Der 'sprechende' ALD-I ist als exemplarische Ergänzung der Printversion gedacht und insofern nachgeordnet. Erfasst werden aber immerhin 21 Ortspunkte (von insgesamt 217), die den Kernbereich des Dolomitenladinischen rund um das Sella-Massiv repräsentieren (Val Badia | Abteital, Gherdëina | Grödnertal, Fascia | Fassatal, Fodom | Buchenstein, Anpezo | Cortina d'Ampezzo). Es handelt sich um die Orte, die auf der Grundkarte durch den "limite della Ladinia brissino-tirolese" (gepunktete Linie) abgegrenzt werden:
Das Material lässt sich nach Orten und Stimuli filtern. Das Konzept des 'sprechenden ALD-I' wurde gattungsbildend und hat mehrere Audio-Atlanten inspiriert (wie Ruffino 1997) oder explizit auf den Weg gebracht (so den VIVALDI). Die Menge der erfassten Orte ist abgeschlossen; interaktive Ergänzung um andere Orte und/oder weitere Stimuli bzw. Belege war zur Entstehungszeit nicht vorhersehbar und wurde nachträglich auch nicht ermöglicht.
Durch die Audio-Dokumentation relativiert sich die Bedeutung der phonetischen Transkription, denn der phonetisch geschulte Hörer kann die Adäquatheit selbst überprüfen. Dazu das folgende Bespiel: In den drei Aufnahmenorten des Grödnertals | Gherdëina wird für ALD 678: il sacco / i sacchi im Singular ein identischer phonetischer Typ, nämlich l sak notiert:
Der auditive Eindruck ist jedoch keineswegs identisch, denn in ALD Punkt 86 (Bula) und ALD 87 (Santa Cristina) wird der auslautende Konsonant der Singularform deutlich aspiriert, so dass [-kh] zu notieren wäre - ganz im Unterschied zu Punkt 88 (Sëlva), wo das transkribierte [sak] überzeugt. In der Aspiration erweisen sich die beiden talauswärts und damit näher an der romanisch-deutschen Sprachgrenze gelegenen Orte 86 | 87 als stärker germanisiert, denn die Aspiration des /K/ lässt den Einfluss des bairisch-südtirolerischen [kχ] erkennen..
Im Sinne der digital humanities wäre es sinnvoll, Prozeduren zu entwickeln, die es den Nutzern erlauben,
- die Transkriptionen zu korrrigieren;
- die Audiodateien für eigene phonetische Analysen downzuloaden.
Bibliographie
- Ruffino 1997 = Ruffino, Giovanni (Hrsg.) (1997): I giochi fanciulleschi tradizionali. I nomi della trottola e la memoria del gioco. Carte geolinguistiche con una carta sonora su CD-ROM e una guida ai testi e ai rilevamenti linguistico-etnografici, Palermo.
- VIVALDI = Kattenbusch, Dieter (Hrsg.) (1998-2016): Vivaio Acustico delle Lingue e Dialetti d`Italia (VIVALDI), Berlin, Humboldt-Universität (Link).
Danke, liebe Frau Umlauf. Der Beitrag von Dell’Aquila in der Treccani ist gut.
Bis bald
ThK