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Donau-Ries (DON) IV (Nikolaos Michelidakis)




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Donau-Ries (DON ) IV, Nikolaos Michelidakis

Der Landkreis Donau-Ries ist der nördlichste Landkreis des Regierungsbezirkes Schwaben. An seiner nördlichen und südlichen Grenze schließen sich jeweils der Regierungsbezirk Mittelfranken und die ebenfalls schwäbischen Landkreise Dillingen a.d. Donau, Augsburg und Eichach-Friedberg, wobei seine westliche Seite das Bundesland Baden-Württemberg angrenzt.

Die Bestandteile des Kreisnamens entsprechen den zwei geographsichen Merkmalen, die die Landschaft am stärksten prägen. Die Donau fließst durch den südlichen Teil des Landkreises über eine Strecke von ungefähr 20-25 km  und führte während ihrer Entwicklung zu der Gestaltung einer flachen, wasserreichen Landschaft entlang ihres Verlaufs, die aber beidseits von den hügeligen Maßen des Tertiärs flankiert ist. Diese werden durch eine weitgehend gleichgewichtige Mischung von Mischtrümmermassen und Lössdeckungszonen gekennzeichnet.

Das Nördlinger Ries (s. Abb. 3, 7) liegt am Übergang von der schwäbischen zu der fränkischen Alb und genau an der Grenze zwischen Bayern und Baden Württemberg, so dass der westlichste Teil davon zum württembergischen Ostalbkreis gehört. Es handelt sic dabei um einen fast 25 km breiten kreisrunden Krater, der durch einen Meteoriteneinschlag am Ende des Jüngtertiärs (vor ca. 15 Millionen Jahre) entstand und durch nachfolgende Errosionsprozesse seine endgültige Gestaltung erhielt.  Durch das Ries fließen der Fluß Eger, der aus dem Südwesten in das Ries hineinfließt, und die aus der Frankenhöhe kommende Wörnitz, die am Ende ihres Verlaufs hin zu der Donau einmündet. Im Inneren des Kraters herrscht im Bereich der Eger eine mächtige und weit erstreckte Lösszone mit nur wenigen Unterbrechungen, wobei im Bereich der Wörnitz die Fläche größtenteils von Sandablagerungen bzw. Sandstein belegt worden sind, die nur kleine Lössteile enthalten. Der sandige Untergrund streckt sich bis zum nördlichen Rand des Kraters. Das Reste des Randes bilden bunte Trümmermaßen und bei dem Meteoritimpakt entstandenen Breccie- und Kalkablagerungen. Charakteristisch sind schließlich für den Bereich der Wörnitz die relativ weitreichenden Talauen.

Der Landkreis Donau-Ries und insbesondere der Bereich des Rieses gehört zu den archäologisch am intensivsten erforschten Gebieten Bayerns. Das erste Interesse für die Bodendenkmäle des Rieses begann bereits im ausgehenden 18. bzw. frühen 19. Jh. und führte zu einigen primären Untersuchungen, wobei in der zweiten Hälfte des 19. Jh. zahlreiche historische Vereine entstanden, die unter anderem Ausgrabungen führten. Eine wichtige Persönlichkeit für die archäologische Forschung im Ries war der Apotheker Ernst Frickhinger (1867-1940), der in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege in München innerhalb einer Zeitspanne von 30 Jahren mehrere Grabungsarbeiten in unterschiedlichen Ortschaften leitete, die eine erste Synthese der archäologischen Situation ermöglichten. Nach dem zweiten Weltkrieg übernahm die Grabungsarbeiten die Stelle Thierhaupten des Landesamtes für Denkmalpflege und führte weitere Grabungen kleinen Ausmaßes. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Anzahl der kartierten (nicht nur eisenzeitlichen) Fundstellen vervielfacht, nicht zuletzt dank der Anwendung moderner Methoden wie Prospektion.

Abb. 1: Karte des Lankdreises Donau-Ries mit Fundstellenverteilung (Eisenzeit). (Quelle: OpenTopoMaps).

