Inhaltlicher Rahmen
Die Frage nach dem Ursprung der Wörter ist so alt wie die Sprachbetrachtung, und ihre wortgeschichtliche Beantwortung gehört zu den zentralen Aufgaben der historischen Sprachwissenschaft und gerade die Romanistik hat dieser Disziplin durch einige monumentale Meilensteine den Weg gewiesen. Dazu gehören die gattungsbildenden etymologischen Lexika, vor allem das Romanische etymologische Wörterbuch (REW) von Wilhelm Meyer-Lübke, das Französische etymologische Wörterbuch (FEW), der Lessico etimologico italiano (LEI) von Max Pfister und der Diccionario crítico etimológico castellano e hispánico von Juan Corominas, aber auch einige dialektorientierte Werke wie z.B. der Vocabolario Storico-Etimologico del Siciliano (VSES) von Alberto Varvaro. Wir werden uns mit den durchaus unterschiedlichen Konzeptionen der genannten (und anderer) Wörterbücher befassen und dabei insbesondere die relative Gewichtung der wortgeschichtlich relevanten Parameter (historische Phonetik, semantische Plausibilität, sprachgeographische Verbreitung, Kulturgeschichte) analysieren. Exemplarisch werden auch unklare (z.B. frz. tirer/it. tirare) und umstrittene (frz. trouver/it. trovare) Etymologien diskutiert. Neben diesen inhaltlichen und methodischen Fragen kommen aber auch die medialen Aspekte zur Sprache, die sich aus der teils (wenn überhaupt) initialen, teils aber auch fortgeschrittenen Digitalisierung der Wörterbücher ergeben.