der ecuadorianischen Informanten erfolgen bei den Stimuli der Sprecher Sp09_0w2 und Sp10_4m2 sehr unpräzise, da die Informanten auf Grund der kurzen Aufenthaltsdauer in Ecuador und des spanischensprachigen Inputs im Migrationskontext keine spezifischen lautlichen Charakteristika der ecuadorianischen Varietät des Spanischen realisieren. So werden sie zwar zum großen Teil nach Lateinamerika verortet, doch wird nur die Sprecherin Sp11_9w2 korrekt in ihre Herkunftsregion verortet, was mit dem verhältnismäßig längeren spanischsprachigen Input innerhalb Ecuadors und dem Kontakt zu Freunden und Verwandten in Ecuador erklärbar ist.
Die Sprecher Sp07_10m2, Sp08_8m2 und Sp12_15w2 weisen teilweise zwar spanische Interferenzen auf, jedoch sind diese so unmarkiert, dass die Sprecher in den italienischen Perzeptionstests als italienische L1-Sprecher wahrgenommen werden und auch nach Norditalien verortet werden, da sie für das italiano regionale aus Genua ein charakteristisches Sprachverhalten an den Tag legen. Gleichsam werden diese Sprecher von 100% der ecuadorianischen Informanten als spanische L1-Sprecher wahrgenommen. Dies ist ebenfalls mit der Domänenverwendung und dem Sprecherbewusstsein erklärbar: So verwenden die Sprecher Sp07_10m2 und Sp08_8m2 auch im Migrationskontext noch häufig das Spanische und fühlen sich mit dieser Sprache und Ecuador sehr verbunden. Die Sprecherin Sp12_15w2 gebraucht zwar häufiger das Italienische, wodurch ihre hohe Sprachkompetenz im Italienischen erklärbar ist, doch hat sie die ersten 15 Jahre ihres Lebens ausschließlich einen spanischsprachigen Input erhalten. Somit sind diese Sprecher ebenfalls bilingual und werden zudem in den hispanoamerikanischen Raum verortet. Es werden jedoch lediglich die Sprecher Sp08_8m2 und Sp12_15w2 nach Ecuador verortet, während der Sprecher Sp07_10m2 auf Grund seines Kontaktes mit anderen lateinamerikanischen Sprechern keine für seine Herkunftsvarietät wahrnehmbaren lautlichen Charakteristika realisiert.
Die Sprecher der 1. Generation verhalten sich sprachlich insofern anders, als dass sie dominant spanischsprachig sind und im Italienischen spanische Interferenzen auf lautlicher Ebene aufweisen. Sie werden zudem von der ecuadorianischen Informantengruppe nach Hispanoamerika und zudem zum Großteil auch korrekt in die Herkunftsregion Ecuadors verortet. Während sie also für den hispanoamerikanischen Raum und z. T. auch für Ecuador ein charakteristisches Spanisch realisieren, weisen sie im Italienischen ein individuelles Ausdruckssystem auf, in welchem lautliche Phänomene der Ausgangs- und Zielsprache vorhanden sind. Es handelt sich folglich um eine Interlanguage, die sprecherspezifisch ist und als dynamisches Übergangssystem von einer Stufe der Interlanguage zu einer anderen gesehen wird (vgl. Bickes/Pauli 2009, 104). Die Sprecherin Sp05_36w1 weist allerdings nicht nur im Italienischen spanische Transfererscheinungen auf, die mit ihrer Interlanguage zu begründen sind, sondern transferiert auch lautliche Charakteristika des Italienischen ins Spanische, folglich in ihre L1. Dies spiegelt sich auch in den Perzeptionsdaten wider. Dementsprechend lassen sich erste Erosionserscheinungen im Spanischen dieser Sprecherin feststellen, die eine Veränderung in ihrem sprachlichen Verhalten auslösen (vgl. Prifti 2014, 56). Dies deckt sich auch mit der Feststellung, dass die Sprecherin das spanische Wort für das Konzept des Feuerzeugs nicht mehr präsent hat.
Die Sprecher sind also auf Grund des Migratinskontextes mehrsprachig, doch verhalten sich die Sprecher mit diesem Sprachrepertoire durchaus anders. Der Sprachkontakt evoziert in Abhängigkeit des Sprechers einen Bilingualismus mit verschieden ausgeprägten Dominanzstufen, unterschiedlichen individuellen Interlanguages im Italienischen, italienischen Transfererscheinungen im Spanischen sowie von der 1. Generation zur 2. Generation für das ecuadorianische Spanisch abnehmende lautliche Charakteristika.
Daher kann einerseits von der 1. zur 2. Generation eine Zunahme der lautlichen Charakteristika des italiano regionale Genuas und andererseits eine Abnahme der lautlichen Charakteristika der ecuadorianischen Herkunftsvarietät verzeichnet werden. In Abhängigkeit zur Aufenthaltsdauer in Genua, dem Ankunftsalter und dem sprachlichen Verhalten in den diversen Domänen erzeugt der sprachliche Input ein generationenorientiertes und gleichsam sprecherspezifisches Verhalten bei den beiden im Kontakt stehenden Sprache.