Abb. 2:Anzahl der Fundstellen nach Landkreisen.

Das oben kurz skizierte Interesse für das Ries mag zumindest teilweise die Tatsache erläutern, warum der Landkreis Donau-Ries die mit riesigem Abstand größte Anzahl eisenzeitlicher Fundstellen unter allen Landkreisen Schwabens nimmt. Mit mehr als 800 Fundstellen stellt sich am ersten Rang, wobei der zweitrangige Landkreis Dillingen a.d. Donau mit ungefähr nur 150 Fundstellen folgt.

Ein kleiner Überblick über die Gesamtkartierung der Fundstellen im Landkreis Donau-Ries lässt feststellen, dass die absolute Mehrheit der bisher dokumentierten Fundorte sich im Bereich des Rieses und seiner unmittelbarer Umgebung konzentrieren, während die übrigen Fundstellen bis zu der Donau und weiter keine vergleichbare Konzentration bilden, obwohl gelegentlich einige verstreute Gruppen erscheinen. Auch innerhalb des Rieses sind bestimmte Unterteilungen des Gebiets nach unterschiedlicher Stellendichte zu beobachten, die sehr wahrscheinlich mit dem geologischen Gepräge des Rieses eng verbunden sind.

Abb. 3: Verteilung eisenzeitlicher Fundstellen im Bereich des Nördlinger Rieses mit Angabe des geologischen Untergrundes (Quellen: Bayerisches Landesamt für Umwelt www.lfu.bayern.de / Bundesamt für Kartographie und Geodäsie www.bkg.bund.de)

Zunächst zeichnet sich bei dem Besiedlungsverhalten sowohl während der Hallstattzeit, als auch während der Latènzeit eine deutliche Neigung zu den Lössbedeckten Zonen des Innenraums sowie den Flußufern und kleinräunigen Talauen, die logischerweise sowohl das angenommene hohe Ertragspotential des Lössuntergrundes (heute noch wichtig für die Bewirtschaftung Bayerns) und die immer erwünschte Nähe zu Wasserquellen zufriedenstellend erklären würden.

Die sandigen Gebiete, sowie der Rand des Kraters wurden nur spärlich besiedelt. Eine Abweichung von diesem Schema stellt die dichte Besiedlung am südlichen Verlauf des Steinrandes.  Zwischen den beiden Hauptperioden der Eisenzeit entsteht kein großer Unterschied bezüglich der Verteilung ihrer entsprechenden Fundplätzen, außer dass das von Eger durchfloßene Zentrum fast ausschließlich hallstattzeitliche Fundstellen ergab, wobei die latènezeitliche Belegung relativ stärker in der Randzone des Innenraums (nicht selten deutlich außerhalb der Lösszone) gewesen zu sein scheint.

Bemerkenswert ist dabei das sich die Mehrheit der Fundstellen im Inneren des Kraters und an obersten Rande befindet, wobei die  inzwischen liegenden Hangabfälle, auch in dem sehr dicht besiedleten südlichem Bereich des Rieses, nur spärliche Funde erbracht haben.  Dabei fällt ebenfalls auf, dass trotz der erheblich großen Zahl an Fundstellen, die Grabfunde klar unterrpräsentiert sind, wobei Siedlungsfunde am häufigsten vorkommen.

Abb. 4: Fundstellenverteilung im südlichen Bereich des Nördlinger Rieses mit Angabe der Höhenstufen.

Nicht auszuschließen wäre aber ein während der Jahrhunderte sehr starker Errosionsprozess, dem genau die weitgehend ebenfalls von Löss und Lehm bedeckten Hänge äußerst anfällig gewesen sein könnten und der zur Auflösung mehrerer Fundstellen führte. Dies würde teils auch die geringe Zahl von Grabfunden gut begründen, indem die von alluvialen Materialien abgedeckten Flachgräber sehr schwierig zu entdecken sind, wobei das ebenfalls geringe Vorkommen von Grabhügeln durch die bis heute stark ausgeführte Beackerung der Lössgebiete zu erklären wäresiehe Fries 2005, 31-33..

