Die alpinen Bezeichnungen der GÄMSE liefern ein gutes Beispiel, wieso man den Ursprung eines Wortes in einer Substratsprache annehmen muss. Zunächst ist es wichtig, das Verbreitungsgebiet zu klären:
Ein Blick auf die Alpen zeigt nun, dass die drei dort gesprochenen Sprachfamilien (Germanisch, Romanisch, Slawisch) ein- und denselben Bezeichnungstyp kennen:
Es erhebt sich nun die Frage nach der Herkunft; soll man vom Urspung des Wortes in einer der drei Sprachfamilien oder womöglich von einer Sprache aus einer anderen Familie ausgehen?
Gegen germanische Herkunft spricht die Tatsache, dass das Tier im Ursprungsgebiet der Germanen, in Nordeuropa, gar nicht vorkommt.
Gegen romanische, d.h. lateinische Herkunft spricht die Tatsache, dass in den romanischsprachigen Gebieten außerhalt der Alpen, wo die GÄMSE vorkommt, ganz andere Bezeichnungen gebraucht werden:
Gegen slawische Herkunft spricht die Tatsache, dass die Bezeichnung bereits im 5. Jahrhundert im Lateinischen belegt ist (vgl. FEW 2, 148 f., s.v. camox ♦), d.h. zu einer Zeit, als es im Alpenraum noch keine slawische Bevölkerung gab. Es muss daher Herkunft aus einer vorrömischen Alpensprache angenommen werden.