Der kommunikative Raum der ecuadorianischen Sprecher der 1. Generation in Genua enthält folglich ein Italienisch mit je nach individuellem Sprecher ausgeprägten spanischen Interferenzen sowie ein je nach Sprecher für den Herkunftsort Ecuadors charakteristisches Spanisch. Das Beispiel der Sprecherin Sp05_36w1 beweist jedoch die Relevanz eines sprecherfokussierten Vorgehens, da sie sich im Spanischen ausgesprochen anders verhält als die anderen ecuadorianischen Sprecher in Genua.
Der kommunikative Raum der ecuadorianischen Sprecher der 2. Generation in Genua hingegen enthält ein für Norditalien charakteristisches Italienisch mit Besonderheiten des italiano regionale aus Genua, wobei auch hier die Ausprägung vom Sprecher abhängig ist. Gleichsam ist im kommunikativen Raum dieser Sprecher die spanische Sprache relevant, wobei diese für den hispanoamerikanischen Raum lautliche Charakteristika aufweist, jedoch in Abhängigkeit der sozialen Variablen der Sprecher weniger für das entsprechende Gebiet in Ecuador lautliche Charakteristika attestiert und von den ecuadorianischen Informanten wahrgenommen werden können.
Im Bezug zu den Einstellungen lässt sich synthetisch festhalten, dass beide Informantengruppen diejenigen Stimuli, welche mit der eigenen L1 assoziiert werden, positivere Wertungen erhalten. Die ecuadorianische Informantengruppe empfindet zudem die Stimuli, die sie nach Ecuador verorten, als schöner und gebildeter, während die italienische Informantengruppe v. a. den Stimuli, die sie nach Norditalien verorten, positive Attribute zusprechen.
Somit lässt sich insgesamt festhalten, dass es generationenunterscheidende sprachliche Merkmale gibt, die sich jedoch je nach Sprache anders auswirken und ebenfalls je nach Sprache und Generation sprecherspezifisch sind.
8. Fazit und Ausblick
Das Sprachrepertoire der ecuadorianischen Sprechergruppe Genuas – ein überaus aufschlussreicher und interessanter Forschungsgegenstand, der sich durch das mehrsprachige Repertoire, den beiden im Kontakt stehenden romanischen Sprachen sowie individuellen Sprechern mit unterschiedlichen, größtenteils generationenorientierten Sprechverhaltensmustern auszeichnet. Innerhalb einer Sprechergruppe und zwei im Sprachrepertoire vorhandenen Sprachen lassen sich unterschiedliche Szenarien des Sprachverhaltens darstellen: Das Italienische der 1. Generation weist im Sinne der parole nach Saussure idiosynkratische Besonderheiten auf, indem die Sprecher ihr eigenes individuelles Ausdruckssystem (Interlanguage) kreieren. Das Italienische der 2. Generation hingegen ist bereits als für Norditalien und auch Genua typisches italiano regionale zu verstehen. Da die Sprecher der 2. Generation bilingual sind und zum Teil zwei Erstsprachen beherrschen, ist das Spanische der meisten Sprecher frei von italienischen Interferenzen. Dies gilt auch für das Spanische der Sprecher der 1. Generation. Italienische Transfererscheinungen drücken sich unabhängig von der Generationenzugehörigkeit rein sprecherspezifisch aus. An der Generationenzugehörigkeit orientieren sich jedoch die Verortungen innerhalb Lateinamerikas, die mit der 2. Generation unpräziser werden, was auf eine Abnahme der Realisierung der spanischen Varietät Ecuadors schließen lässt.
Um dieses Szenario weiter zu beobachten wäre es überaus aufschlussreich, zu einem späteren Zeitpunkt diese Entwicklung bei ecuadorianischen Sprechern der 3. Generation zu überprüfen und die Perzeption der Italiener und Ecuadorianer gegenüber italienischen und spanischen Produktionsdaten von Sprechern der 3. Generation zu analysieren. Bei einem derartigen Vorgehen könnte das mehrsprachige Repertoire erneut abgebildet und Differenzen zu den Sprechern der ersten beiden Generationen beleuchtet werden.
Ferner wäre es auch interessant, vergleichbare Studien mit ecuadorianischen Sprechergruppen in anderen Städten wie beispielsweise Mailand oder Rom, wo ebenfalls relativ viele Ecuadorianer leben (vgl. Bompani 2006), durchzuführen, um das Sprachverhalten in anderen regionalsprachigen und sozialen Kontexten mit den Ergebnissen dieser Studie vergleichen zu können.
Da einige der in Genua interviewten Sprecher v. a. der 2. Generation anmerkten, eines Tages wieder nach Ecuador zu ziehen, wären Untersuchungen zu Sprachbiographien, Veränderungen der sprachlichen Dominanz, Erosionserscheinungen und mögliche Modifikationen im lautlichen Verhalten sehr interessant, um so das Sprachverhalten und das Sprecherbewusstsein von Rückkehrern zu analysieren. Besonders in einer von Mobilität geprägten Gesellschaft sind solche Themenstellungen relevant.
Auch vorliegende Arbeit befindet sich in diesem modernen von Mobilität, Sprachkontakt und Sprachwandel gekennzeichneten Spannungsfeld. Arbeiten zu derartigen Themenstellungen sind heutzutage als innovativ und relevant für die Abbildung sozialer, politischer und eben sprachlicher Verhaltensmuster zu sehen. Mehrsprachigkeit gilt dabei als Schlüsselbegriff, zu welchem stets verschiedene Konstellationen und Szenarien zu finden sind.