Abb. 5: Anzahl der eisenzeitlichen Hauptstrukturen im Landkreis Donau-Ries

Im Gegensatz zu dem deutlichen Überwiegen von Siedlungsstellen im Bereich des Rieses sind im übrigen Gebiet des Landkreises mehrere Grabdenkmäler, meistens hallstattzeitliche Grabhügeln, dokumentiert und oftmals ausgegraben. Aus dem Gemeindegebiet Donauwörth sind mehr als 30 hallstattzeitliche Fundplätze bekannt, ausschließlich Hügelnekropolen mit insgesamt rund 280 Hügeln, die sich vor allem in den Wäldern auf der Albfläche erhalten haben. Die meisten davon sind allerdings ungeöffnet bzw. nur im Rahmen von Rettungsgrabungen des Landesamtes für Denkmalpflege gegraben oder am schlimmsten unbeobachtet unterschiedlichen Bauarbeiten zum Opfer gefallenHennig 2001b, 178-179.

Abb. 6: Hallstattzeitliche Grabhügelfelder und Siedlungen in der Umgebung Donauwörths

Von elf Grabhügeln in der Gemarkung Donauwörth-Berg sind drei ausgegraben, wobei sich nur einer als hallstattzeitlich erwiesen hat und die anderen zwei der Bronzezeit gehören. Knapp weiter nach Norden, auf dem sog. 'Schellenberg', einem südlichen und weitgehend bewaldeten Ausläufer der Fränkischen Alb von etwa 7 km Länge und 4 km Breite, der nach SO und S zur Donau hin steil abfällt, liegen fünf Grabhügelfelder mit insgesamt ca. 60 Grabhügeln. Drei dieser Hügelgruppen, in der weiten Umgebung der Stadt Donauwörth und genau genommen in den Waldabteilungen 'Mönchshau', 'Oldenau' und 'Riegelholz', die in den fünfziger Jahren durch intensive Überbauung gefährdet waren, wurden in mehreren Kampagnen des BLfD untersucht. Es handelt sich mehrheitlich um kreisrunde Grabhügeln mit einem Durchmesser von über 20m und einer erhaltenen Höhe von über 1,5m. Die hauptsächlich aus lehmigen Erdreich oder lehmig-humosem Material bestandene Aufschüttung überdeckte eine vier- bis rechteckige Zentralkammer, oftmals mit einer Wandkonstruktion in Blockbautechnik, die eine einzelne Bestattung mit meistens reichhaltigem Geschirr enthieltHennig 2001b, 180ff.

Eine besondere Stelle in der Denkmallandschaft des Landkreises nimmt ebenfalls die Gemeinde Ehingen a. Ries, etwa 10-15 km N-NO der Stadt Nördlingen. Im Gebiet der Gemarkung 'Belzheim' liegt ein riesiges Grabhügelfeld von ungefähr 150.000 mmit mindestens 204 Grabhügeln unterschiedlicher Größe. Eine unbekannte Anzahl davon wurde bereits im 19. Jh. geöffnet. Fünf Hügel sind von Frickhinger ausgegraben, wobei die Mehrzahl im Rahmen von kleinen Kampagnen in den fünfziger und neuziger Jahren dokumentiert worden sindHennig 2001b, 198-202..  

Die latènezeitliche Besiedlung im Ries und Umgebung weist einige Besonderheiten auf. Während der am besten belegten Spätlatènezeit (LT D) prägten die Landschaft die überall im süddeutschen Raum angetroffenen Viereckschanzen. Im Ries fanden sich nach bisherigem Forschungsstand auf dem fruchtbaren Lössgebiet nur zwei Viereckschanzen, die ihren Einzugsbereich mit mehreren einfachen Flachlandsiedlungen teilten, ohne dass eine genaue Datierungszuweisung der letzten allerdings immer möglich wäre. Ein ganz anderes Bild ergeben sieben Viereckschanzen 5-10 km östlich des Rieses, die sich in den Arealen der heutigen Gemeinden Harburg, Otting, Monheim, Buchdorf und Maxheim befanden.

