Kurze Wiederholung zur Printwerbung/Magazinwerbung der 1970er/1980er:
- Zielgruppenspezifische Werbung
- breite Streuung an werbesprachlichen Strategien in der Magazinwelt
- Personalisierung der Werbung wurde immer wichtiger d.h. Zielgruppe wurde direkt über die Werbung angesprochen, beispielweise durch politische Botschaften oder zielgruppenspezifische Witze
- Pluralisierung der Lebenswelten
1. Zeitgenössische Printwerbung - Magazinwerbung heute
→ neuer Kanal kommt dazu - das Digitale
→ Inwiefern wird das Digitale eingebunden? Welche Änderungen im Vergleich zur Magazinwerbung der 1970er/1980er sind zu erkennen?
1.0.0.1. 1. MotorSport (UK), Dez 2017
- Viele technische Fachbegriffe → immer noch an LeserInnen ausgerichtet, welche sich mit Technik bzw. Autos auskennen
- Anakoluthe - keine vollständigen Sätze
- Historika, Klassik Porsche à deutsches Auto, ‚K‘ gilt als typisch deutsch
- „Yesterday’s Porsches. Preserved for tomorrow. Enjoyed today.” → Nostalgie
- Neu: kleine Symbole für Instagram, Facebook, Twitter und YouTube
- Uhr wird mit Auto in Verbindung gebracht, Design wie ein Drehzahlenmesser
- Überschrift eine Internetadresse „SelectMotorRacing.com“
- viel Text, jedoch eher mit rudimentärer Aussagekraft → dann doch genauere Informationen im Internet/auf der Homepage dazu suchen
- Neben teilweise um Emotion, geht es v.a. viel um Information → repräsentative Sprechakte
- zwar direkte Ansprache der LeserInnen, allerdings keine direkten Aufforderungen
- es wird sich jetzt auf die Werbung bezogen, welche früher neu war (Stichwort retro, Nostalgie) d.h. man kann sich in die Zeit zurückversetzen; es zeigt sich eine bewusste sprachliche Rückbesinnung z.B. durch Metapher, welche die LeserInnen zurückversetzen sollen à Wer sich danach sehnt, der kauft sich diese Uhr (↔ nur online bestellbar)
- Mann ist mittlerweile gealtert → Werbung richtet sich quasi nun an den ‚pensionierten‘ männlichen Briten mit Geld, der Interesse an Autos hat
1.0.0.2. 2. Emma (Deutschland), 2/2016
- Auffällig: viel Hunde- bzw. allgemein Tierwerbung; das Tier wird immer mitgedacht, früher hat das keine Rolle gespielt
- Beispiel: „DER ist 100% treu“ à Anspielung auf Männer
- Angabe von Telefonnummern d.h. richtet sich noch an ältere LeserInnen, aber auch Internetangaben sind zu finden
- Werbung für die Serie „Tanzschule Galant - Abrocken statt anpassen“ → emanzipierte Frauen
- Werbung für Berufe z.B. HeilpraktikerIn, GesundheitsberaterIn, Ayurveda, Traditionelle chinesische Medizin etc. → alternative Richtung
- Insgesamt etwas weniger feministisch, weniger intellektuell
- Werbung nicht mehr wirklich innovativ; Werbung geht eher in eine psychologisierende alternative Richtung; es wird nur genau das rausgesucht was für die Zielgruppe auch interessant sein könnte
- auf dem Cover sind ältere Frauen zu sehen → man könnte sagen, dass die Zeitschrift quasi mitgealtert ist, sich aber immer noch an die emanzipierte Frau richtet
1.0.0.3. 3. Pandora (Dominikanische Republik), Ausgabe November 2018
- Bild überwiegt, kaum Text; weißer Kittel, Stethoskop, Frauenhände à Ärztin, Frau vom Fach → Authentizität; soll Vertrauen bei LeserInnen hervorrufen
- protektive Handgeste mit Magen, wie ein Diamant → Ich kümmere mich, dein Magen ist in besten Händen
- Sprecher: Imperativ → Aufforderung Mach es
- Icon in Magenform; Facebook, Instagram-Icons und Angabe einer Telefonnummer