Unabhängig vom individuellen sprachlichen Verhalten eines mehrsprachigen Menschen gilt das Goethe zugeschriebene geflügelte Wort:
Wie viele Sprachen du sprichst, sooft mal bist du Mensch.
9. Anhang 1: Photos für die Erstellung der Stimuli
Photos für die italienischen Stimuli:
- Avocado
- Aceto
- Acquedotto (Bild aus Utz/Kammerer 2004, 43)
- Bicicletta
- Casa
- Chiesa
- Cielo
- Cimitero
- Donna
- Fantasma
- Gente
- Gelato
- Ginocchio
- Girasole
- Soldi
- Sposa
- Testa
- Vaso
- Vino
- Violino
Photos für die spanischen Stimuli:
- Ascensor
- Avión
- Bandeja
- Cadena
- Casas
- Cebolla
- Cigarro
- Chalita
- Chocolate
- Colador
- Cuadro
- Dinero
- Delantal
- Escaleras
- Encendedor
- Mochila
- Ocho
- Vasos
- Vino
- Violín
10. Anhang 2: Fragebogen für die Interviews mit den Sprechern
Der italienischer Fragebogen ist hier abrufbar: Questionario
Der spanischer Fragebogen ist hier abrufbar: Cuestionario
11. Anhang 3: Audioaufnahmen
Italienische Stimuli
Schnelle Version:
Sp01_21w1:
Sp02_17w1:
Sp03_24w1:
Sp04_38w1:
Sp05_36w1:
Sp06_36m1:
Sp07_10m2:
Sp08_8m2:
Sp09_0w2:
Sp10_4m2:
Sp11_9w2:
Sp12_15w2:
Langsame Version:
Sp01_21w1:
Sp02_17w1:
Sp03_24w1:
Sp04_38w1:
Sp05_36w1:
Sp06_36m1:
Sp07_10m2:
Sp08_8m2:
Sp09_0w2:
Sp10_4m2:
Sp11_9w2:
Sp12_15w2:
Spanische Stimuli
Schnelle Version:
Sp01_21w1:
Sp02_17w1:
Sp03_24w1:
Sp04_38w1:
Sp05_36w1:
Sp06_36m1:
Sp07_10m2:
Sp08_8m2:
Sp09_0w2:
Sp10_4m2:
Sp11_9w2:
Sp12_15w2:
Langsame Version:
Sp01_21w1:
Sp02_17w1:
Sp03_24w1:
Sp04_38w1:
Sp05_36w1:
Sp06_36m1:
Sp07_10m2:
Sp08_8m2:
Sp09_0w2:
Sp10_4m2:
Sp11_9w2:
Sp12_15w2:
12. Anhang 4: Transkriptionen
Transkriptionen der italienischen Stimuli der 1. Generation:
Transkriptionen der italienischen Stimuli der 2. Generation:
Transkriptionen der spanischen Stimuli der 1. Generation:
Transkriptionen der italienischen Stimuli der ecuadorianischen Sprecher in Genua der 2. Generation
Transkriptionen der spanischen Stimuli der 2. Generation:
13. Anhang 5: Perzeptionstests
An dieser Stelle sei ein Dokument aufgeführt, der die online Perzeptionstests veranschaulicht, da die online Version selbst nicht mehr zugänglich ist. Diese wurde nach der Datenerhebung geschlossen, um keine weiteren Daten zu erhalten. Die online Tests wurden auf Grundlage der hier aufgeführten Dokumente erstellt.
Perzeptionstest für die italienische Informantengruppe: Test percettivo
Die Anordnung der Wörter bei der Frage „Seleziona le lettere che ti hanno fatto scegliere la madrelingua della persona“ variiert von Stimulus zu Stimulus. Hier noch ein Auflistung der Anordnung der Stimuli und ihrer Wörter: Italienische Stimuli
Perzeptionstest für die ecuadorianische Informantengruppe: Test perceptivo
Auch beim spanischen Perzeptionstest variiert die Reihenfolge der Wörter in Abhängigkeit des jeweiligen Stimulus. Um die Reihenfolge nachvollziehen zu können, sei folgende Auflistung gegeben: Spanische Stimuli
14. Abbildungsverzeichnis
- Abbildung 1: Gründe für die Emigration. Absatz 12.
Quelle: Ministero del lavoro e delle politiche sociali (2017). La comunità ecuadoriana in Italia. Rapporto annuale sulla presenza degli immigrati (Link), Seite 26. - Abbildung 2: Berufsfelder der in Italien lebenden Ecuadorianer. Absatz 16.
Quelle: Ministero del lavoro e delle politiche sociali (2017): La comunità ecuadoriana in Italia. Rapporto annuale sulla presenza degli immigrati (Link), Seite 39. - Abbildung 3: Bildungshintergrund der in Italien lebenden Ecuadorianer. Absatz 17.
Quelle: Ministero del lavoro e delle politiche sociali (2017): La comunità ecuadoriana in Italia. Rapporto annuale sulla presenza degli immigrati (Link), Seite 39. - Abbildung 4: Der kommunikative Raum. Absatz 56.