Abb. 7: Verteilung von Viereckschanzen und Flachlandsiedlungen in Nördlinger Ries und Umgebung mit Angabe des geologischen Untergrunds (Quellen: Bayerisches Landesamt für Umwelt www.lfu.bayern.de / Bundesamt für Kartographie und Geodäsie www.bkg.bund.de)

Diese lagen auf den Höhen der Fränkischen und Schwäbischen Jura, auf Böden von gemischten Trümmermassen und sandigem Untergrund mit nur kleinen Lösshorizonten, weswegen ihre Wirtschaftsaktivitäten eher in die Viehzucht gerichtet worden sein solltenvgl. von Nicolai 2019b, Absatz 14.. In einer weitgehend ähnlichen topographischen Situation befand sich die Viereckschanze von Dornstadt-Linkersbeindt am Nordrand des Rieses. Die relativ gut dokumentierten Anlagen (Otting, Dornstadt-Linkersbaindt) weisen einige gemeinsame Charakteristika auf, nämlich eine Oreintierung W nach O oder umgekehrt, eine Doppelumwehrung von Grabenwerken und Erdwällen und ein Tor das sich ungefähr in der Mitte der östlichen Seite befandSchwarz 2007, 105, 121-122.. Interessant scheint die Tatsache, dass die meisten dieser Viereckschanzen auf Lagen errichtet waren, die mehr oder weniger den nahe befindlichen Fließgewässern exponiert waren, ohne dass es dazu aber irgendwelche zufriedenstellende Erklärung geben könnte, außer einer indirekten Neigung zur Beobachtung der verfügbaren Wasserquellen.

Abb. 8: Perspektive (Exposition) der Viereckschanzen östlich des Rieses und Markierung der nahe befindlichen Fließgewässer (Quelle: Bundesamt für Kartographie und Geodäsie www.bkg.bund.de)

In Bezug auf die Siedlungskontinuität und Diskontinuitäten kann keine gesicherte Äußerung gemacht werden, da die meisten Fundstellen grob in die Hallstatt- oder die Latènezeit datieren. Interessant ist aber dass die gesicherten LT A-zeitlichen Siedlungen relativ wenig sind und die Perioden LT B bis C2 nur spärliches material erbracht haben, wobei die Spätlatènezeit besser vertreten ist.

Abb. 9: Anzahl der Siedlungen nach Datierungsstufen

Bibliographie

  • Bick 2007 = Bick, Almut (2007): Die Latènezeit im Nördlinger Ries (Materialhefte zur Bayerischen Vorgeschichte, Band 91), vol. 91, Kallmünz/Opf, Laßleben, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege.
  • Fries 2005 = Fries, Jana Esther (2005): Die Hallstattzeit im Nördlinger Ries, in: Materialhefte zur Bayerischen Vorgeschichte Reihe A, vol. 88, Kallmünz/Opf., Lassleben.
  • Hennig 2001b = Hennig, Hilke (2001): Gräber der Hallstattzeit in Bayerisch-Schwaben (Monographien der Archäologischen Staatsammlung München, Band 2), Stuttgart , Theiss.
  • Schwarz 2007 = Schwarz, Klaus (2007): Atlas der spätkeltischen Viereckschanzen Bayerns: Textband, München, Beck.
  • von Nicolai 2019b = von Nicolai, Caroline (2019): Viereckschanzen in Bayern, in: Lehre in den Digital Humanities. Version 1 (14.10.2019, 10:21) (Link).
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Eine Antwort

  1. Eine Erklärung für das Fehlen von Viereckschanzen auf den Lössböden des Riesbeckens ist die intensive Beackerung dieser Bereiche die zur völligen Einebnung der Wälle und Gräben geführt haben könnte (Bick 2007, 43).

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