Das Lehre@LMU-Projekt „Eisenzeit digital“




1. Eisenzeit digital

Vorstellung auf dem Netzwerk-Treffen von Lehre@LMU
am 3. Juli 2017

Caroline von Nicolai | Stephan Lücke

1.0.1. In Stichpunkten:

  • Interdisziplinär: Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie und Digital Humanities (DH)
  • Im Blick: Berufschancen der Studierenden in Wissenschaft und Wirtschaft
  • Lerninhalte: Umgang mit Geoinformationssystemen und relationalen Datenbanken
  • Vermittlung: 2 Lehrveranstaltungen zu eisenzeitlichen Fundplätzen in Bayern
  • Einsatz von kostenfreier Opensource-Software (QGIS und MySQL)
  • Einsatz einer virtuellen Lehrumgebung (dhvlab; virtuelle Maschinen)
  • Nachhaltigkeit durch Nachnutzbarkeit: Integration der Seminardaten in Datenpool

1.0.2. Im Detail:

Das Projekt "Eisenzeit Digital" ist interdisziplinär ausgerichtet. Es wird geleitet von Dr. Caroline von Nicolai (Institut für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie und Provinzialrömische Archäologie) und Dr. Stephan Lücke (IT-Gruppe Geisteswissenschaften, Digital Humanities [DH]).

Zentrales Ziel des Projektes ist es, die Studierenden in die Nutzung von sog. Geoinformationssystemen (GIS) und den Umgang mit relationalen Datenbanken einzuführen. Fertigkeiten auf beiden Gebieten sind im Hinblick auf spätere Berufschancen sowohl im Wissenschaftsbetrieb wie auch in der freien Wirtschaft von großem Vorteil. Der Einsatz dieser Technologien wird exemplarisch anhand von Daten zu archäologischen Funden aus der Eisenzeit (ca. 800 bis ca. 15 v. Chr.) in Bayern vermittelt.

Aus archäologischer Perspektive spielt die Georeferenzierung von Fundplätzen eine wichtige Rolle. Unverzichtbar ist dabei die Visualisierung archäologischer Daten auf Landkarten. Erst auf diese Weise können Muster in der räumlichen Verteilung der Fundplätze erkannt und dahinter stehende Ursachen und Zusammenhänge aufgedeckt werden. Nicht unwesentlich ist die Möglichkeit, auf Basis einmal erkannter Verbreitungsmuster neue Fundplätze gezielt aufzufinden.

Im Rahmen von zwei Lehrveranstaltungen im Sommersemester 2017 und im Sommersemester 2018 haben die Studierenden die Aufgabe, für eine definierte Region (jeweils ein bayerischer Landkreis) sämtliche bislang bekannten Daten zu archäologischen Fundplätzen aus der Eisenzeit zunächst in einer relationalen Datenbank zu sammeln und anschließend diese Daten in Form einer elektronischen Karte unter Verwendung eines GIS-Programms zu visualisieren. Für die Wintersemester 2017/18 und 2018/19 ist jeweils die fachwissenschaftliche Aufarbeitung der in den Lehrveranstaltungen gesammelten Daten sowie deren Übertragung in eine internationale fachwissenschaftliche Datenbank (basefer) vorgesehen. Interessierte Teilnehmer der Lehrveranstaltungen in den Sommersemestern sollen in diese Arbeit einbezogen werden.

Als GIS-Anwendung kommt das kostenfreie Opensource-Programm QGIS zum Einsatz. Motiviert ist diese Wahl dadurch, dass QGIS in den für die Studierenden in Betracht kommenden Berufsfeldern weit verbreitet oder gar ein de-facto-Standard ist:

QGIS-Karte mit den von den Teilnehmern der WÜ bearbeiteten oberbayerischen Landkreisen

Die Erfassung der Daten erfolgt im relationalen Datenbankmanagementsystem (DBMS) MySQL. MySQL ist ebenfalls eine weit verbreitete und kostenfreie Opensource-Software. Die Studierenden lernen dabei zunächst die Grundbegriffe und -verfahren der Datenmodellierung kennen. Anschließend erlernen sie die Grundlagen der Datenbanksprache SQL:

Ansicht der Datenbank vfpa_eisenzeit auf dem MySQL-Datenbankcluster der ITG in PhpMyAdmin

Zentrales Lehrinstrument ist eine virtuelle Lehrumgebung mit Namen dh-vlab (entwickelt im Rahmen des Förderprogramms "Digitaler Campus Bayern" des bayerischen Kultusministeriums). Sämtliche im Unterricht eingesetzte Software ist dort auf virtuellen Maschinen installiert, so dass alle Studierenden, unabhängig von ihrem Aufenthaltsort und ihren persönlichen technischen Geräten, eine einheitliche Softwareumgebung nutzen können:

Portal der virtuellen Lehr- und Forschungsinfrastruktur DHVLab

Alle im Rahmen des Projekts gesammelten Fachdaten werden im Datenpool der IT-Gruppe Geisteswissenschaften abgelegt. Auf diese Weise können sie jederzeit mit anderen Daten des Pools kombiniert und in künftige Projekte mit im Prinzip beliebiger Ausrichtung eingebunden werden. Die technische Absicherung der Pool-Daten sowie etablierte Verfahren zur Datendokumentation stellen Nachhaltigkeit und Nachnutzbarkeit sicher (vgl. Thomas Krefeld & Stephan Lücke (2017): Nachhaltigkeit – aus der Sicht virtueller Forschungsumgebungen. Korpus im Text. Version 7 (10.03.2017, 12:27). url: http://www.kit.gwi.uni-muenchen.de/?p=5773&v=7).

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Rekonstruiertes Tor der keltischen Ringwallanlage Dünsberg (Hessen)

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