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Ess- und Tischgebräuche


Schlagwörter: Tischsitten , Tischgebräuche , Essgebräuche

Ess- und Tischgebräuche

Referentin: Laura Sommer

  • Auswahl der Konzepte durch Befragung von Personen, welche Wörter sie mit den Konzepten „BESTECK, GESCHIRR“ assoziieren
  •  10 Konzepte: MESSER, GABEL, LÖFFEL, TELLER, SCHÜSSEL, TASSE, BESTECK, TISCHDECKE, GLAS, FLASCHE 

 

  1. Kurze Geschichte der Ess- und Tischgebräuche

Steinzeit:

  • Menschen versammelten sich um ein Lagerfeuer, zerteilten ihre Beuten mit Steinmessern, aßen mit den Fingern

Anktike:

  • Erste Beweise für eine zivilisierte Tischkultur aus der Zeit des alten Ägypten
  • Malereien mit festlichen Tischen mit Krügen, Obstschalen und Essplatten gedeckt
  • Festmahle bei den Griechen, aßen mit den Fingern, hatten Becher, Löffel und Teller aus Ton und Metall (griechische Innovation: das Speisen im Liegen > auch im römischen Reich)
  • Speisesofas: Triclinia, meist in Hufeisenform angeordnet. Mittig ein Tisch
  • Römer nutzten Teller, Löffel und Becher, Messer zum Tranchieren von Fleischgerichten

Mittelalter:

  • Sitten am Tisch waren weniger kultiviert, weniger hygienisch
  •  Messer und Löffel wenig verbreitet, größten Teils mit den Fingern gegessen
  • Gabel als Werkzeug des Teufels verpönt
  • Kaum Teller, Brotscheiben als Unterlage oder Vertiefungen im Tisch
  1. Jahrhundert:
  • Nutzung von Gabeln für tropfendes, klebriges Obst und um die damals modischen Halskrausen nicht zu beschmutzen
  • Verbreitung der Benutzung von Messer und Gabel von Italien über Frankreich bis hin nach Deutschland (erst Mitte des 19. Jahrhunderts)

Ab dem 17. Jahrhundert:

  • Das bei uns gängige Besteck etablierte sich

      2. Konzepte

MESSER

  • Messer ursprünglich als Waffe
  • Weniger als Esswerkzeug, sondern zum vorherigen Zerkleinern in mundgerechte Portionen, die dann mit den Fingern gegessen wurden
  •  Persönlicher Gegenstand; man trug es im Lederfutteral am Gürtel
  •  Im Laufe der Zeit entwickelte es sich zusätzlich zum Kunst-, Ritual- und Schmuckgegenstand sowie sogar Zahlungsmittel
  • Im antiken Rom kam das Messer schon ab etwa 90 v. Chr. als Essgerät bei Tisch in Mode
  • Ab dem 18. Jahrhundert wurde das Messer zum festen Teil des Essbestecks
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faca f. faca f.           Bedeutungserweiterung lat. facus >

arab. farhah (Lanze aus Eisen)

Fortsetzung des arab. Ausdrucks und der Bedeutung, morphologische Assimilation.

  cuchillo m. coltell m.,

cotell m.

couteau m. cunté m. coltello m. cuţit n. Lehnwort

dim. culter von lat. cŭltĕllus (Messer)

Ausdruck und Bedeutung sind fortgesetzt.

    ganivet         fra. knif, ganif, canif

(Taschenmesser)

Ausdruck und Bedeutung sind fortgesetzt.

 

GABEL

  • Kleine, zwei-, drei- oder vierzinkige Gabeln sind in Europa schon aus römischer Zeit wie etwa aus einem Schatzfund von Vienne bekannt.
  • Von Byzanz aus gelangte die Gabel im Frühmittelalter zu den Normannen, durch die intensive Handelsbeziehung
  • Von Byzanz aus gelangten die Gabeln wohl durch Heirat zwischen Fürstenhäusern in das Italien der Spätrenaissance
  • Der erste Bericht über Gabeln in Mitteleuropa stammt aus dem 11. Jahrhundert vom Hof des Dogen Orseolo II. in Venedig
  • Vierzinkige Gabeln gab es seit dem 17. Jahrhundert in Frankreich. Zunächst nur in Italien begann die Gabel im 16. Jahrhundert als Essbesteck in Mode zu kommen.
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garfo m.             Bedeutungserweiterung: lat. graphium (Griffel)

fra. greffe

(Pfropfen) Bezeichnung nach optischen Aspekten.

  cuña f.           Bedeutungserweiterung:  lat. cuneus (Keil)

Bezeichnung nach Optik und Funktion.

  tenedor m. tenedor m.         von spa. tener + Suffix –dor (Geber)
    forquilla f. fourchette f.,

fourche f.

furtgetta f.,

furchetta f.

forchétta f. furculitâ f. Lehnwort:         lat. furca          dim. lat. forca (zweizackige Gabel, Mistbabel)

Fortsetzung des lat. Ausdrucks, Fortsetzung der Bedeutung und morphologische Assimilation.

 

LÖFFEL

  • Das urtümlichste der Werkzeuge, die zum Essen aber auch zum Trinken genutzt wurden
  • Einer schöpfenden Hand nachempfunden
  • Im alten Rom gab es zwei Arten von Löffeln, die größere ligula und die kleinere cochlea
  • Setzte sich aber erst im 19. Jahrhundert durch
  • Kunsthandwerkliche Löffelmacher stellten Löffel her, mit Verzierungen und Inschriften versehen, vorwiegend als wertvolles Geschenk und familiäres Erbstück
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colher f. cuchara f. cuchara f.