Quelle: Krefeld, Thomas (2004): Einführung in die Migrationslinguistik: Von der „Germania italiana“ in die „Romania multipla“, Tübingen, Narr, Seite 23. - Abbildung 5: Kommunikationsraum mit unterschiedlichen Sprechertypen. Absatz 57.
Quelle: Krefeld, Thomas (2019): Parameter zur Beschreibung des kommunikativen Raums. Lehre in den Digital Humanities. Version 7 (24.01.2019, 09:01 (Link), Paragraph 16. - Abbildung 6: Für die Datenerhebung relevante italienische Phoneme. Absatz 66.
- Abbildung 7: Wörter für die italienischen Stimuli. Absatz 76.
- Abbildung 8: Wörter für die spansichen Stimuli. Absatz 77.
- Abbildung 9: Perzeptive Varietätenlinguistik von Krefeld/Pustka. Absatz 138.
Quelle: Krefeld, Thomas (32017): Sprachliche und sprachbezogene Daten, in: Krefeld, Thomas: Geolinguistik in der Perspektive der ‚digital humanities‘ (am Beispiel von Verba Alpina), Lehre in den Digital Humanities, LMU (Link), Paragraph 3. - Abbildung 10: Italienische Informanten: Fremdsprachenkenntnisse. Absatz 164.
- Abbildung 11: Italienische Informanten: Bildungshintergrund. Absatz 166.
- Abbildung 12: Ecuadorianische Informanten: Fremdsprachenkenntnisse. Absatz 171.
- Abbildung 13: Der kommunikative Raum der 1. Generation der in Genua lebenden Ecuatorianer. Absatz 203.
- Abbildung 14: Der kommunikative Raum der 2. Generation der in Genau lebenden Ecuatorianer. Absatz 211.
- Abbildung 15: Perzeption der L1 der italienischen Stimuli im Generationenvergleich. Absatz 238.
- Abbildung 16: Perzeption der L1 der italienischen Stimuli im Sprechervergleich. Absatz 239.
- Abbildung 17: Verortung der italienischen Stimuli der 2. Generation innerhalb Italiens. Absatz 246.
- Abbildung 18: Verortungen der italienischen Stimuli innerhalb Italiens im Sprechervergleich. Absatz 248.
- Abbildung 19: Verortungen der italienischen Stimuli innerhalb Italiens im Generationenvergleich. Absatz 251.
- Abbildung 20: Verortungen der italienischen Stimuli im Generationenvergleich unter Bedingung Spanisch als L1. Absatz 256.
- Abbildung 21: Verortungen der italienischen Stimuli im Sprechervergleich unter Bedingung Spanisch als L1. Absatz 257.
- Abbildung 22: Markierte Grapheme der italienischen Stimuli in Bezug zur Wahl der L1. Absatz 261.
- Abbildung 23: Markierte Grapheme der italienischen Stimuli in Bezug auf die Verortung der Stimuli unter Bedingung der perzipierten L1 Italienisch. Absatz 265.
- Abbildung 24: Markierte Grapheme der italienischen Stimuli in Bezug auf die Verortung unter Bedingung der perzipierten L1 Spanisch. Absatz 270.
- Abbildung 25: Markierte Grapheme der italienischen Stimuli im Generationenvergleich. Absatz 272.
- Abbildung 26: Markierte Grapheme der italienischen Stimuli in Bezug zur Wahl der L1. Absatz 273.
- Abbildung 27: Markierte Grapheme der italienischen Stimuli im Generationenvergleich unter der Bedingung der L1 Italienisch. Absatz 274.
- Abbildung 28: Markierte Grapheme der italienischen Stimuli im Generationenvergleich unter der Bedingung der L1 Spanisch. Absatz 276.
- Abbildung 29: Markierte Grapheme der italienischen Stimuli im Sprechervergleich. Absatz 278.
- Abbildung 30: Perzeption der L1 der spanischen Stimuli im Generationenvergleich. Absatz 374.
- Abbildung 31: Perzeption der L1 der spanischen Stimuli im Sprechervergleich. Absatz 375.
- Abbildung 32: Verortungen der spanischen Stimuli nach Spanien bzw. Lateinamerika im Generationenvergleich. Absatz 380.
- Abbildung 33: Verortungen der spanischen Stimuli innerhalb Lateinamerikas im Generationenvergleich. Absatz 381.
- Abbildung 34: Verortungen der spanischen Stimuli innerhalb Lateinamerikas im Sprechervergleich. Absatz 384.
- Abbildung 35: Verortungen der spanischen Stimuli nach Spanien bzw. Lateinamerika im Generationenvergleich. Absatz 389.
- Abbilsung 36: Markierte Grapheme der spanischen Stimuli in Bezug zur Wahl der L1. Absatz 394.
- Abbildung 37: Markierte Grapheme der spanischen Stimuli im Sprechervergleich unter der Bedingung der L1 Spanisch. Absatz 395.
- Abbildung 38: Markierte Grapheme der spanischen Stimuli im Sprechervergleich unter der Bedingung der L1 Italienisch. Absatz 396.
- Abbildung 39: Markierte Grapheme der spanischen Stimuli in Bezug auf die Verortung nach Spanien bzw. Lateinamerika unter Bedingung der perzipierten L1 Spanisch. Abbildung 398.