- Andere Werbung von einer Magenverkleinerung ohne OP, hier Sprecher rein repräsentativ Wenn du das machst dann verlierst du Gewicht
- erst OP-Werbung ↔ dann Werbung mit Magenverkleinerung ohne OP
- Werbung wäre so in Deutschland auf gar keinen Fall möglich
- Labor, welches Blutproben macht und untersucht → Dom. Rep. ist ein Land mit wenig medizinischer Versorgung, also komm und lass dein Blut untersuchen → „Vivir“ (einziger Text) verbildlicht durch eine junge Frau am Meer, die glücklich lacht
- Ansonsten nur Homepage Angabe und Icons zu Social-Media-Kanälen
- Auch hier: Bild überwiegt, kaum Text
- „Du hast es dir verdient“ – aber eben nur an Weihnachten
- Kein vorgefertigter Text, an den man sich halten muss: „Consume responsablemente“ → in Maßen genießen, sprechertechnisch kann sich das aber auf alles beziehen z.B. neben dem Alkohol auch auf die abgebildeten Süßigkeiten
- Versprachlichung: kollektiviert; Ansprache immer in 2. Person allgemein
- Die Zeitschrift und die darin enthaltene Werbung richtet sich an junge Dominikanerinnen; die Werbung beschränkt sich sehr auf Gesundheit, Ästhetik und eine gesunde Lebensweise
1.0.0.4. 4. VOGUE Italia (Italien), Dez 2018
- Dior: Frau, welche nicht typisch weiblich aussieht (weiter Pulli, Haare versteckt)
- Französischer und englischer Text in einer italienischen Zeitschrift z.B. Spruch auf dem Pulli „C’est non non non et non“
- Gucci: Genderfluid, Geschlechter sind nicht eindeutig zuzuordnen, Rollenverteilung wird komplett aufgehoben à Bildsprache komplett anders als früher
- Andrea Botelli und Illy haben die gleichen Qualitäten
- „Live Happilly“ → Parallelismus
- QR Code à „Entdecke du den blend illy (à plötzlich von ‚blend‘ gesprochen) […] entdecke ihn auf illy.com“ plus Hashtag #livehappilly
- alle Geschlechter abgebildet, jede Hautfarbe
- „Essere unici ci rende rheali“- rheali eigentlich ohne ‚h‘; direkte Ansprache (geduzt)
- Benutzung vieler englischer Wörter im Kosmetikbereich wie z.B. „beauty clinica“
- Änderungen: immer noch relativ viel Bild und sehr wenig Text, allgemein auch immer noch viel Werbung
- Jedoch toleranter geworden; ModedesignerInnen scheinen Dinge bewusst zu ändern
- In der Vogue der 70er/80er Jahre wurde überhaupt nicht geduzt, eher von „donna“ gesprochen, dritte Person oder gesiezt
- heute richtet sich die Vogue an eine größere Leserschaft, welche nicht mehr uniform ist, davor wurde immer im Kollektiv gesprochen, jetzt geht es darum ‚einzigartig‘ zu sein
- hier wird nicht mit Fakten angesprochen (wie z.B. bei Pandora), sondern viel mehr mit emotiven Signalen gearbeitet; durch das Bild sollen viel stärker Emotionen ausgedrückt werden → bildlich wie sprachlich geht es also vielmehr um emotive Sprecher
Zusammenfassung:
- QR Codes, Angaben zu Websites und Social-Media-Kanälen sind dazugekommen
- Werbungen eher anachronistisch, nostalgisch; Ansprache von älteren Leuten die eben heutzutage auch noch Zeitschriften kaufen (v.a. Emma und MotorSports)
- Werbung wurde teilweise aber nicht vollständig an heutige Gesellschaft angepasst
- Gerichtet an Klientel, welche noch eher ein altes Lebensmodell verkörpern
- Heute lassen sich die Leute nicht mehr so einfach in Gruppen einteilen
- Bild in der Printwerbung sehr wichtig à wenn es nur um Emotion geht, dann durch das Bild; Wenn informiert werden soll, dann durch viel Text (informativer Sprecher) und dem Wissen, dass sich die ZG auch damit auseinandersetzt