Seit Aufkommen der so genannten Varietätenlinguistik (vgl. Sinner 2014) ist es üblich, mehrere 'Dimensionen' der sprachlichen Variation systematisch zu unterscheiden:
Varianten aus ein und derselben Dimension, die mit hoher Wahrscheinlichkeit im Verbund auftreten (vgl. Berruto 2011) bilden 'Varietäten' (vgl. kritisch Krefeld 2018); für manche Varietäten gibt es etablierte Termini wie z.B. 'Stil' in der diaphasischen oder 'Soziolekt' in der diastratischen Dimension. So ist es mit einer gewissen Konsequenz nahe liegend, auch 'Dialekte' als 'diatopische Varietäten' zu bezeichnen. Die Generalisierung dieses Ausdrucks für alle Dimensionen hat jedoch den gravierenden Nachteil, dass sie den substantiellen Unterschiede zwischen den Dialekten einerseits und den anderen Varietäten verwischt: Dialekte sind in sich vollständige sprachliche Systeme und insofern gewissermaßen 'Sprachen'. Der Unterschied zwischen den Standardsprachen (besser: Standardvarietäten) und den Dialekten liegt ausschließlich in ihrem gesellschaftlichen Status in den damit verbunden Traditionen ihrer institutionellen und medialen Nutzung. Dialekte sind dominant mündlich und informell. Kompetente Dialektsprecher, die - wie heute in Europa fast überall üblich - auch die Standardsprache beherrschen, sind daher als 'zweisprachig' anzusehen (vgl. Alfonzetti 1992; Cerruti/Regis 2005). Aus diesem Grund sind Dialekte auch eine Herausforderung des Sprachunterrichts, der sich die Schulsysteme bislang kaum stellen.
Sehr geehrter Herr Prof. Krefeld,
im Wort Dialektsprecher im letzten Satz ist mir ein Tippfehler aufgefallen:
„Kompetente Dialketsprecher, die – wie heute (…)“.
danke, ist korr.!
ThK
Sehr geehrter Herr Prof. Krefeld,
hier mein Vorschlag (URL) zu den Varietäten einer Sprache:
http://www.christianlehmann.eu/ling/elements/index.html?http://www.christianlehmann.eu/ling/elements/varietaeten.php
Ich finde, dass hier die Dimensionen der Variation mit guten Beispielen erklärt werden (siehe erste Tabelle).
Liebe Frau Veronesi,
danke, ein guter Vorschlag, werde ich einbauen, ob wohl die Inkonsistenz der Kategorie ‚Varietät‘ (Dialekte vs. andere Var.) nicht so scharf wie nötig zur Sprache kommt.
Auserdem fehlen bei Lehmann Lit.hinweise.
Bis übermorgen
Thomas Krefeld
Sehr geehrter Herr Krefeld,
mein Link wird wahrscheinlich nur die Minderheit der Teilnehmer Ihres Kurses ansprechen, nichts desto Trotz finde ich als DAF-lerin diesen Link sehr interessant, da diese Diskussion „Dialekte im DAF Unterricht. Ja oder Nein?“ immer wieder aufgegriffen wird und durchaus auch eine berechtigte Diskussion ist.
Eventuell könnte man auf diesen Beitrag, auf welchen ich beim Recherchieren zufällig gestoßen bin, hinweisen, da ich keinen DaFler kenne, der sich diese Frage noch nicht gestellt hat, und dieser Artikel liefert einige gute Argumente.
https://bop.unibe.ch/linguistik-online/article/view/927/1618
Mit freundlichen Grüßen
Mirjam Hauter
danke, hab’s in den Beitrag ‚Dialekt‘ übernommen.