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Subkultur




Trotz aller Unterdrückung und Diskriminierung entsteht unter den Sklaven eine Subkultur, die zum einen die Anpassung an neue Lebensumstände und zum anderen die Fortführung alter afrikanischer Kulturpraktiken bedeutet. Trotz der Unterschiede in Sprache und Ethnie verbinden die gemeinsame Hautfarbe und der soziale Status schon bald die Sklaven untereinander und bilden so eine gemeinsame Kultur (siehe Klein 1986, 163). Die Subkultur entsteht aus der Mischung zwischen den verschiedenen Kulturen im Kontakt. Auch die religiösen Kulte bestehen aus gemischten europäischen und afrikanischen Traditionen. Christliche Elemente, die aufgenommen werden, sind beispielsweise das Kreuz oder die Verehrung bestimmter Heiliger. Es werden europäische Musikelemente mit afrikanischen kombiniert, wie Trommeln mit menuet und quadrille und Traditionen wie der Karneval mit afrikanischen Kulten vermischt (siehe Coquery-Vidrovitch 2013, 211).

Nach der Arbeit und an Sonntagen, an denen meistens nicht gearbeitet werden muss, versammeln sich die Sklaven für Tänze, Musik und andere kulturelle Praktiken. Der Tanz und die Musik sind von den Herren nicht nur akzeptiert, sondern meistens auch erwünscht, da man sich eine positive Wirkung auf die Arbeit und die Gesundheit der Sklaven erhofft. Bereits die Händler auf den Schiffen fordern die neu gekauften Sklaven zum Tanzen auf dem Deck auf, um ihre Überlebenschancen zu verbessern. Außerdem sind talentierte Sklaven auf dem Markt mehr wert und können für einen höheren Preis verkauft werden (siehe Günther 1982, 56).

Die Subkultur ist den Sklaven vorenthalten und die Herren werden von den Zeremonien und Riten der Schwarzen ausgeschlossen (siehe Fleischmann 1986, 79). Da sich die Herren nur wenig für die nächtlichen Riten der Sklaven interessieren, bleibt die Subkultur weitestgehend vom direkten Einfluss und Bewertung der Weißen geschützt. Wenn der Herr doch versucht die Riten, Tänze, Musik oder religiöse Zeremonien der Sklaven zu unterdrücken, führen die Sklaven ihre Traditionen heimlich, teilweise nachts, weiter. Der Versuch den weißen Einfluss in ihre Kultur fernzuhalten ist auch als Widerstand gegen die Entmenschlichung und Entwürdigung der Sklaven zu sehen (siehe Bush 1990, 151). Die Isoliertheit der Subkultur bedeutet, dass auch, unter den weißen Siedlern schlecht angesehene, afrikanische Kulte erhalten bleiben (siehe Günther 1982, 52). Dabei nehmen vor allem ältere Frauen eine wichtige Rolle ein, da sie bei religiösen Zeremonien oft die Führung übernehmen und ihr kulturelles Wissen an die jüngeren Generationen weitergeben (siehe Bush 1990, 74,154). Aus der Isoliertheit lässt sich auch schließen, dass sich neben der Kultur die afrikanischen Sprachen vor allem im lexikalischen Bereich der Subkultur erhalten haben. Der Anteil afrikanischer Etyma ist im Kreol der französischen Antillen insgesamt zwar begrenzt, aber durch die isolierte Entstehung und Erhaltung der sklavischen Subkultur gibt es in den lexikalischen Bereichen Religion und Totenglaube, Musik und Tanz und Sagen und Sprichwörter einen deutlichen Einfluss afrikanischer Sprachen. Man kann sagen, dass den afrikanischen Sprachen durch die Abdrängung in den kulturellen Bereich eine sakrale Sonderstellung zukommt, die einhergeht „mit dem Verlust ‚afrikanischer‘ Identität, die, auf der Ebene der Subkultur, einer durch die kulturellen Erfordernisse der Sklaverei geprägten Platz macht“ (siehe Fleischmann 1986, 85).

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