- Abbildung 40: Markierte Grapheme der spanischen Stimuli in Bezug auf die Verortung innerhalb Lateinamerikas unter Bedingung der perzipierten L1 Spanisch. Absatz 401.
- Abbildung 41: Markierte Grapheme im Sprechervergleich. Absatz 405.
- Abbildung 42: Einstellungen gegenüber den italienischen Stimuli in Abhängigkeit der perzipierten L1. Absatz 430.
- Abbildung 43: Einstellungen gegenüber den italienischen Stimuli in Abhängigkeit der Verortungen innerhalb Italiens. Absatz 433.
- Abbildung 44: Einstellungen gegenüber den italienischen Stimuli in Abhängigkeit der Verortungen nach Spanien bzw. Lateinamerika. Absatz 436.
- Abbildung 45: Einstellungen gegenüber den italienischen Stimuli im Generationenvergleich. Absatz 438.
- Abbildung 46: Einstellungen gegenüber den italienischen Stimuli im Sprechervergleich. Absatz 439.
- Abbildung 47: Einstellungen gegenüber den spanischen Stimuli im Generationenvergleich. Absatz 443.
- Abbildung 48: Einstellungen gegenüber den spanischen Stimuli in Abhängigkeit der perzipierten L1. Absatz 444.
- Abbildung 49: Einstellungen gegenüber den spanischen Stimuli in Abhängigkeit der Verortungen nach Spanien bzw. Lateinamerika. Absatz 445.
- Abbildung 50: Einstellungen gegenüber den spanischen Stimuli in Abhängigkeit der Verortungen innerhalb Lateinamerikas. Absatz 447.
- Abbildung 51: Einstellungen gegenüber den spanischen Stimuli im Sprechervergleich. Absatz 449.
15. Eidesstattliche Erlärung
Die Eidesstattliche Erklärung liegt der gedruckten Version der Arbeit vor.
Bibliographie
- Albert/Marx 2014 = Albert, Ruth / Marx, Nicole (22014): Empirisches Arbeiten in Linguistik und Sprachlehrforschung. Anleitung zu quantitativen Studien von der Planungsphase bis zum Forschungsbericht, Tübingen, Narr.
- Alvar 2000 = Alvar, Manuel (2000): Manual de dialectología hispánica: el Español de América, Barcelona, Ed. Ariel.
- Amoruso 2002 = Amoruso, Chiara (2002): La comunità ivoriana a Palermo. Frammenti stranieri di una immagine urbana, in: D'Agostino, Mari(Hrsg.): Percezione dello spazio, spazio della percezione: la variazione linguistica fra nuovi e vecchi strumenti di analisi, Palermo, Centro di Studi Filologici e Linguistici Siciliani, 111-134.
- Argente 2011 = Argente, Joan A. (2011): Sprachen im Kontakt. a) Sprachkontakte und ihre Folgen / Contactos entre lenguas y sus consecuencias, in: Holtus, Günter / Metzeltin, Michael / Schmitt, Christian (Hrsgg.): Lexikon der romanistischen Linguistik. Kontakt, Migration und Kunstsprachen Kontrastivität, Klassifikation und Typologie, vol. 7, Tübingen, Niemeyer, 1-14.
- Barbarić 2015 = Barbarić, Philipp (2015): Che storia che gavemo qua. Sprachgeschichte Dalmatiens als Sprechergeschichte, Stuttgart, Franz Steiner Verlag.
- Berruto 1995 = Berruto, Gaetano (1995): Fondamenti di sociolinguistica, Roma, Laterza, 315.
- Bickes/Pauli 2009 = Bickes, Hans / Pauli, Ute (2009): Erst- und Zweitspracherwerb, Paderborn, Fink.
- Binazzi 2019 = Binazzi, Neri (22019): Toscana, in: Krefeld, Thomas/Bauer, Roland (2019): Lo spazio comunicativo dell’Italia e delle varietà italiane. In: Korpus im Text. 37 (Link).
- Bompani 2006 = Bompani, Michela (2006): L'onda lunga degli ecuadoriani 'La nuova casa è l'entroterra' , in: laRepubblica.it Archivio (Link).
- Boyd-Bowman 1953 = Boyd-Bowman, Peter (1953): Sobre la pronunciación del español en Ecuador, in: Nueva Revista de Filología Hispánica, El Colegio de Mexico, 221-233.
- Bravo 2011 = Bravo, Eva (2011): El español de América en la historia y en su contexto actual, in: Ferrero, Carmen / Lasso-von Lang, Nilsa (Hrsgg.): Variedades lingüísticas y lenguas en contacto en el mundo de habla hispana, Bloomington (Indiana), AuthorHouse, 1-18.
- Canepari 1980 = Canepari, Luciano (1980): Italiano standard e pronunce regionali, Padua, Cleup.
- Canepari 2007 = Canepari, Luciano (2007): Pronunce straniere dell'italiano "ProSIt". Applicazioni geo-socio-linguistiche del Metodo della Fonetica e tonetica naturali per successive applicazioni fono-didattiche, München, LINCOM.
- Canepari 2018 = Canepari, Luciano (2018): Italian pronunciation & accents: geo-social applications of the natural phonetics & tonetics method, München, LINCOM GmbH.
