Der FELDSKLAVE auf der Plantage des Herrschaftsanwesens. Auf einer Zuckerrohrplantage gibt es Feldsklaven, die für das Pflanzen und Ernten des Zuckerrohrs zuständig und andere, die an der Mühle und beim Siedekessel beschäftigt sind. In der Mühle wird das Zuckerrohr gepresst, um den Saft zu gewinnen. Nach mehrfachem Aufkochen des Saftes im Siedekessel entsteht der unraffinierte Zucker, der dann meist nach Europa geschifft und dort raffiniert wird. Sowohl auf dem Feld, als auch an der Mühle ist die Arbeit körperlich sehr belastend. Die Sklaven müssen außer am Sonntag jeden Tag von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang arbeiten. Das Pressen des Zuckerrohrs und das Aufkochen des Saftes an der Mühle ist lebensgefährlich und führt immer wieder zu Verletzten und Toten (siehe Delacampagne 2004, 189f). Es gibt Feldsklaven, die nur dazu beauftragt sind, die Erde aufzulockern und für die Zuckerrohrpflanzen vorzubereiten, was körperlich sehr anstrengend ist. Frauen und Männer arbeiten gleichermaßen auf den Feldern, allerdings werden für das Auflockern der Erde und das Graben von Löchern für die Zuckerrohpflanzen nur Männer eingesetzt (siehe Morrissey 1989, 75). Die Mehrheit der Sklaven sind Feldsklaven, die auf den Plantagen arbeiten und das Zuckerrohr pflanzen, ernten und zur Mühle bringen.
In der neu entstehenden Sozialstruktur innerhalb der Sklavengesellschaft sind die Feldsklaven als einfache Arbeiter ohne besondere Qualifikationen am weitesten unten eingeordnet. Für sie ist das gesellschaftliche System unveränderlich, da sie kaum Möglichkeiten zum Aufstieg haben. Während die kreolischen Sklaven oft privilegiertere Arbeiten ausüben (als Sklavenaufpasser, Haussklave oder qualifizierter Sklave), sind die Feldsklaven in der Regel aus Afrika importierte Sklaven (siehe Götz 1995, 26). Für das Konzept FELDSKLAVE gibt es verschiedene kreolische Bezeichnungen, die sich leicht voneinander unterscheiden und sich auf ihre spezifische Arbeit, eine bestimmte Einteilung der Sklavengruppe oder auf eine geringschätzende Bewertung beziehen.
Konzept | kreol. Bezeichnung | fr. Bezeichnung | Etymologie | lexikologische Prozesse |
FELDSKLAVE |
bonbè, bombeur (F.R.A.) | bombeur (m.) (En.) |
fr. "bomber" oder fr. "rembourrer"? |
Substantivierung, metonymischer Wandel |
*neg jadin | nègre de jardin | fr. "nègre" + fr. "jardin" | Komposition | |
*neg bosal | nègre bossal | fr. "nègre" + sp. "bozal" < vlat. *"bocca" | metonymischer Wandel, metaphorischer Wandel, Entlehnung, Komposition |
In Confiant 2007 wird „bonbè“ wie folgt definiert: „travailleur de plantation chargé de préparer les billons dans lesquelles seront plantées les boutures de canne à sucre“ (siehe Confiant 2007, BdI,219). Das Wort „bonbè“ kommt von dem französischen Verb „bomber“ („bauschen“ oder „biegen“) (siehe Bollée 2015, B,75) oder von „rembourrer“ („füllen“oder „auspolstern“) (siehe Ludwig 2002, 78). Hier wird die Beschreibung der Arbeit auf die Personen übertragen, die diese ausführen (metonymischer Wandel). Diejenigen Feldarbeiter, deren Aufgabe darin besteht die Erde aufzulockern und Löcher für die Pflanzen zu graben, werden nach ihrer Arbeit benannt.
Die Bezeichnung "neg jadin" verweist auf die Einteilung der Sklavengruppe in Arbeitskategorien: die "nègres de jardin" arbeiten auf dem Feld, die "nègre de houe" als Haussklaven (siehe Bégot 2008, 61,Fußnote). Eine pejorative Bezeichnung ist "neg bosal", das die Feldarbeiter abwertend als aus Afrika kommende Sklaven bezeichnet (im Gegensatz zu den kreolischen Sklaven, die als "wertvoller" gelten). Das Wort „bossal“ kommt von spanisch „bozal“, das ursprünglich „Maulkorb für Hunde“ oder „Fressbremse“ bedeutet. Das vulgärlateinische Etymon *„bocca“ heißt eigentlich „Backe“ bzw. „Wange“ und wird durch einen metonymischen Wandel in seiner Bedeutung zunächst auf „Mund“/ „Lippe“ und dann auf „Maulkorb“ erweitert (siehe Klimenkowa 2017, 50). Bereits in Spanien und in Portugal wird der Begriff auch auf neuangekommene Sklaven übertragen (metaphorischer Wandel) (siehe Klimenkowa 2017, 63). In der Karibik wird neuen Sklaven als Bestrafungsmethode oft eine Gesichtsmaske angelegt, die einem Maulkorb ähnelt. Diese Maske trägt den Begriff „bosal“, der dann ebenfalls für die neuen Sklaven verwendet wird (siehe Klimenkowa 2017, 76). Da die neuen Sklaven fast immer als Feldsklaven eingesetzt werden, erweitert sich die Bedeutung auf das Konzept FELDSKLAVE. Auf Martinique wird „bossal“ eher im Sinne dieser Gesichtsmaske und weniger in der des Feldssklaven verwendet (siehe Klimenkowa 2017, 77). In Confiant 2007 tauchen die Begriffe "neg jadin" und "neg bosal" nicht auf, aber in der Forschungsliteratur zu der Sklaverei in den französischen Antillen werden sie für das Konzept FELDSKLAVE auf französisch verwendet, daher sind sie zur Vollständigkeit ergänzend in die Tabelle eingefügt.1