Was genau ist das eigentlich mit der Talkshow? Kennt die neueste Generation, Aufgewachsen mit Handys und dem Internet, diese Gattung des Abendfernsehens eigentlich noch? Leider gibt Foltin in seinem Text darauf keine Antwort, kann er auch gar nicht, denn der Text aus den späten 1990er Jahren beschäftigt sich nur mit der Vergangenheit der Talkshow, und nicht mit ihrer Zukunft. Und wenn man sich heute mit seinem Text aus einer Ethnologischen Perspektive beschäftigt fragt man sich: Was soll das eigentlich, und wem hat das geholfen? Es wird weder eine Fragestellung, noch eine Methodik, noch überhaupt irgendeine Erklärung zur Erhebung der genannten Zahlen geliefert. Was kann man dennoch aus diesem Text ziehen?
Foltin arbeitet in seinem Text, wie es der Titel eventuell schon vermuten lässt, mit der Geschichte des Genres der Talkshow, und die ist auch, zumindest Phasenweise, interessant: Am Anfang, in den 1953er Jahren, war man sich in Deutschland nämlich noch gar nicht so richtig Bewusst, was nun eigentlich mit diesem Boomenden Genre aus Amerika angestellt werden soll, denn ein gewisser konservativer Nationalgeist verbot es schon damals, es einfach 1 zu 1 zu übernehmen. So wurden Anfangs erstmals politische Sendungen aus dem Radio ins öffentliche rechtliche Fernsehen übernommen, und dort mit großem Erfolg ausgestrahlt. (Die privaten Sender sollten erst deutlich später, und anderes, in das Geschäftsmodell einsteigen.). Das Genre erwies sich als durchaus profitabel, auch für kleinere dritte Programme, denn es war günstig zu produzieren und warf hohe Einschaltquoten ab.
Erst in den 70er Jahren wurde sich mit Sendungen wie „Je später der Abend“ und „fünf nach 9“ an Amerika orientiert, und das mit großem Erfolg: Fünf nach 9 läuft bis heute regelmäßig und erziehlt nach wie vor Einschaltquoten. Bei den in dieser Zeit erstellten Mustern würde es auch lange bleiben. Beziehungsweise hat sich bis heute an diesem klassischen Aufbau aus interessanten Themen und einer Mischung aus Prominenten Gästen, Experten und dem Studiopublikum nicht viel geändert.
Was ist nun aber der wissenschaftlich relevante Aspekt daran, der besonders für uns Kulturwissenschaftler interessant ist? Gute Frage. Zwar stellt Foltin eine Theorie auf, bei der Talkshows in Talkshows im engeren und Talkshows im weiteren Sinne aufgeteilt werden, aber mehr gibt es fast nicht zu holen. Wer aufmerksam liest mag noch hier und da ein paar interessante Themen aufgreifen können, bei denen es sich besonders um die Einstellung der Deutschen zum Thema Talkshows und Politik in den Unterschiedlichen Jahrzehnten geht... aber auch diese wenigen Einschübe kommen leider nicht weit.
Quelle: Foltin, Hans-Friedrich : Die Talkshow. Geschichte eines Schillernden Genres in: Unterhaltung, Werbung und Zielgruppenprograme, Wilhelm Fink Verlag, München 1994 , S. 69-109