 

 

cuillére f.   cucchiaio m.   Bedeutungserweiterung:

lat. cochlea

(Schnecke)

(Löffel zum Verzehr von Schnecken)

        sodun,

tschadun m.

     
            lingura f. lat. lĭngŭla

(Landzunge)

Bezeichnung nach Form.

 

TELLER

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prato m. plato m. plat m.   plat m. piatto m.   Bedeutungserweiterung: lat. planum (Fläche, Ebene)

Fortsetzung des lat. Ausdrucks, Fortsetzung der Bedeutung und morphologische Assimilation.

      assiette f.       Bedeutungserweiterung:  lat. assidēre      (bei jemandem oder an etwas sitzen)
            farfurie f. tur.. farfuri < grie. φαρφουρί (Teller)

Fortsetzung des tur. Ausdrucks, Fortsetzung der Bedeutung und morphologische Assimilation.

        taglier m.     it. tagliere (Schneidebrett)

Fortsetzung des lat. Ausdrucks, Fortsetzung der Bedeutung und morphologische Assimilation.

 

SCHÜSSEL

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  bol m. bol f.         eng. bowl    altengl. bolla (Schale)

Fortsetzung des eng. Ausdrucks, Fortsetzung der Bedeutung und morphologische Assimilation.

      ècuelle f.   scodella f.   lat. scutella (Trinkschale)

Fortsetzung des lat. Ausdrucks, Fortsetzung der Bedeutung und morphologische Assimilation.

            castron n. fra. casserole (Topf, Pott)

Fortsetzung des fra. Ausdrucks, Fortsetzung der Bedeutung und morphologische Assimilation.

        cuppa f.     lat. cupa      (Tonne, Fass)

Fortsetzung des lat. Ausdrucks, Fortsetzung der Bedeutung und morphologische Assimilation.

tigela f.

 

 

            lat. tegula (Ziegel)

> Form

lat. tegere (bedecken, verhüllen, verstecken)

 

TASSE

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xícara f.             nah. xicalli (Trinkgefäß)
  taza f. tassa f. tasse f.   tazza f.   Lehnwort aus dem Französischen.

Ursprung:         ara. ṭāsa ‏طاس‎, (Schälchen, Napf)

geht zurück auf per. tašt (Becken, Schale)

            canâ f. lat. canna (Rohr, Gefäß)

Fortsetzung des lat. Ausdrucks, Fortsetzung der Bedeutung und morphologische Assimilation.

chávena f.             may. chãvan      chi. chã-kvãn (Schale)

nah. xicalli,

Fortsetzung des lat. Ausdrucks, Fortsetzung der Bedeutung und morphologische Assimilation.

        cuppin m.     lat. cupa     (Tonne, Fass)

Fortsetzung des lat. Ausdrucks, Fortsetzung der Bedeutung und morphologische Assimilation.

 

BESTECK

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talher m.             altfra. tailloir, (Deckplatte)
  cubiertos m.,

cubertería f.

coberts m. couvert m.       lat. cooperire (völlig bedecken)

> sp. cubrir

        pusada f. posate f.   lat. ponere    it. posare (legen)
            tacâm f. tur. takim: (Garnitur, Truppe)

 

TISCHDECKE

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toalha de mesa f.   estovalles f.     tovaglia f.   pro. toalha (Tuch)
  mantel m.           Bedeutungserweiterung: lat. mantellum (Hülle, Decke)
      nappe f.       lat. mappa (Serviette, Mundtuch)
        cuverta da maisa f.   cuvertuâde masă f. Lehnübersetzung Tisch + Decke, Hülle

lat. cooperire        lat. mensa

 

GLAS

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  vaso m.       vaso m.   vlat. vasum (Gefäß)
    got m.         vlat.*gottus,

lat. guttus (enghalsiger Krug)

            pahar n. hun. pohár serbokroatisch pehar althochdeutsch pehhari (Gefäß)

spätlat. picarium (Becher)

        magiel      
      verre m.       lat. vitrum (Glas)

lat. videre (sehen) > weil durchsichtig

copo m.             lat. cupa (Tonne, Fass)
          bicchiere f.   althochdeutsch: becher, pechher

 

FLASCHE

por spa cat fra roh ita ron Etymologie
  botella f. botella f. bouteille f. buttiglia f. bottiglia f.

 

 

  lat.   bŭ(t)ticŭla, dim. buttis (Trinkgefäß)
garaffa f.             arab. غُرْفَة (ġurfẗ), von garafa (servieren)
            sticlâ f. nhd. stikls (Becher, Kelch)

> germ. stikla (Stachel, Spitze, Trinkhorn)

 

3. Darstellung der Ähnlichkeitsbeziehungen

unter folgender Verlinkung findet man eine Tabelle zur Darstellung der Ähnlichkeitsbeziehungen:

Quantifizierung

Ergebnisse:

  • Bei dem von mir gewählten Thema BESTECK, GESCHIRR haben  die Konzepte aus dem Spanischen und Catalanischen am meisten Ähnlichkeiten  (Faktor 8)
  • darauf folgen die Konzepte aus dem Italienischen und Catalanischen (Faktor 7)
  • und zuletzt, Französich und Catalanisch (Faktor 6) sowie Französich und Italienisch (Faktor 6)

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