- Canfield 1988 = Canfield, Delos L. (1988): El español de América: fonética, Barcelona, Ed. Crítica.
- Comune di Genova 2017 = Comune di Genova (2017): Stranieri residenti a Genova in aumento, la comunità più numerosa è quella ecuadoriana (Link).
- Coveri u.a. 1998 = Coveri, Lorenzo / Benucci, Antonella / Diadori, Pierangela (1998): Le varietà dell' italiano. Manuale di sociolinguistica italiana, Rom, Bonacci.
- D'Agostino 2002 = D'Agostino, Mari (2002): Percezione dello spazio, spazio della percezione la variazione linguistica fra nuovi e vecchi strumenti di analisi, Palermo, Centro di Studi Filologici e Linguistici Siciliani.
- de Mauro 1970 = De Mauro, Tullio (1970): Storia linguistica dell'Italia unita, Bari, Laterza.
- Edmondson/House 2000 = Edmondson, Willis J. / House, Juliane (22000): Einführung in die Sprachlehrforschung , Tübingen [u.a.], Francke.
- Fishman 1964 = Fishman, Joshua A. (1964): Language maintenance and language shift as a field of inquiry. A definition of the field and suggestions for its further development, in: Gast, Volker (Hrsg.): Linguistics An Interdisciplinary Journal of the Language Sciences, vol. 2, Heft 9, Berlin, de Gruyter, 32-70.
- Forner 2011 = Forner, Werner (2011): Italienisch: Areallinguistik I. Ligurien / Aree linguistiche I. Liguria, in: Holtus, Günter / Metzeltin, Michael / Schmitt, Christian (Hrsgg.): Lexikon der romanistischen Linguistik. Italienisch, Korsisch, Sardisch, vol. 4, Tübingen, Niemeyer, 453-469.
- Geckeler/Kattenbusch 1992 = Geckeler, Horst / Kattenbusch, Dieter (21992): Einführung in die italienische Sprachwissenschaft, Tübingen, Niemeyer.
- Giacomello u.a. 2017 = Giacomello, Laura / Mastropietro, Alessia / Serusi, Rita / Lobello, Graziella (2017): La comunità ecuadoriana in Italia. Rapporto annuale sulla presenza degli immigrati, Ministero del lavoro e delle politiche sociali (Link).
- Glück/Schmöe 2005 = Glück, Helmut / Schmöe, Friederike (32005): Metzler Lexikon Sprache, Stuttgart, Metzler.
- Hendriks 2005 = Hendriks, Henriëtte (Hrsg.) (2005): The structure of lerner varieties: Introduction to the volume , in: Henriëtte Hendriks (Hrsg.): The structure of learner varieties, Berlin [u.a.], de Gruyter, 1-48.
- Jaberg/Jud 1928 = Jaberg, Karl / Jud, Jakob (1928): Der Sprach- und Sachatlas als Forschungsinstrument. Kritische Grundlegung und Einführung in den Sprach- und Sachatlas Italiens und der Südschweiz, Halle (Saale), Niemeyer.
- Jacob 2005 = Jacob, Daniel (2005): Sprache, Bewußtsein, Stil theoretische und historische Perspektiven. [Internationales Kolloquium \dqSprache, Bewußtsein, Stil\dq vom 27. bis 30. September 2000 in Nymphenburg in München, Anlaß ... 65. Geburtstag von Hans-Martin Gauger], Tübingen, Narr (Link).
- Keim 2012 = Keim, Inken (2012): Mehrsprachige Lebenswelten: Sprechen und Schreiben der türkischstämmigen Kinder und Jugendlichen, Tübingen, Narr.
- Kniffka/Siebert-Ott 2007 = Kniffka, Gabriele / Siebert-Ott, Gesa (2007): Deutsch als Zweitsprache: Lehren und Lernen, Paderborn, München [u.a.], Schöningh [u.a.].
- Krefeld 2002 = Krefeld, Thomas (2002): La dissociazione dello spazio comunicativo in ambito migratorio (e come viene percepita dai parlanti): i meridionali in Baviera, in: D'Agostino, Mari (Hrsg.): Percezione dello spazio, spazio della percezione: la variazione linguistica fra nuovi e vecchi strumenti di analisi, Palermo, Centro di Studi Filologici e Linguistici Siciliani, 157-172.
- Krefeld 2004 = Krefeld, Thomas (2004): Einführung in die Migrationslinguistik: Von der "Germania italiana" in die "Romania multipla", Tübingen, Narr.
- Krefeld 2005 = Krefeld, Thomas (2005): Sprachbewußtsein, Varietätenlinguistik - und Molière, in: Jacob, Daniel / Krefeld, Thomas / Österreicher, Wulf (Hrsgg.), Sprache, Bewußtsein, Stil. Theoretische und historische Perspektiven., Tübingen, Narr.
- Krefeld 2017 = Krefeld, Thomas (32017): Sprachliche und sprachbezogene Daten, in: Krefeld, Thomas: Geolinguistik in der Perspektive der 'digital humanities' (am Beispiel von Verba Alpina), Lehre in den Digital Humanities, LMU (Link).
- Krefeld 2018a = Krefeld, Thomas (2018): Räumlichkeit der SPRACHE (iv) – Interlinguale Geolinguistik. Lehre in den Digital Humanities. Version 2 (02.02.2018, 17:37) (Link).
