Krisendiskurse stellen für die Linguistik ein vielfältiges Forschungsfeld dar, das in der Romanistik bisher erstaunlich wenig Aufmerksamkeit erhalten hat. Ziel dieser Übung ist es, aus linguistischer Perspektive die mediale und gesellschaftliche Verhandlung von Krisen in Lateinamerika zu untersuchen. In diesem Kontext wäre akut nicht nur an die öffentlichen Debatten um das Coronavirus zu denken, von dem einige Länder stark betroffen sind (z.B. Brasilien, Peru und Mexiko). Auch diverse Phänomene der Massenflucht, Binnenmigration und Emigration sowie vielfältige politische, wirtschaftliche und soziale Spannungen (z.B. in Venezuela, Chile und Brasilien) sind Themen mit hoher Brisanz, die sich zu Krisen zugespitzt haben. Des Weiteren kommen die Debatte um den Klimawandel, Rassismus, Misogynie etc. als Untersuchungsgegenstand in Frage. Als Datengrundlage eignen sich sowohl die gesprochene Sprache (z.B. Radio- und Fernsehbeiträge, Podcasts, digitale Onlinekorpora) als auch schriftsprachliche Beiträge (z.B. Massenmedien, soziale Netzwerke). In theoretischer Hinsicht eröffnen sich nicht nur Fragestellungen im Bereich der Semantik und Lexik (z.B. Framing und Wording), sondern auch in allen anderen Teilbereichen der Linguistik.
Die Übung dient dazu, wissenschaftliche Projektideen zu entwickeln und mögliche Umsetzungen konzeptionell zu entwerfen.