vuelh

vuelh1 ‚ich will‘ = 1. Pers. Sg. Ind. Präs. Aktiv vom Infinitiv volẹr, Verb, ’wollen‘

http://dom-en-ligne.de/ s. v. volẹr bzw. http://dom-en-ligne.de/dom.php?lhid=3pq8kDfkEr2hRvzFFHcXhC

 


Etymologie:

lat. volo, voluī, velle ’wollen‘, vgl. Georges s. v. volo bzw. FEW s. v. vĕlle

kein Bedeutungswandel


Morphologie:

Simplex

Konjugation im Präsens (s. Schultz-Gora 1936: 105/§ 151):

  volẹr
1. P. Sg. vuelh, vuolh, volh
2. P. Sg. vols
3. P. Sg. vol
1. P. Pl. volem
2. P. Pl. voletz
3. P. Pl. volon

Phonetik:

klat. volō > vlat. *voleo > altokz. vuelh (s. Schultz-Gora 1936: 97/§ 145)

Der stimmlose Frikativ h in vuelh ist vonnöten, um die Palatalisierung des Laterals l zu einem stimmhaften lateralen palatalen Approximanten zu erreichen, der als [ʎ] realisiert wird (diakritische Funktion des h, das keinen eigenen Lautwert mehr besitzt), vgl. pt. lh in vermelho ‚rot‘ oder ch für [k] in ital. che ‚dass‘.

Exkurs: Zwei Funktionen eines Buchstabens:

  • Buchstabe als Zeichen für einen Laut: Die lautliche Realisierung des lat. h ist jedoch schon um Christi Geburt verschwunden, d. h. h hatte keinen eigenen Lautwert mehr und war somit für sekundäre Funktionen frei verfügbar.
  • Buchstabe als Zeichen dafür, dass ein anderer Buchstabe anders (als gewohnt) ausgesprochen wird (diakritische Funktion)

Der Buchstabe h als graphisches Zeichen ist in den romanischen Sprachen in unterschiedlichem Maße erhalten geblieben, vgl. fr. heure vs. it. ora < lat. hora ‚Stunde‘.


Rezente Entsprechung:

okz. volei, Verb, vgl. Mistral s. v. vole

Aufteilung nach Départements in THESOC:

 

frz. vouloir, trans. Verb, vgl. TLFi s. v. vouloir

ital. volere, trans. Verb, vgl. Treccani s. v. volére

 

Literatur:

Dictionnaire de l’occitan médiéval. DOM en ligne. München: Bayerische Akademie der Wissenschaften. <http://www.dom-en-ligne.de/> [Zugriff am 09.04.2018].

Georges, Karl Ernst (81918): Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch. Hannover (Nachdruck Darmstadt 1998), Band 2, Sp. 3540-3542.

Schultz-Gora, Oskar (51936): Altprovenzalisches Elementarbuch (Sammlung romanischer Elementar- und Handbücher I 3). Heidelberg: Winter.

Graphisch wird in der Handschrift nicht zwischen v und u unterschieden.

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