- Krefeld 2018b = Krefeld, Thomas (2018): Räumlichkeit des SPRECHERS (i) – Die territoriale Ebene: Italiano regionale. Lehre in den Digital Humanities. Version 2 (05.02.2018, 14:07) (Link).
- Krefeld 2018c = Krefeld, Thomas (2018): Räumlichkeit des SPRECHERS (iii) – Perzeptive Varietätenlinguistik. Lehre in den Digital Humanities. Version 2 (05.02.2018, 14:46) (Link).
- Krefeld 2018d = Krefeld, Thomas (2018): Räumlichkeit des SPRECHERS (iv) – Crowdsourcing für die perzeptive Geolinguistik. Lehre in den Digital Humanities. Version 2 (02.02.2018, 18:33) (Link).
- Krefeld 2019a = Krefeld, Thomas (2019): Sprache und Raum – Italien und das Italienische. Vorlesung dh-lehre. Version 6 (24.01.2019, 18:48) (Link).
- Krefeld 2019b = Krefeld, Thomas (42019): Räumlichkeit des SPRECHERS (v) – Mobilität, in: Krefeld, Thomas: Sprache und Raum - Italien und das Italienisch, Lehre in den Digital Humanities, LMU (Link).
- Krefeld 2019c = Krefeld, Thomas (2019): Parameter zur Beschreibung des kommunikativen Raums. Lehre in den Digital Humanities. Version 7 (24.01.2019, 09:01 (Link).
- Krefeld/Bauer 2019 = Krefeld, Thomas / Bauer, Roland (Hrsgg.) (372019): Lo spazio comunicativo dell’Italia e delle varietà italiane. Korpus im Text (Link).
- Krefeld/Pustka 2010 = Krefeld, Thomas / Pustka, Elissa (Hrsgg.) (2010): Perzeptive Varietätenlinguistik, vol. Spazi comunicativi - Kommunikative Räume, 8, Frankfurt , Lang.
- Krefeld/Pustka 2014 = Krefeld, Thomas / Pustka, Elissa (Hrsgg.) (2014): Die perzeptive Grundlage der Linguistik, Stuttgart, Steiner.
- Kubarth 1987 = Kubarth, Hugo (1987): Das lateinamerikanische Spanisch: ein Panorama, München, Hueber.
- Lorenzetti 2011 = Lorenzetti, Luca (2011): Italienisch und Romanisch / L'italiano e le lingue romanze, in: Holtus, Günter / Metzeltin, Michael / Schmitt, Christian (Hrsgg.): Lexikon der romanistischen Linguistik. Kontakt, Migration und Kunstsprachen Kontrastivität, Klassifikation und Typologie, vol. 7, Tübingen, Niemeyer, 32-55.
- Matras 2009 = Matras, Yaron (2009): Language contact, Cambridge [u.a.], Cambridge Univ. Press.
- Maturi 2014 = Maturi, Pietro (32014): I suoni delle lingue, i suoni dell'italiano: nuova introduzione alla fonetica, Bologna, Il Mulino.
- Melchior 2009 = Melchior, Luca (2009): Sù pes Gjermaniis zwischen Dissoziation und Integration: Kommunikationsräume friaulischer Einwanderer in Bayern, Frankfurt, M. [u.a.], Lang.
- Melchior 2018 = Melchior, Luca (2018): Varietà romanze: Friuli , in: Krefeld/Bauer 2018, München (Link).
- Ministero del lavoro e delle politiche sociali 2017 = Ministero del lavoro e delle politiche sociali (2017): La comunità ecuadoriana in Italia. Rapporto annuale sulla presenza degli immigrati (Link).
- Monachesi Gaio 2018 = Monachesi Gaio, Mario Luis (2018): L’italiano in Brasile, in: Thomas Krefeld & Roland Bauer (a cura di), Lo spazio comunicativo dell’Italia e delle varietà italiane. Korpus im Text. Versione 4, online, LMU (Link).
- Müller 2011 = Müller, Natascha (2011): Einführung in die Mehrsprachigkeitsforschung: Deutsch - Französisch - Italienisch, Tübingen, Narr.
- Nelde 2011 = Nelde, Peter H. (2011): Migrantensprachen, in: Holtus, Günter / Metzeltin, Michael / Schmitt, Christian (Hrsgg.): Lexikon der romanistischen Linguistik. Kontakt, Migration und Kunstsprachen Kontrastivität, Klassifikation und Typologie, vol. 7, Tübingen, Niemeyer, 518-526.
- Palacios Alcaine 2011 = Palacios Alcaine, Azucena (2011): La influencia del quichua en el español andino ecuatoriano, in: Ferrero, Carmen / Lasso-von Lang, Nilsa (Hrsgg.): Variedades lingüísticas y lenguas en contacto en el mundo de habla hispana, Bloomington (Indiana), AuthorHouse, 38-46.
- Piredda 2013 = Piredda, Noemi (2013): Gli italiani locali di Sardegna: uno studio percettivo, Frankfurt a.M., Lang.
- Plans 2010 = Plans, Antonio Salvador (2010): Areallinguistik VIII. Südamerika / Áreas lingüísticas VIII. América del Sur, in: Holtus, Günter / Metzeltin, Michael / Schmitt, Christian (Hrsg.): Lexikon der romanistischen Linguistik. Aragonesisch / Navarresisch, Spanisch, Asturianisch / Leonesisch, vol. 6, Tübingen, Niemeyer, 567-577.
