Sprechhandlungen können in unterschiedliche Typen eingeteilt werden, je nachdem welche Leistungen des Sprecherwissens aktiviert werden. Dieses Wissen beruht auf mentalen 'Repräsentationen' (vgl. zu diesem psychologischen Terminus Dorsch 152009, 853) ; sie gewährleisten einerseits das Sprechenkönnen, d.h. die Kompetenz eine Sprache oder Varietät zu gebrauchen; andererseits handelt es sich um Wissensbestände, die mit den sprachlichen Einheiten assoziiert sind und sozusagen das Wissen über die jeweilige Sprache darstellen; dazu gehören gerade auch die Assoziationen, die mit sprachlichen Varianten verbunden sind. In varietäten- und variationslinguistischer Hinsicht ist die Markiertheit einer Variante ja nichts anderes als eine bestimmte Auffälligkeit bei der Sprachwahrnehmung (oder: Perzeption), durch die bestimmte Assoziationen abgerufen werden, die in der Regel mit außersprachlichen Eigenschaften des wahrgenommen Sprechers verknüpft sind, insbesondere mit seiner geographischen und sozialen Herkunft, sowie mit seinem Alter und womöglich seinem Geschlecht; in diesem Sinn ist die Varietätenlinguistik überhaupt perzeptiv fundiert (vgl. Krefeld/Pustka 2010a). Man beachte, dass 'Wissen' keineswegs mit 'Bewusstheit' gleichzusetzen ist, denn die sprachlichen Repräsentationen funktionieren im Unterschied zu den sprachbezogenen auch unbewusst.
Damit ergeben sich für die Sprachwissenschaft drei unterschiedliche Typen von empirischen Daten, die klar getrennt werden müssen:
- Produktionsdaten, d.h. sprachliche Einheiten, die in konkreten Äußerungen verwandt werden;
- Repräsentationsdaten, d.h. sprachbezogene Assoziationen;
- Perzeptionsdaten, d.h. sprachbezogene Assoziationen, die vom Sprecher in der konkreten Wahrnehmung sprachlicher Einheiten abgerufen werden.
Bibliographie
- Krefeld/Pustka 2010a = Krefeld, Thomas / Pustka, Elissa (2010): Für eine perzeptive Varietätenlinguistik, in: Krefeld, Thomas / Pustka, Elissa (Hrsgg.), Perzeptive Varietätenlinguistik, vol. 8, Frankfurt am Main, Lang, 9-28.
Hallo Herr Krefeld,
hier eine gründliche Erklärung, was genau „Markiertheit“ bedeutet (siehe oben im ersten Absatz). Vielleicht kann man noch eine Erklärung des Begriffes ergänzen? http://www.christianlehmann.eu/ling/ling_theo/index.html?http://www.christianlehmann.eu/ling/ling_theo/markiertheit.php
ja, ist aber nur Markiertheit im phonologischen Sinn; aber Sie haben Recht: es muesste ein ganzer Beitrag dazu angelegt werden, im dem dann auch auf Lehmann verlinkt wird; wollen Sie den nicht entwerfen?