- Postlep 2010 = Postlep, Sebastian (2010): Zwischen Huesca und Lérida: Perzeptive Profilierung eines diatopischen Kontinuums: Univ., Diss.-München, 2009, Frankfurt am Main, Lang.
- Prifti 2014 = Prifti, Elton (2014): Italoamericano. Italiano e inglese in contatto negli USA. Analisi diacronica variazionale e migrazionale, Berlin [u.a.], DeGruyter.
- Pütz 2004 = Pütz, Martin (22004): Sprachrepertoire, in: Ammon, Ulrich / Mattheier, Klaus J. / Dittmar, Norbert (Hrsg.): Ein internationales Handbuch zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft, vol. 1, Berlin, DeGruyter, 226-232.
- Pustka 2008 = Pustka, Elissa (2008): Accent(s) parisien(s) - Auto- und Heterorepräsentationen stadtsprachlicher Merkmale, in: Krefeld, Thomas (Hrsg.), Sprachen und Sprechen im städtischen Raum, Frankfurt am Main, Peter Lang, 213 - 249.
- Pustka 2010 = Pustka, Elissa (2010): Der südfranzösische Akzent - in den Ohren von Toulousiains und Parisiens, in: Krefeld, Thomas/Pustka, Elissa (a cura di): Perzeptive Varietätenlinguistik, Frankfurt am Main, Lang, 123-150.
- Rabanus 2018 = Rabanus, Stefan (2018): Varietà alloglotte – tedesco, in: in: Thomas Krefeld & Roland Bauer (a cura di) (2018): Lo spazio comunicativo dell’Italia e delle varietà italiane. Korpus im Text. Versione 2. [Versione 1] (Link).
- Riehl 2014a = Riehl, Claudia Maria (2014): Sprachkontaktforschung. Eine Einführung, Tübingen, Narr.
- Riehl 2014b = Riehl, Claudia Maria (2014): Mehrsprachigkeit: eine Einführung , Tübingen, Narr.
- Rösler 1994 = Rösler, Dietmar (1994): Deutsch als Fremdsprache, Stuttgart, Metzler.
- Russo 2018 = Russo, Martina (2018): Il piccolo Ecuador di Genova si prepara a votare due volte, in: eastwest.eu (Link).
- Schjerve 2011 = Schjerve, Rosita Rindler (2011): Sprachen im Kontakt. b) Sprachkontaktforschung und Romanistik: theoretische und methodologische Schwerpunkte, in: Holtus, Günter / Metzeltin, Michael / Schmitt, Christian (Hrsgg.): Lexikon der romanistischen Linguistik. Kontakt, Migration und Kunstsprachen Kontrastivität, Klassifikation und Typologie, vol. 7, Tübingen, Niemeyer, 14-31.
- Selinker 2009 = Selinker, Larry (2009): Interlanguage, in: Jordens, Peter/Roberts, Leah (Hrsg.): International Review of Applied Linguistics in Language Teaching, vol. 10, 209-231 (Link).
- Sottile 2002 = Sottile, Roberto (2002): Spaziando per l'Etiopia: informatori, percezione e coscienza della varietà in area "ometo", in: D'Agostino, Mari (Hrsg.): Percezione dello spazio, spazio della percezione: la variazione linguistica fra nuovi e vecchi strumenti di analisi, Palermo, Centro di Studi Filologici e Linguistici Siciliani, 173-183.
- Tagliavini 1965 = Tagliavini, Carlo (1965): La corretta pronuncia italiana. Corso discografico di fonetica e ortoepìa, Bologna, Casa Editrice Libraria Capitol.
- Telmon 1993 = Telmon, Tullio (1993): Varietà regionali, in: Sobrero, Alberto A. (Hrsg.), Introduzione all’italiano contemporaneo. La variazione e gli usi, Bari, Laterza, 93-149.
- tigullionews 2017 = tigullionews (2017): Genova: quasi un cittadino su 10 è di origine straniera (Link).
- Tisato 2017 = Tisato, Graziano (Hrsg.) (2017): NavigAIS. AIS Digital Atlas and Navigation Software, Padova, Istituto di Scienze e Tecnologie della Cognizione (ISTC) - Consiglio Nazionale delle ricerche (CNR) [Ultimo accesso 16/01/2019 ore 11:26] (Link).
- tuttitalia.it 2019 = tuttitalia.it (2019): Ecuadoriani in Liguria (Link).
- Utz/Kammerer 2004 = Utz, Clemens / Kammerer, Andrea (Hrsgg.) (12004): Latein mit Felix 2, vol. 2, Bamberg, C.C. Buchner, Oldenbourg.
- VIVALDI = Kattenbusch, Dieter (Hrsg.) (1998-2016): Vivaio Acustico delle Lingue e Dialetti d`Italia (VIVALDI), Berlin, Humboldt-Universität (Link).
- Weinreich 1953 = Weinreich, Uriel (1953): Languages in contact: Findings and Problems, New York, Linguistic Circle of New York.
- Wikipedia 2019 = Wikipedia (2019): Crowdsourcing (Link).